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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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wäre ich das bestgekleidete Mädel der ganzen STADT. Traumbilder von zartrosa Oxford-Stoffen und Schottenkaros tanzten mir durch den Kopf. Mit fünfhundert Dollar konnte ich mir Slipper mit Quasten UND College-Schuhe kaufen, flauschige Samthaarbänder, Miniröckchen mit Walmuster und eine passende Umschlagtasche zu jedem Outfit!
    »Meinst du, wenn ich einen Handzettel entwerfe, könnte Dads Sekretärin den für mich vervielfältigen? Dann könnte ich die in der Nachbarschaft verteilen.«
    »Ganz bestimmt, wenn du sie nett darum bittest.«
    »Dann mache ich mich gleich an die Arbeit!« Und damit schnappte ich mir meine Schultasche und stürmte zur Treppe. Dann fiel mir allerdings noch etwas ein, das ich fast vergessen hätte: »Das wollte ich euch noch sagen … Hey, Schmodder-Todd?« Ich zog einen Umschlag aus meiner Tasche, den ich meiner Mutter reichte. »Deine Noten sind heute mit der Post gekommen! « Dann flitzte ich aus dem Zimmer, während alle Farbe aus dem Gesicht meines Bruders wich.
    Und so kam es, dass ich im Sommer 1983 als der Über-Babysitter bekannt wurde. Ich war heißbegehrt, allerdings nicht, weil ich so gut mit Kindern umgehen konnte. Ich hatte noch nie ein Händchen für die lieben Kleinen – alles selbstsüchtige, aufmerksamkeitsheischende, unlogische, klebrige kleine Biester mit einem schrecklichen Fernsehgeschmack. 24
    Meistens war ich nett zu meinen Schutzbefohlenen, aber sämtliche möglichen Muttergefühle, die sich hätten regen können, wurden von ihrem schrillen Kreischen und dem unverständlichen Gebrabbel, dass ich eher nervig als entzückend fand, im Keim erstickt. Von den endlosen unzusammenhängenden Geschichten und dem Sperrfeuer naseweiser Fragen will ich erst gar nicht anfangen. »Jen, warum zwitschern die Vögel? Jen, warum wächst das Gras? Jen, wie schlafen Haie? Jen, warum ist der Himmel blau?« Der Himmel ist blau, weil der liebe Gott euch nicht leiden kann, kapiert? Und das Allerschlimmste war, Kinder schienen zu glauben, dass sich immer alles um sie dreht .
    Wo doch jeder weiß, dass sich immer alles um mich dreht.
    Der einzige Grund für meine große Popularität war, dass ich mich unaufgefordert um den Haushalt kümmerte. Meine Kunden konnten sich darauf verlassen, dass bei ihrer Rückkehr sämtliche Küchengeräte blitzten und blinkten, die Spüle leer und der Teppich porentief rein war. Schnell hatte ich gelernt, dass ein bisschen Fleiß und Mühe noch mehr Slipper und Poloshirts bedeuteten, und je mehr schicke Sachen ich hatte, desto eher würde Shelley grün und gelb vor Neid. Ha.
    Sosehr mir die Kinder auch auf die Nerven gingen, waren sie doch ein notwendiges Übel. Einmal wollte einer der kleinen Aufständischen, Daniel Bedlamski, partout nicht aus dem Pool kommen, wodurch ich mich gezwungen sah, Jens Babysitterregel Nummer 95 anzuwenden: Nicht verzagen, höflich fragen. Diese kleinen Grundregeln hatte ich eigens für den Umgang mit Danny aufgestellt, denn mich mit ihm herumschlagen zu müssen, statt das Haus auf Vordermann zu bringen, hatte mich schon des Öfteren mein Trinkgeld gekostet.
    Vor seiner strikten Weigerung herauszukommen hatte ich zum x-ten Mal in meiner Bibel, meinem persönlichen Stilberater, Das offizielle Handbuch für College-Girls, herumgeblättert. Darin hatte ich gerade ein bisschen gestöbert, wobei ich Danny allerdings nie aus den Augen ließ, da ich davon ausging, würde er ertrinken, könnte das negative Auswirkungen auf meine anschließende Entlohnung haben. Aber als er dann nicht aus dem Becken kommen wollte, klappte ich energisch das Buch zu und marschierte zum Rand des Pools.
    Rasch streifte ich meine College-Slipper und die Rautenmustersocken ab. Dann krempelte ich meine Khakibermudas hoch, stieg die ersten beiden Stufen in den Nichtschwimmerteil des Beckens und nahm Danny streng ins Visier. Mit einem Lächeln richtete ich meine Perlenkette. 25 Er planschte ein bisschen herum und grinste mich an, mit nassen weißblonden Haaren, rosa Wangen voller Sommersprossen und munteren himmelblauen Augen. Jens Babysittergrundregel Nummer 37: Je engelsgleicher sie aussehen, desto teuflischer sind sie. Danny mit seinem kleinen Puttengesicht war in Wirklichkeit ein echter Satansbraten.
    Zuckersüß säuselte ich: »Danny, Herzchen, kommst du bitte aus dem Wasser?« Ich hatte mir angewöhnt, den lieben Kleinen herzallerliebste Kosenamen zu verpassen, seit ich gefeuert worden war, weil ich Markie Everhart einen »Schwachmaten« genannt hatte.

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