Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
bloß Komplimente in mein Filofax. Jen ist schlauer als Josh. Jen ist eine bessere Verkäuferin als Josh. Jen ist interessanter als Josh.
Irgendwann kam das Gespräch auf Harvard. Was mich nicht weiter überraschte. Weil er dort studiert hat, kommt Josh früher oder später IMMER auf Harvard. Ehrlich gesagt war ich regelrecht schockiert, wie lange er es geschafft hatte, nicht darüber zu reden. Normalerweise stellte er sich als Joshua vor und fügte dann hinzu: »Aber meine Freunde aus Harvard nennen mich Josh.« Ein Glück, dass er einen Harvard-Ring und eine Krawatte mit den Farben der Universität trug, nur für den Fall, dass jemand diesen Wink mit dem Zaunpfahl nicht verstand. Und so ein Zufall, welch ein Glück! Lawrence hatte auch in Harvard studiert. Juhu oder booja, booja oder rah, rah oder was auch immer !
Josh und Lawrence laberten und laberten über Purpur und Creme, das Bootshaus, die Mix-ins bei Steve, The Coop – den legendären Buchladen auf den Campus – und Nieder mit Yale!, während ich unbeteiligt aus dem Fenster hinausstarrte. Irgendwann merkten sie, dass ich auch noch da war, und Lawrence entschloss sich, mich in ihren dualen Monolog einzubeziehen.
Er setzte an: »Sagen Sie, Jenny …«
Moooment mal, Bürschchen, immer schön langsam. Steht auf meiner Visitenkarte etwa Jenny? Habe ich mich als Jenny vorgestellt? Sehe ich aus wie eine Jenny? Nein. Erste Verwarnung, Freundchen.
»… waren Sie auch in Harvard?«, beendete er den Satz.
Wäre ich in Harvard gewesen, glaubst du nicht, ich hätte das irgendwann im Laufe der letzten halben Stunde erwähnt? Zweite Verwarnung.
Mit einem höhnischen Lächeln mischte Josh sich ein. »Nein, sie war auf einem staatlichen College im Mittleren Westen.«
Ich gab mir große Mühe, trotz meines Ärgers zu lächeln. Ich habe vielleicht nicht in Harvard studiert, doch ich war stolz auf meinen Abschluss, vor allem darauf, mir einen Großteil meines Studiums selbst finanziert zu haben. »Ja, genau. Ich habe meinen Abschluss in …«, setzte ich an.
Aber da war es schon zu spät. Lawrence und Josh schauten sich bereits vielsagend an bei der gruseligen Vorstellung, dass jemand tatsächlich an einer staatlichen Uni studiert hatte. Mit diesem kleinen Informationshäppchen bewaffnet kam Lawrence offensichtlich zu dem Schluss, dass ich es nicht wert war, in ihr Gespräch einbezogen zu werden, und ich wurde wieder unsichtbar. Dritte und letzte Verwarnung. Ich wendete mich wieder meinem Notizbuch zu. Jen ist nicht so herablassend wie Josh. Josh schnüffelt seine eigenen Fürze. Josh hat schmutzige Fantasien, wenn er an Alan Greenspan denkt.
Irgendwann führte Lawrence uns dann durch seine Abteilung. Als wir an dem Web-Team vorbeikamen, das Lawrence leitete, sah ich, dass sämtliche Mitarbeiter völlig ungeniert auf irgendwelchen Pornoseiten surften. Und nicht mal auf den besseren, den Ich-mache-das-nur-um-meinen-Schauspielunterricht-zubezahlen-Seiten. Nein, wir reden hier von Hardcore-Porno mit Großaufnahmen und Cumshot und allem Drum und Dran. 31
Seltsam , dachte ich. Sollten diese Leute nicht wenigstens ein bisschen schuldbewusst wirken, weil wir sie dabei erwischt haben, wie sie sich diese billigen Wichsvorlagen reinziehen?
Als wir in den Konferenzraum zurückkamen, war ich noch immer angefressen, weil man mir über den Mund gefahren war und mein College beleidigt hatte. Wer hätte mir das verdenken können? Also beschloss ich, es wurde langsam Zeit, sich ein bisschen zu amüsieren.
Als wir uns gemeinsam in den noblen handschuhweichen Ledersesseln niederlassen, frage ich also unverblümt: »Hey, Larry , was geht denn mit den Nacktfilmseiten?«
Nenn du mich noch mal Jenny.
Josh funkelte mich finster an, aber ich ignorierte ihn einfach.
»Wie aufmerksam, dass Sie das gleich bemerkt haben. Unsere Webentwickler möchten weitere Abonnenten für unser Onlineprojekt gewinnen. Deshalb untersuchen sie, wie pornografische Webseiten Unterbrecherfenster nutzen, um die Daten der Registrierenden zu sammeln. Die arbeiten Tag und Nacht an dieser neuen Technik«, entgegnete Lawrence und nickte bedeutsam mit dem Kopf, als stimme er sich selbst zu. So ein Vollidiot.
»Mal sehen, ob ich das recht verstehe, Larry«, hake ich nach. »Ihr Team guckt sich den lieben langen Tag Pornoseiten an.«
»Ja, das stimmt.« Weiteres Kopfnicken.
»Und Sie haben das abgesegnet?«
»Auf jeden Fall.« Nick, nick, nick.
»Weil die Ihnen erzählt haben, das sei zu Recherchezwecken?«,
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