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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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fuhr ich fort.
    »Ganz genau.« Jetzt nickte Josh auch noch. Die beiden sehen aus wie Wackeldackel mit Parkinson.
    »Und das GLAUBEN Sie ihnen? Ha!« Mein Hohngelächter schallte durch ganz Manhattan, während Lawrence und Josh erbleichten, weil ihnen aufging, dass sie ebenso hüllenlos dastanden wie die Mädels auf den einschlägigen Webseiten. Kurz darauf fand unser Meeting ein abruptes Ende, genauso wie meine Lehrstunden bei Josh.
    Macht ihr noch mal meine Alma Mater runter.

     
    Dennoch bin ich dankbar für meine Zeit bei Midwest IR. Mit all diesen Jungs zusammenzuarbeiten hat mich gelehrt zu kämpfen wie ein Mann. 32 Dort habe ich mir das Selbstbewusstsein erarbeitet, meinem gegenwärtigen Arbeitgeber bei den Gehaltsverhandlungen frech ins Gesicht zu schauen und eine derart unverschämte Forderung in den Raum zu werfen, dass die mich eigentlich lachend aus dem Vorstellungsgespräch hätten jagen müssen.
    Hätten müssen.
    Haben sie aber nicht. Wobei ich noch einmal auf die nachlässige Aushilfskraft verweisen möchte.
    Trottel.
    Bei meiner Arbeitsmoral bin ich morgens immer als Erste im Büro und gehe abends als Letzte nach Hause. Seit wir aus Florida zurückgekommen sind, habe ich noch mehr zu tun als sonst. Heute hatte ich schon drei Kundentermine, und ich kann gar nicht mehr zählen, wie viele Anrufe ich schon entgegengenommen habe. Darum ist es auch schon vier Uhr nachmittags, und ich habe noch immer nicht zu Mittag gegessen.
    Kurz erhasche ich einen Blick auf mein Spiegelbild in dem Minispiegel an der Wand meiner Arbeitsnische. Igitt. Mein Lippenstift ist nur noch eine vage Erinnerung an bessere Zeiten, und meine Wimpertusche ist überall, nur nicht auf meinen Wimpern. Und, bäh … meine Strähnchen sind völlig ausgebleicht vom Chlor im Schwimmbecken der Hotelanlage, und mein Haaransatz ist rausgewachsen. Ich sehe aus wie eins dieser billigen Highschoolmädels, die mit links rumzukriegen sind. Die auf der Motorhaube der Karre ihres Stechers sitzen, lange klimpernde Ohrringe tragen und Wimperntusche, die sie mit einem Feuerzeug wieder flüssig gemacht haben, damit sie auch schön klumpt und schmiert. Jetzt fehlt nur noch eine Bryan-Adams-Kassette, eine Virginia-Slims-Zigarette und der dringende Wunsch, mit der Karre über den McDonald’s-Parkplatz zu cruisen.
    Dann werfe ich einen Blick rüber zu Courtney. Vorhin hat sie leise vor sich hin geweint, aber jetzt flüstert sie schon wieder verschwörerisch in den Hörer und kichert aufreizend. Zwar trägt sie ihren Verlobungsring noch, allerdings habe ich das bestimmte Gefühl, dass sie nicht mit Brad telefoniert. Courtney hat heute mehrmals versucht, Blickkontakt mit mir aufzunehmen, doch ich war ständig in irgendeiner Telefonkonferenz. Kurz überlege ich, ihr ein bisschen Lithium in den Frappuccino zu kippen, weil ich einfach keine Zeit habe für eine emotionale Achterbahnfahrt mit ihr. Ich muss Verkäufe abschließen, Konzepte ausarbeiten und meine Frisur retten.
    Wieder wandert mein Blick zum Spiegel. Verkäufe und Courtneys Seelenfrieden können warten, meine Haare haben absoluten Vorrang.
    Schnell greife ich zum Telefon.
    »Guten Tag und herzlichen Dank, dass Sie im Salon Molto Bene, North Michigan Avenue, anrufen. Was kann ich für Sie tun?«, meldet sich eine angenehme Stimme.
    »Hallo, hier spricht Jen Lancaster. Ich möchte gerne einen Termin bei Rory machen. Strähnchen und Haaransatz nachfärben. Sollte etwas frei sein, lieber früher als später, wäre ich Ihnen sehr verbunden«, sage ich.
    »Mal sehen …« Während ich geduldig abwarte, höre ich im Hintergrund emsiges Tippen auf einer Tastatur. »Sie haben Glück! Gerade hat jemand bei Rory abgesagt, Sie könnten also morgen um 15.30 Uhr reinkommen, wenn Ihnen das passt«, erklärt die Stimme am Telefon. Bingo, Volltreffer! Sonst bekommt man so spät in der Woche nie einen Samstagstermin.
    »Das passt hervorragend. Besten Dank«, entgegne ich überschwänglich.
    »Also gut, dann morgen um halb vier, Strähnchen und Haaransatz nachfärben bei Rory. Danke sehr, und bis morgen, Jenny.«
    Das lasse ich mal ausnahmsweise durchgehen.

     
    Am nächsten Tag bin ich so früh zu meinem Friseurtermin dran, dass ich vorher noch im Laden nebenan ein bisschen shoppen kann. Endlich ist der Frühling da, und mich überkommt das dringende Verlangen nach neuem schickem Schuhwerk. Ungefähr eine Stunde verbringe ich in einem teuren Schuhladen und liebäugele mit den neuesten Modellen von BCBG und Via Spiga.

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