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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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Entscheidung geführt haben. Und ich glaube, ich habe guten Grund dazu, patzig zu sein, wie du es so schön ausdrückst. Ich arbeite mindestens sechzig Stunden die Woche, ohne Überstunden zu nehmen, und verbringe meistens auch noch das halbe Wochenende im Büro. Morgens bin ich als Erste hier, und abends bin ich die Letzte, die geht.«
    »Jen, du verstehst die größeren Zus…«
    »Entschuldige bitte. Ich bin noch nicht fertig. Gestern habe ich zum ersten Mal in dem ganzen Jahr, das ich nun schon hier arbeite, krankgefeiert. In meinem Bereich sind die Verkaufszahlen um hundertsechzig Prozent gestiegen, und ich habe den nationalen Marktführerpreis gewonnen. Ich habe ganz allein unsere gesamte Marketingplattform entworfen. Mein Geschäftsplan wurde als Pflichtlektüre für sämtliche Verkaufsleiter des Unternehmens rausgeschickt. Angesichts dieser Leistungen würde mich also wirklich mal interessieren, was da schiefgelaufen ist.«
    »Na ja, seit dem 11. September wissen wir nicht so genau, wie es weitergeht und …«, setzt sie an.
    Sofort falle ich ihr ins Wort. »Jetzt schieb diese Entscheidung bloß nicht den Terroristen in die Schuhe, okay? Wenn überhaupt, dann wird sich durch die Anschläge die Nachfrage für webgestützte Produkte eher noch ERHÖHEN, weil die Leute weniger reisewillig sind. Tut mir leid, aber diese Argumentation zieht bei mir nicht. Ich verlange eine nachvollziehbare Erklärung. Das habe ich ja wohl verdient.«
    »Das war eine unternehmensinterne Entscheidung.« Unbeteiligt zuckt sie die Achseln und kramt eine Zigarette aus einem der Stapel.
    »Hast du eine Ahnung, wie viele Freunde ich verloren habe, seit ich hier arbeite, weil ich einfach keine Zeit mehr für sie habe? Hast du auch nur den leisesten Schimmer, welche Opfer ich in meinem Privatleben gebracht habe, um es bis hierher zu schaffen? Ich habe in diesem Job jeden einzelnen Tag weit mehr als nur meine Pflicht getan, also habe ich ja wohl ein bisschen mehr verdient als: ›Das war eine unternehmensinterne Entscheidung‹ .«
    »Jen, was soll ich noch dazu sagen? Es war eine unternehmensinterne Entscheidung, und es tut mir leid.«
    »Komm mir nicht mit ›Es tut mir leid‹, wenn ich genau weiß, dass das nicht stimmt. Deine chronische Unaufrichtigkeit ist echt zum Kotzen«, zische ich. »Aber ich gehe hier nicht weg ohne eine Antwort. Bitte erkläre mir, was ich falsch gemacht habe. Lag es daran, dass ich wegen Problemen mit meiner Tagesmutter keine Vierzig-Stunden-Woche arbeiten konnte? Oder weil ich Firmenressourcen vergeudet habe, um mir die Hausaufgaben für meinen Master in Wirtschaftswissenschaft machen zu lassen? Oder weil ich meinen Untergebenen, was völlig daneben ist, dauernd von meiner kaputte Ehe vorgeheult habe? Aber nein, warte mal, das warst ja DU. Also, ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, warum ich nicht mehr bei Corp. Com. angestellt bin, du aber schon.« Ich könnte im Quadrat springen vor Wut.
    Kathleen versucht, mich mit einem durchdringenden Blick zum Schweigen zu bringen, doch ich sehe, wie ihr Kinn leicht zuckt. Mit zitternden Händen und unsicherer Stimme reicht sie mir ein Blatt Papier. »Würdest du jetzt bitte hier unterschreiben, dass du keine weiteren Ansprüche gegen das Unternehmen geltend machen wirst, dann kann ich dir gleich den Scheck mit deiner Abfindungszahlung geben.«
    Rasch überfliege ich das Dokument. Nicht nur, dass ich das Unternehmen von sämtlichen finanziellen Verpflichtungen freistelle, ich soll auch noch zusichern, nicht schlecht über die Firma zu reden, sonst können sie die Abfindung zurückverlangen. Na toll, was soll’s. Ich unterschreibe den Wisch, denn mal ehrlich, was bleibt mir anderes übrig? Ich schiebe das Blatt so unwirsch über den Schreibtisch, dass eine Tasse mit kaltem Kaffee auf eins von Kathleens Lehrbüchern kippt. Was sie geflissentlich übersieht. Sie reicht mir einen schmalen Umschlag.
    Den reiße ich auf und nehme den Scheck heraus, der drinsteckt.
    Der ist ausgestellt auf EINEN WOCHENLOHN.
    Ein ganzes Jahr lang am Limit zu arbeiten ist einen einzigen Wochenlohn wert? Für einen Wochenlohn habe ich den Geburtstag meiner Nichte versäumt? Für einen Wochenlohn habe ich auf die Hochzeit meiner besten Freundin verzichtet? Für einen Wochenlohn habe ich sämtliche Familienurlaube des vergangenen Jahres sausen lassen? Für einen Wochenlohn muss ich 300 Dollar im Monat hinblättern, um all die grauen Haare zu überfärben, die dieser stressige Job mir beschert hat?

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