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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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Alles, was sie sagte, war eine Tatsachenfeststellung, ganz gleich, wie erdrückend die Gegenbeweise auch sein mochten. So hasste Noni beispielsweise sämtliche künstlichen Aromen und Zusatzstoffe, weshalb sie einen heftigen Groll gegen General Foods hegte. Sie erklärte, sie könne den ganzen Laden in Schutt und Asche legen, wenn sie es nur dreimal sagte. Natürlich sagte sie es immer bloß zweimal – schließlich wollte sie ihre »besonderen Kräfte« nicht missbrauchen -, also konnten wir sie nie der Lüge überführen. 57
    »Wie dem auch sei, genug von uns geredet«, fährt sie unbeirrt fort. »Wie steht’s denn mit euch beiden? Als ihr am Labor Day in Las Vegas wart, habe ich die ganze Zeit auf den Anruf gewartet. Ich habe auf gepackten Koffern gesessen, weil ich damit gerechnet habe, ihr beide wolltet durchbrennen und heimlich heiraten.«
    »Fletch?«, frage ich.
    Mit einem raschen Blick auf die Uhr antwortet er: »Achtzehn Minuten.«
    Offen gestanden bin ich schockiert, dass sie so lange durchgehalten hat.
    »Jedes Mal, wenn du uns damit nervst, verschieben wir unsere Verlobung um einen Monat nach hinten. Beim gegenwärtigen Stand der Dinge erwarten wir die Ehefeierlichkeiten in etwa für den Herbst 2026.«
    »Schon gut, ich dränge euch nicht.« Ja, klar. »Wie dem auch sei, euer Badezimmer ist wirklich entzückend geworden. Wann hast du denn bei deinen verrückten Arbeitszeiten noch die Zeit dazu gefunden? Sieht aus, als hättest du Tage damit zugebracht, die Wände abzuschleifen und anzustreichen.«
    Fletch will auf die Frage antworten, doch ich fahre dazwischen. Ich habe ihn ausdrücklich gewarnt, kein Wort über die Entlassungsgeschichte zu verlieren, weil ich meinen Eltern die schlechten Neuigkeiten schonend beibringen möchte. Aber nun fürchte ich, er könnte sich verplappern und verraten, dass ich momentan mehr als genug Zeit habe. »Letztes Wochenende«, werfe ich rasch ein. »Ging wirklich schnell. Die Wände waren vorbehandelt, also kam die Tapete fast von selbst von der Wand. Und dann habe ich mit Tiefgrund vorgestrichen und musste bloß zweimal überstreichen.«
    Verstohlen betaste ich meine Nase, um festzustellen, wie viel sie gewachsen ist. Ich kann es nicht ausstehen, meine Eltern anlügen zu müssen. Aber so toll sie auch sind, meine Mutter neigt dazu, sich meinetwegen völlig unnötig den Kopf zu zerbrechen, und ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht, während sie eigentlich an einsamen Sandstränden Cocktails aus ausgehöhlten Kokosnüssen schlürfen soll.
    »Wo wir gerade bei Badezimmern sind, ich glaube, ich werde deins noch mal schnell aufsuchen«, sagt sie und stellt ihr Wasserglas auf den Tisch. Dann marschiert sie die Treppe hinunter.
    Ich ergreife sofort die Gelegenheit und wende mich an meinen Vater. »Also, Dad, die Sache ist die. Ich bin vor zwei Wochen entlassen worden. Es ist alles bestens, und das Geld reicht auch. Ich habe jede Menge Vorstellungsgespräche und denke, es sollte bald was dabei sein. Aber ich will Mom nichts davon sagen, bis ihr aus dem Urlaub zurück seid.«
    Big Daddy trinkt zur Stärkung einen großen Schluck Johnnie Walker Black on the Rocks und lässt sich das gerade Gesagte noch mal durch den Kopf gehen. Nach einer kurzen Denkpause entgegnet er: »Herzlichen Dank. Flugzeuge haben im Allgemeinen nicht genug Scotch an Bord, um sich so weit betäuben zu können, dass man das Geplapper dieser Frau ausblenden kann, wenn sie sich wieder mal wegen irgendwas Sorgen macht. Himmel, sie jammert ja heute noch wegen etwas, das ich anno 1973 machen sollte …«
    »Entschuldige, Big Daddy? Aber hast du gar nichts dazu zu sagen, dass ich jetzt arbeitslos bin?«
    »Doch. Du verdienst nichts. Weißt du noch, was ich dir immer gesagt habe, als du noch ein kleines Mädchen warst? ›Dem Narren zerrinnt das Geld zwischen den Fingern.‹ Moderne Übersetzung? Hör auf, dein ganzes Vermögen bei Bloomingsdale’s zu verpulvern«, erwidert er. Fletch prustet los, und dann stoßen er und mein Vater mit ihren Bleikristallwhiskeygläsern an.
    Sosehr ich die beiden auch liebe, ich finde es eigentlich nicht besonders prickelnd, wenn sie sich zusammenrotten. Fletch und Dad sind sich so ähnlich, dass es schon beinahe beängstigend ist. Beide haben einen trockenen, sarkastischen Humor. Beiden merkt man an, dass sie mal beim Militär waren, weil sie größten Wert auf penibel gestutzte Haare legen (immer etwas zu kurz für meinen Geschmack), auf geputzt Schuhe (stets auf Hochglanz

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