Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
mit zwei Tierheimhunden: absolut unbezahlbar.
Die beiden Welpen, die wir Bär und Bulle getauft haben, da sie ihr Geschäft momentan auf dem Wall Street Journal verrichten, sind gleichermaßen liebenswert und zerstörungswütig. Im Laufe der letzten Wochen sind sie uns zunehmend ans Herz gewachsen. Die fünf bis acht Minuten täglich, in denen sie nicht wie die Bekloppten rumrennen und sich gegenseitig überall beißen wie flüchtige Psychiatrie-Insassen, sind wirklich schön, obwohl ich auch ohne das dauernde Vor-die-Tür-Gehen und das damit verbundene Treppensteigen leben könnte. Weil sie noch so klein sind, müssen sie mindestens acht bis zehn Mal am Tag raus. 74
Bulle, der Schäferhund, ist echt clever! Nach so kurzer Zeit kann er schon Sitz, Bleib und Gib Pfötchen. Ich weigere mich zu glauben, dass er das alles schon konnte, ehe er zu uns gekommen ist, und halte es stattdessen meinen ausgezeichneten Erziehungsmethoden zugute.
Bei Bär, dem zehn Wochen alten Pibull-Mädchen, sieht die Sache gänzlich anders aus. Sie tut nichts weiter als pinkeln, winseln und um Leckerlis betteln. Als sie gefunden wurde, bestand sie wohl nur noch aus Haut und Knochen, verständlich also, dass sie ununterbrochen auf Futtersuche ist. Und soll ich Ihnen im Vertrauen was sagen? Sie ist wirklich kein schöner Hund. Ihre Ohren zeigen in verschiedene Richtungen, und sie hat kaum Haare, dafür aber einen kräftigen Unterbiss. Wissen Sie, wie knuddelig die meisten Welpen aussehen, ganz plüschig mit kleinen Köpfchen und riesigen Tapsepfoten? Bär nicht. Sie sieht aus wie ein ganz normaler Pitbull, bloß kleiner. Und ziemlich hässlich.
Was ihr Verhalten angeht, muss ich allerdings zugeben, dass es sich stetig bessert. Letzten Dienstag hatten wir einen kleinen Rückfall, als ich mir bei Starbucks schnell einen Latte besorgt habe. Zum ersten Mal habe ich sie nicht in ihre Box gebracht, im Glauben, in fünf Minuten würden sie nicht allzu viel Unheil anrichten können. Wieder falsch gedacht! In meiner Abwesenheit nahmen die beiden zwei Zwanzigkilosäcke Blumenerde mit Stallmist untermischt auseinander, die ich gekauft und noch nicht auf die Terrasse geschleppt hatte. Beim Reinkommen blieb ich erst mal stehen und fragte mich verdutzt, wann wir einen schwarzen Teppich auf den Holzdielenboden gelegt hatten, bis es mir wie Schuppen von den Augen fiel. Zwei Stunden, eine Schaufel, drei tränenreiche Anrufe bei Fletch und eine doppelte Dosis Beruhigungspillen später war meine Welt wieder in Ordnung.
Fletch ist noch viel verrückter nach den Hunden als ich. Jeden Morgen springt er aus dem Bett, damit sie noch ein bisschen zusammen toben können, ehe er ins Büro geht. Manchmal schleicht er sich heimlich mittags nach Hause, um ein bisschen mit ihnen auf der Couch zu liegen, und jeden Abend geht er mit ihnen in den Hundepark. Zwei Mal habe ich ihn schon dabei erwischt, wie er ihnen was vorgesungen hat. Seine gemeinen Eltern haben ihm nicht erlaubt, einen Hund zu haben, also ist er hin und weg, jetzt so unverhofft Hundebesitzer geworden zu sein.
Aber das ist ohnehin alles hinfällig, denn heute gehen wir mit ihnen zu einer Adoptionsveranstaltung für interessierte Hundeeltern in spe. So süß, wie die beiden sind, findet sich bestimmt jemand für sie, und unser Leben (und mein sonst so makelloses Zuhause) werden wieder sein wie vorher.
Wir packen also die Hunde ins Auto und verstauen die vielen Spielsachen und alles Zubehör, das wir im Laufe der letzten Wochen gekauft haben, im Kofferraum. Hundebesitzer sein geht kaum weniger ins Geld, als ein Crack-Junkie sein. Als ich ein letztes Mal mit ihnen die Treppe runtergehe, tut es mir fast leid, aber ich weiß, wenn ich erst wieder arbeiten muss, werde ich keine Zeit mehr für sie haben.
Die Veranstaltung findet irgendwo am Stadtrand statt, und natürlich bleiben wir auf dem Weg dorthin im Stau stecken. »Meinst du, da vorne hat es einen Unfall gegeben?«, frage ich Fletch mit einem forschenden Blick auf die endlosen Autoreihen vor uns.
»Gut möglich, dass es bloß der normale Samstagsvormittagsverkehr ist. Hast du es so eilig, dahin zu kommen?«, erkundigt er sich.
»Nein.« Eine Weile bin ich ganz still. Fletch, der es gar nicht gewohnt ist, dass keine Geräusche aus meinem Mund blubbern, fragt mich schließlich besorgt, was los ist.
»Ich weiß nicht. Eigentlich habe ich mich darauf gefreut, wenn die beiden ausziehen, aber jetzt, wo es plötzlich so weit ist, fühle ich mich
Weitere Kostenlose Bücher