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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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verdecken, falls irgendwo mein BH herauslugte. Statt nun aber meine eigenen Haare zum Pferdeschwanz zu binden und den falschen Zopf mit hineinzuknüpfen, befestigte ich ihn einfach ohne große Umstände an meinem Hinterkopf, sodass er über meine Haare fiel und aussah wie eine lange, abartige Vokuhila-Frisur oder eine haarige Haifischflosse.
    »Jawohl«, brummte ich zufrieden in Richtung Spiegelbild, »du siehst einfach unverschämt gut aus.« Und damit schwebte die Königin der Abendunterhaltung nach draußen, um sich huldvoll ihren Untertanen zu zeigen.
    Mein großer Auftritt wurde, wie ich zunächst glaubte, von Applaus begleitet, der sich allerdings im unbarmherzigen Tageslicht schnell als Gelächter entpuppt. Ich sonnte mich in der Bewunderung der Anwesenden und kippte einen weiteren White Russian. Woraufhin sich das Zimmer, das sich trotz meines verknappten Outfits noch um einiges aufgeheizt hatte, in einen veritablen Brutofen verwandelte, und, was noch schlimmer war, nun auch noch anfing, sich im Kreis zu drehen. Höflich entschuldigte ich mich und verschwand ins Badezimmer, wo ich meine quietschsaubere Kloschüssel ungefähr vierzehn Mal entweihte.
    Gegen fünf Uhr am nächsten Morgen wachte ich auf dem kalten Fliesenboden auf, vollkommen verknittert und durch den Wind und noch immer in meiner bespritzten, schmuddeligen Latzhose. Für einen kurzen Augenblick glaubte ich, auf unerklärliche Weise meine volle Sehkraft wiedererlangt zu haben, bis ich merkte, dass ich meine Kontaktlinsen noch angehabt haben musste, als ich aus den Latschen kippte. Mühsam fummelte ich den falschen Pferdeschwanz aus meinen Haaren, wusch mir das Gesicht, putzte mir die Zähne und kroch ins Bett.
    Als ich das nächste Mal aufwache, ist es schon ziemlich spät. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber was ich sehr wohl weiß, ist, dass Fletch mich mit einem Holzlöffel anschubst.
    »Warum weckst du mich mit einem Kochgerät?«, will ich wissen.
    »Weil du derart zum Himmel stinkst, dass ich dich nicht mit bloßen Händen anfassen will«, entgegnet er spöttisch.
    »Mir ist hundeelend«, stöhne ich. »Die Haare tun mir weh. Meinen Haarwurzeln ist schwindelig. Meinen Poren ist schlecht. Ich habe mir die Milz verrenkt. Jeder Zentimeter meines Körpers tut weh.«
    Er gluckst schadenfroh. »Nichts im Vergleich zu dem Geruch, den du verströmst.«
    »Wieso hast du mich nicht ins Bett gebracht, als ich umgekippt bin?«
    »Habe ich versucht, aber du hast dich nicht vom Fleck gerührt. Als du aufgewacht bist, hast du ununterbrochen irgendwas von deinen Lakaien geschwafelt, also habe ich dich einfach dagelassen.«
    »Fletch, ich kann mir einfach nicht erklären, warum ich so übertrieben auf diese blöden White Russians reagiert habe. Gut, ich habe sie vielleicht ein bisschen zu schnell getrunken, aber weißt du nicht mehr, dass ich die im College weggekippt habe wie nix? Ich konnte Verbindungsstudenten unter den Tisch saufen, und damals war ich bloß ein einundzwanzigjähriges Gör in Harry’s Bar, das auf Johnnie Walker Black Scotch stand. Wie um alles in der Welt kann mich dann so ein bisschen Kahlua und Sahne derart fertigmachen?«
    »Weil es White Russians waren, Jen. Und die macht man aus Kahlua, Milch und einem doppelten Wodka.«
    »Und wie viel Schnaps ist das?« Ich bin zu verkatert, um Kopfrechnungen anzustellen.
    »Gut ein halber Liter.«
    »Heiliger Himmel.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Meinst du, Lisette und Jake haben was gemerkt?«
    »Ähm, Jen, ich weiß nicht so recht, wie ich dir das sagen soll, aber die sehen wir wohl so bald nicht wieder. Nie mehr, genauer gesagt.«
    »Mist.«
    »Es gibt aber auch eine gute Nachricht.«
    Hoffnungsvoll frage ich: »Wissenschaftler haben ein Wundermittel gegen Kaffeelikör-Kater gefunden?«
    »Viel besser. Ich habe rausgefunden, wohin deine Zeitung verschwindet.«
    Ich schieße so schnell hoch, dass mir schwindelig wird. »Wer war es? Der König des schlechten Geschmacks? Oder die Müllmores? Sag es mir!!«
    Krampfhaft bemüht, nicht zu grinsen, erwidert er: »Na ja, als ich heute Morgen mit den Hunden rausgegangen bin, habe ich den Hausmeister getroffen.« Seine Gesichtszüge entgleisen, und er schüttelt sich und prustet vor unterdrücktem Gelächter. »Und er hat mir gesagt, um das Atrium sauber und ordentlich zu halten, schmeißt er um Punkt neun alle übriggebliebenen Zeitungen in den Müll.«
    Ich möchte am liebsten sterben. Oder jemanden umbringen.

6
     
    Wen will

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