Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
dass die anderen Insassinnen mir einen schmeichelhaften und gleichzeitig ehrfurchtgebietenden Spitznamen verpassen. Ich denke da beispielsweise an »Ihre Majestät«. Das wäre doch nett – ich kann mir schon bildlich vorstellen, wie meine Knastschwestern sich vor mir verbeugen und meinen Ring küssen, während ich großzügig Zigaretten und Gunstbezeugungen verteile …
»Abgemacht.«
Nicht in den Knast zu wandern ist sicher das Beste. Wir geben uns unseren ersten ehelichen Kuss ohne Zeugen und machen es uns dann auf unserer jeweiligen Betthälfte bequem zum Weiterschlafen.
»Hey, ich habe eine tolle Idee. Wenn wir alt und grau sind und an unseren Hochzeitstag zurückdenken, dann schieben wir einfach meiner Mutter die Schuld in die Schuhe!«
Gegen Mittag taucht meine Mutter auf, als ich gerade einen Kaffee trinke und unsere Geschenkausbeute begutachte. Eigentlich hatte ich ja damit gerechnet, stinkreich zu werden, aber ich nehme an, wenn man nur eine Handvoll Gäste einlädt, bekommt man auch nur eine Handvoll Geschenke. Mist. Wie dem auch sei, immerhin bin ich jetzt stolze Besitzerin eines Cadillacs und darf – nein, muss eigentlich – meine noch unverheirateten Freundinnen nerven, wann sie endlich »unter die Haube kommen«. 103
»Ich dachte, du willst sicher ein paar Blumen aus dem Tischgesteck«, meint meine Mutter, als sie sich an mir vorbei ins Zimmer quetscht. Bockmist. Sie ist hier, um die schmutzigen Details von gestern Abend aus erster Hand zu erfahren. Genüsslich lässt sie sich auf dem Sofa nieder und legt die Füße hoch. »Wir haben dich beim Frühstück vermisst.« Diese aufgesetzte beiläufige Nummer kaufe ich ihr nicht ab.
»Ich habe dir gleich gesagt, dass ich am Tag nach meiner Hochzeit bestimmt nicht um neun Uhr zum Brunch auflaufe.«
»Alle waren ganz begeistert. Meine Schwestern haben gesagt, es sei eine der schönsten Hochzeiten, auf der sie je waren.«
»Freut mich.«
»Die ganze Familie fliegt heute wieder nach Hause. Todd ist eben zum Flughafen gefahren.« Sie spielt an einer obszön großen Kalla in meinem Brautstrauß herum, bis sie sich schließlich nicht mehr beherrschen kann. Geduld … Nur Geduld … »Und wo ist dein Ehemann?«
»Unter der Dusche.«
»Lasst ihr euch scheiden?«
»Mach dich nicht lächerlich.«
»Erzählst du mir dann, was passiert ist?«
»Mom, wie ich bereits sagte, geht dich das nichts an, und ich würde es sehr begrüßen, wenn du meine Privatsphäre respektierst.«
»Aber Todd hat gesagt …«
»Es ist mir egal, was Todd gesagt hat. Es ist alles in bester Ordnung. Verschwende keine Minute mehr darauf, dir Sorgen um unsere gemeinsame Zukunft zu machen. Das ist nicht unser erster Krach, und es wird auch nicht unser letzter sein. Aber normalerweise schaffen wir es ganz gut, uns wieder zusammenzuraufen, und auch wenn die Gemüter sich manchmal sehr erhitzen, so kühlen sie meistens auch recht schnell wieder ab. Also, entspannst du dich jetzt bitte?«
»Das freut mich.« Aber sie zappelt noch immer herum, und ich kann ihr ansehen, dass sie mit meiner Erklärung nicht zufrieden ist. Allerdings ist sie klug genug, es trotzdem dabei bewenden zu lassen. »Also, was habt ihr heute vor?«
»Wenn Fletch fertig ist, gehen wir zum Fotostudio und gucken uns die Kontaktabzüge an.«
»Die Bilder sind schon fertig?«
»Mom, wir sind hier in Las Vegas .«
»Ich komme mit.«
» Ping , falsche Antwort.«
»Aber ich möchte sie doch auch sehen!«
»Heute ist der erste Tag meiner Flitterwochen, und den verbringe ich ganz allein mit meinem Mann – also ohne dich. Ich bringe dir die Fotos nachher vorbei.«
»Und wo gehen wir heute Abend essen?«
»Mom, ich möchte dich ganz bestimmt nicht kränken, aber der Mutter-Tochter-Teil dieses Urlaubs ist vorbei. Fletch und ich essen im Foundation Room des House of Blues. Allein. Das soll richtig funky und Rock’n’ Roll sein, und es würde dir bestimmt nicht gefallen.« 104
Sie zieht eine Schnute. »Tja, das finde ich aber ganz schön undankbar, wo wir dir doch …«
»Wie ich schon sagte, ich kann euch gar nicht genug danken für alles, was ihr für uns getan habt. Dank eurer Unterstützung ist unsere Hochzeit genau so geworden, wie wir sie uns vorgestellt haben, und wir sind euch unendlich dankbar. Und sobald ich wieder einen Job habe, zahle ich euch alles zurück.«
»Jennifer, das ist nicht nötig.«
»Ich möchte es aber. Was ich allerdings eigentlich damit sagen will, ist, so dankbar wir auch sind,
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