Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
rauskommen.« Dann wendet er sich an Brett: »Wer weiß, vielleicht verzeiht sie dir ja eines Tages auch noch das Brumm brumm .«
»Das Ding habe ich so was von in der Tasche«, erzähle ich Brett. Wir sitzen gemeinsam in seinem Eckbüro und nehmen gerade eine Autopsie meines Vorstellungsgesprächs mit Julie vor. Selbst wenn ich anders nicht hätte punkten können, allein mein süßes Outfit müsste mir eigentlich schon den Job sichern – ich trage einen taillierten hellgrauen Blazer mit ausgestelltem Rock und passendem kurzem Jäckchen und dazu weiße Slingback-Pumps mit schwarzer Kappe. Klar, hätte ich einen blumenbesteckten Hut auf, könnte ich auch zum Kentucky Derby gehen, aber da ich mich nicht für die Geschäftsführung bewerbe, bin ich davon ausgegangen, mit einer weniger strengen, formellen Garderobe besser anzukommen. »Ehrlich, es hätte gar nicht besser laufen können. Na ja, schließlich habe ich das Produkt ja auch entwickelt – das Portfolio-Management-Tool war mein Baby. Ich habe alle wichtigen Entscheidungen getroffen: die Interaktionsmöglichkeiten, die Funktionen, sogar die Farbe der Benutzeroberflächen. Also eigentlich unmöglich, dass ich nicht die perfekte Besetzung bin, um Werbeartikel über dieses Produkt zu schreiben, oder?«
»Und wie hast du denen erklärt, dass du bereit bist, auch eine weniger gehobene Stellung anzunehmen?«
»Ich habe Julie erklärt, dass mein Leben sich verändert hat. Inzwischen bin ich verheiratet, habe zwei Hunde und viele neue Verpflichtungen. Ich habe ihr gesagt, ich möchte nicht mehr sechzig Stunden die Woche im Büro sein.«
»Was natürlich, so wie ich dich kenne, eine glatte Lüge ist.«
»Na ja, ich habe mir gedacht, wenn ich meinen Arbeitseifer zu sehr herauskehre, denkt sie nachher noch, ich wollte ihr den Job streitig machen.«
»Und wann will sie sich entscheiden?«
»In ein paar Tagen. Aber sie wird Ja sagen, davon bin ich überzeugt.«
»Cool. Übrigens, hast du, ähm, in letzter Zeit mal mit Courtney gesprochen?«
»Na klar, Brett. Ich rede dauernd mit Court. Wolltest du was Bestimmtes wissen?« Eine unübersehbare zarte Röte überzieht Bretts Wangen. »Du wirst ja rot! Du magst sie! Och, ist das niedlich! Habe ich mir doch gleich gedacht, dass ihr beiden euch gut versteht. Ihr habt so viel gemeinsam, eure Triathlon-Begeisterung beispielsweise und eure Schwäche für Dave Matthews. 106 Zufälligerweise hat sie mir gesagt, ich soll dir ihre Nummer geben.« Womit ich in meiner Handtasche herumkrame, bis ich ihre Telefonnummer gefunden habe. Dann lege ich Brett ihre Visitenkarte vor die Nase.
»Danke, Jen. Du hast was gut bei mir.«
Eine Telefonnummer im Tausch gegen die Möglichkeit, fünfzig Riesen zu verdienen? »Brett, ich glaube, wir sind quitt.«
Gerade habe ich sämtliche neuen Stellenangebote des heutigen Tages durchforstet, als Fletch hereinkommt. »Hey, Süßer, wie steht’s? Du bist aber sehr früh zuhause.« Maisy und Loki bellen und drehen sich im Kreis vor Freude. Und ich freue mich mindestens genauso, denn ich bin total ausgehungert nach etwas menschlicher Gesellschaft. Den ganzen lieben langen Tag rede ich nur mit den Hunden. Irgendwann fangen sie sicher an, mir zu antworten, und darauf bin ich nicht unbedingt scharf.
Dann geht mir plötzlich auf, dass Fletch einen großen Pappkarton mit jeder Menge Kleinkram aus seinem Büro unter dem Arm trägt. Au weia.
»Willst du zuerst die gute Nachricht hören oder die schlechte?«
Ich atme ganz tief durch. »Die schlechte, bitte.«
»Sie haben mir gekündigt.«
Ich weise auf den Karton. »Habe ich mir schon gedacht. Aber den Schuh darfst du dir nicht anziehen. Du kannst nichts dafür. Du hast geschuftet wie ein Pferd, und ich bin sehr stolz auf dich. Alles okay?« Mühsam bahne ich mir durch die Hunde den Weg zu ihm und nehme ihn fest in den Arm. Nachdem er seinen Arbeitgeber im vergangenen Monat jeden Abend auf C-SPAN sehen konnte, hatten wir schon befürchtet, so was könnte passieren.
»Eigentlich ja. Sie haben mir eine ordentliche Abfindung gezahlt, und meinen Jahresendbonus bekomme ich auch noch. Außerdem habe ich Anspruch auf Auszahlung der Arbeitslosenversicherung, also brauchen wir uns erst mal keine Sorgen zu machen.«
»War das die gute Nachricht?«
»Nein. Als Clark mir mitteilte, meine Stelle sei gestrichen worden, konnte er sich das Lachen kaum verkneifen. Dieser miese kleine Drecksack. Während ich also meine Sachen packe und wir uns gegenseitig
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