Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
das hier ist der erste Tag unseres neuen gemeinsamen Lebens, und den möchten wir alleine zu zweit verbringen. Und jetzt hör auf, Grimassen zu schneiden, ich meine das keineswegs irgendwie unanständig, weil ich lieber sterben würde, als mit dir über Sex zu reden. Denk mal drüber nach – hättest du gewollt, dass Noni und Grampa euch bei euren Flitterwochen auf Schritt und Tritt verfolgen?«
»Na ja, wäre wohl ein bisschen komisch gewesen, meine Eltern dabeizuhaben, als dein Vater und ich zum ersten Mal …«
»Pst, stopp, zu viel Information. Wenn du jetzt weiterredest, muss ich mir das Hirn mit Wodka spülen. Warum machst du dir nicht einfach einen schönen Tag mit Dad? Vorausgesetzt, er versteckt sich nicht mehr vor dir.«
»Er hat irgendwas vom Hoover Dam gesagt und dass er gerne hinfahren würde.«
»Klingt doch gut. Dann bis später«, sage ich und scheuche sie zur Tür. Als ich sie umarme, fällt mir auf, dass sie noch die falschen Wimpern vom Vortag trägt.
»Mom? Du weißt, dass man die mit Make-up-Entferner und einem Wattebausch abbekommt, oder?«
»Die mache ich nicht ab.«
»Und warum nicht?«
»Ich habe gestern hundertachtzig Dollar für mein Make-up hingeblättert, und ich weigere mich, mir das Gesicht zu waschen, bis es sich ausgezahlt hat.«
Da weder Courtney noch Brett zu unserer Hochzeit kommen konnten, musste ich mich gedulden, bis wir wieder zuhause waren, um die beiden miteinander bekannt zu machen, und jetzt sitzen wir in einer der hufeisenförmigen Sitznischen der Pizzeria Piece auf der North Avenue. Statt aber die berühmte weiße Pizza des Hauses gierig zu verschlingen und meinen gerissenen Verkupplungsplan in die Tat umzusetzen, mache ich gerade eine Szene.
»Das ist totaler Schwachsinn! SCHWACHSINN!!« Mit der Faust haue ich so fest auf den Tisch, dass unser Kleinabfüller-Flaschenbier überschwappt. »Diese Schlampe – diese milchabpumpende, Kindermädchenärger habende, geschiedene, verlogene SCHLAMPE hat erzählt, ich hätte den Job abgelehnt?«
Nach beinahe einem Jahr hat Corp. Com. sich entschlossen, meine Stelle neu zu besetzen und meine alte Produktlinie wieder einzuführen. Da ich damals betriebsbedingt gekündigt wurde, sollte ich eigentlich erste Wahl für die Wiederbesetzung sein. All meine alten Kollegen sind davon ausgegangen, man würde mich wieder an Bord holen, aber Kathleen hat ihnen verklickert, ich hätte das Angebot ausgeschlagen.
»Courtney, sie hat mich nicht mal angerufen.«
»Wahrscheinlich hat sie dich nicht erreicht.«
»Ich bin vierundzwanzig Stunden am Tag zuhause. Und sollte ich mal nicht da sein, habe ich ein Telefon mit Anrufererkennung, einen Anrufbeantworter und eine Anrufweiterleitung. Selbst wenn sie angerufen und mich nicht erreicht hätte, wüsste ich davon. Sie hat nicht angerufen, Ende der Debatte.« Aus irgendeinem unerfindlichen Grund mag Courtney Kathleen, und versucht, sie in Schutz zu nehmen. »Sieh’s ein, Court. Sie hat gelogen.«
»Bist du dir ganz sicher, dass du nicht mit ihr geredet hast? Ich kann einfach nicht glauben, dass sie …«
»Ähm, hallo ? Wir sitzen gerade in einer schummrigen kleinen Pizzeria, statt bei Mortons zu essen. Ich trinke BIER statt Martinis oder Champagner. Verdammt noch mal, ICH SCHNEIDE SOGAR RABATTMARKEN AUS, um ein bisschen Geld zu sparen. Das glaubst du mir nicht? Hier, ich habe welche im Portemonnaie.«
Courtneys entsetztes Gesicht lässt mich ein bisschen leiser weiterreden. »Ich wollte das nicht an dir auslassen, das tut mir aufrichtig leid, aber meinst du, jemand, der versucht, fünfunddreißig Cent an einer Dose Whiskas zu sparen, könnte sich erlauben, bei Jobangeboten auch nur ein kleines bisschen wählerisch zu sein? Das Allerletzte, was ich in meiner Situation tun würde, wäre, einen gut bezahlen Job abzulehnen, selbst wenn ich mich dafür bei Kathleen einschleimen müsste.« Plötzlich kommt mir eine Idee. »Court, gib mir dein Telefon. Ich rufe sie jetzt auf der Stelle an und sage ihr, dass ich noch zu haben hin. Ich verspreche auch, dass ich nett zu ihr bin.«
Courtney wird kreidebleich und zerkrümelt nervös ein Stückchen Pizzakruste zwischen den Fingern. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
»Und warum nicht? Damit kann ich ihr doch beweisen, dass ich noch genauso auf Zack bin wie früher.«
Courtney weicht meinem Blick aus. Konzentriert beißt sie in ihre Pizza und kaut mindestens hundert Mal darauf herum, ehe sie endlich schluckt. »Sie hat schon
Weitere Kostenlose Bücher