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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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gestohlen bleiben. Ich will eigentlich nur, dass mein Mann nicht jedes Mal diese tiefen Sorgenfalten auf der Stirn bekommt, wenn das Telefon klingelt. Ich möchte sehen, wie er nach einem erfolgreichen Tag im Büro abends vergnügt pfeifend zur Tür hereinkommt. Ich möchte seinen schmutzigen Thermoskaffeebecher in die Spülmaschine stopfen, weil er ihn mal wieder bloß in die Spüle gestellt hat, statt ihn gleich wegzuräumen. Ich möchte zu meinem Parkplatz gehen und in mein Auto steigen - was für eins, ist mir inzwischen ganz egal - und irgendwohin fahren können. Ich will morgens einen Grund zum Aufstehen haben, ob ich nun Telefondienst schiebe oder einen bedeutenden Beitrag zur Weltliteratur schreibe. Wir haben gelernt, was im Leben wichtig ist und was nicht, und nun brauchen wir bloß eine einzige Chance, das unter Beweis zu stellen.
    Ich bin tief in Gedanken versunken, als das Telefon wieder klingelt. Vielleicht ist das ja meine Mom, die es sich anders überlegt hat und uns nun doch das Geld leiht! Habe ich mir doch gedacht, dass die früher oder später einknickt!
    Ich wirbele herum, und beim Blick auf die Anruferkennung gefriert mir das Lächeln im Gesicht.
    Die Sekretärin unseres Vermieters.
    Mist.

    An: [email protected]
Von: Kelly aus Kanada
Datum: 5. August 2003
Betreff: Noch einen Rat, bitte!
     
    Liebe Jen,
    mein Freund und ich sind beide Mitte zwanzig. Seit zwei Jahren wohnen wir zusammen, und er hat mir noch immer keinen Heiratsantrag gemacht. Wir beide sind sehr glücklich, aber trotzdem mache ich mir ein bisschen Sorgen, weil ich finde, es wird langsam Zeit für den nächsten Schritt. Meinst Du, meine Mutter hat Recht, die immer behauptet: »Warum gleich die ganze Kuh kaufen, wenn man bloß die Milch möchte?« Viele Grüße
    Kelly (alias »Die auf den Ring wartet«)

    An: Kelly aus Kanada
Von: [email protected]
Datum: 5. August 2003
Betreff: RE: Noch einen Rat, bitte!
     
    Liebe wartende Kelly,
    ach ja, die alte »Es ist zwar nicht kaputt, aber vielleicht sollte ich es trotzdem reparieren«-Leier - die kenne ich nur allzu gut. Also, zuallererst bin ich nicht derselben Meinung wie Deine Mutter. Diese Geschichte von der kostenlosen Milch war in der Generation unserer Eltern sehr wohl wahr, aber in unserer stimmt diese These längst nicht mehr, wenn man bedenkt, wie viel kostenlose Milch überall zu haben ist. Man braucht doch bloß kurz vor Ladenschluss in eine Bar zu gehen - das ist der reinste Grabbeltisch für Molkereiprodukte.
    Und ich stimme auch den Experten nicht zu, die behaupten,
man solle vor der Heirat nicht zusammenziehen. Deren Theorie besagt, damit würde man keine verbindliche Verpflichtung eingehen, und Paare, die vor der Hochzeit zusammenwohnen, würden sich häufiger wieder trennen. Ähm, ja, und ehrlich gesagt, halte ich das für etwas Gutes. Besser, sich einmal darum zanken, wer beim Auszug den Toaster bekommt, als sich irgendwann vierzehn Jahre lang gegenseitig zu zerfleischen, bei wem die Kinder das Wochenende verbringen.
    Da ich jüdisch-christliche Moralanweisungen nur zu gerne zu meinen Gunsten auslege, halte ich es für eine wesentlich schwerwiegendere »Sünde«, nach Gutdünken zu heiraten und sich dann wieder scheiden zu lassen, als einen kleinen Probelauf zu unternehmen und erst mal zusammenzuwohnen. (Zu dieser Erkenntnis bin ich übrigens im Laufe der sieben Jahre gekommen, in denen ich mit meinem Freund in »wilder Ehe« zusammengelebt habe.) Viel mehr Paare trennen sich wegen vollkommen undramatischer Differenzen wie beispielsweise wegen Geldstreitigkeiten oder Kommunikationsproblemen als wegen Affären oder häuslicher Gewalt. Im alltäglichen Zusammenleben kann man wunderbar ausprobieren, ob man miteinander klarkommt, ohne nachher die Hochzeitsgeschenke zurückgeben zu müssen, sollte es wider Erwarten doch nicht funktionieren.
    Was mir ein bisschen Sorgen bereitet, sind Dein Alter und Dein Wunsch nach einer noch engeren Bindung. Solltest Du Dir gegenwärtig Gedanken machen, ob es Deinem Freund genauso ernst ist wie Dir, dann wird Dir auch ein Eheversprechen keine Garantien bieten können. Und im Gegenzug sollte die Tatsache, dass er Dir noch keinen Antrag gemacht hat, Dich nicht an der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zweifeln lassen. Vielleicht möchte er einfach nur abwarten, bis er seine Karriere betreffend ein bisschen sicherer im Sattel sitzt, oder vielleicht ist er finanziell noch nicht in der Lage, eine so große Verpflichtung
einzugehen. Obwohl das

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