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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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Bewerbung aufgehoben, weil ich Ihren Mumm mochte.« Ach du lieber Himmel - das ist der Typ vom MUTTERSCHIFF! Ein ganzes Jahr lang habe ich ihn mindestens ein Mal im Monat angerufen. Ich habe erst aufgehört, ihn zu nerven, als er mir sagte, er werde sich bei mir melden, falls sich etwas ergäbe. Woraufhin ich annahm, er habe mir auf die feine englische Art sagen wollen, ich solle Leine ziehen und ihn in Ruhe lassen.
    »Jen, ich habe die perfekte Stelle für Sie in unserer Abteilung, die sich um die Publikationen rund um unsere Kommunalobligationen kümmert. Ich möchte Sie gerne so bald wie möglich zur ersten Vorstellungsrunde hierherholen.« Dann senkt er die Stimme zu einem vertraulichen Raunen. »Eigentlich dürfte ich Ihnen das gar nicht sagen, aber Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, und Sie sind meine erste Wahl. Vorausgesetzt, bei den Vorstellungsgesprächen läuft alles glatt, haben Sie den Job so gut wie in der Tasche.«
    Endlich, das Mutterschiff HOLT MICH NACH HAUSE!!

    »Ja, das freut mich wirklich für dich, aber ich dachte, du hättest dich entschlossen, lieber zu schreiben«, wendet Fletch ein. »In Anbetracht der vielen positiven Rückmeldungen, die du in letzter Zeit bekommen hast, wundert es mich, dass du dieses Angebot überhaupt in Erwägung ziehst. Was weißt du denn schon über Kommunalanleihen?«
    »Na ja, im Grunde genommen gar nichts, aber bei dem Job würde ich ja auch keine Anleihen verkaufen - ich würde Publikationen über Anleihen verkaufen.« Was irgendwie ziemlich … cool wäre, oder?
    »Dann möchte ich meine Frage noch mal anders formulieren: Was weißt du über den Verkauf von Publikationen über Kommunalanleihen? Müsstest du dich da nicht dauernd mit den Finanzfuzzis rumschlagen, die du immer so gehasst hast?«
    »Nein, nein, gehasst habe ich die blöden PR-Tussen. Die Finanzfuzzis waren ganz in Ordnung.«
    »Tatsächlich? Und darum gehst auch dauernd mit Ben auf die Piste? Und schreibst herzige E-Mails an die Joshes? Und lässt dir zusammen mit Lawrence die Fingernägel maniküren?«
    Ganz langsam richten sich mir die Nackenhaare auf. »Irgendwie hatte ich die wohl verdrängt.«
    »Ich bin ja sehr dafür, dass du einen Gehaltsscheck mit nach Hause bringst, aber wenn du einen Job hast, den du abgrundtief hasst, wirst du damit nicht glücklich. Das versuchst du dann damit zu kompensieren, dass du dir das eine oder andere Extra gönnst, und wir wissen beide, wohin das führt.«
    Entnervt verdrehe ich die Augen. »Meinst du denn, ich habe in den letzten Jahren überhaupt nichts gelernt?«
    »Ich sage ja bloß, du solltest es dir gut überlegen.«
    »Tue ich, tue ich. Ach, übrigens, kannst du mich vielleicht zu dem Vorstellungsgespräch fahren?« In Fletchs neuem Job läuft es so prima, dass wir uns schon ein neues Auto zulegen konnten. Gut, es ist zwar bloß ein gebrauchter Ford Taurus und der Kreditzins
ist höchstens einen Prozentpunkt von schamlosem Wucher entfernt, aber noch immer Klassen besser, als mit dem Bus zu fahren.
    »Wann denn?« Fletch schaut in den Terminkalender seines Organizers.
    »Ginge halb eins?«
    »Das ginge.«
    »Cool. Und jetzt mache ich mich über den Kommunalanleihenmarkt schlau. Womöglich ist der interessanter, als es klingt.« Ich gebe Fletch einen Kuss und verschwinde ins Arbeitszimmer.

    Am Kommunalanleihenmarkt gibt es ÜBERHAUPT GAR NICHTS Interessantes.

    Ich habe mich in meinen alten Hosenanzug geworfen und sehe fantastisch aus. 192 Meine Schuhe sind auf Hochglanz poliert, dank Fletchs Einsatz, und ich bin noch immer zart gebräunt von meinen exzessiven sommerlichen Sonnenorgien.
    »Ich hol nur schnell die Post. Geh du schon mal zum Auto«, ruft Fletch die Treppe hinauf.
    »Okay, bis gleich.« Schnell pinsele ich mir ein bisschen Bloom’s Dolci Gloss auf die Lippen 193 , und schon bin ich fertig.
    Ich schaue auf und versuche die traurigen Hundegesichter zu ignorieren, die mir vom Fenster aus hinterherschauen. Jetzt bloß nicht hingucken. Wenn ich mich schon so schlecht fühle, obwohl sie bloß ein paar Stunden allein bleiben müssen, wie soll das dann erst werden, wenn ich Vollzeit arbeiten muss und sie den ganzen Tag allein sein müssen?

    Beim Einsteigen ins Auto entdecke ich ein Päckchen auf dem Beifahrersitz.
    »Was ist das denn?«, frage ich.
    »Ist eben für dich mit der Post gekommen.«
    »Ehrlich?« Neugierig reiße ich das Päckchen auf, und heraus purzeln eine ganze Menge kleiner Geschenke, die mir in den Schoß fallen. Alle möglichen netten

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