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Gucci war gestern

Titel: Gucci war gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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habe, dachte ich zuerst, mein Bruder will mich veräppeln. Aber beim Lesen der Mail ist mir dann schnell aufgegangen, dass Todd es nie im Leben hinbekommen würde, Deine unglaubliche Arroganz und Selbstherrlichkeit so perfekt zu kopieren, und dass die Mail wohl tatsächlich von Dir stammen musste.
    Na, bin ich nicht ein kleiner Glückpilz?
    Dass es Dich noch gibt, war mir bewusst, weil Todd ganz gerne gelegentlich mal einen Satz mit den Worten beginnt: »Calvin sagt …« Es wird Dich freuen - wenn auch nicht überraschen -
zu erfahren, dass diese Worte normalerweise irgendeiner Gardinenpredigt vorausgehen, weil ich in seinen Augen mal wieder alles falsch mache in meinem Leben, weshalb ich Deinen Namen auch ZIEMLICH OFT zu hören bekomme.
    Besten Dank für die geistreichen Ratschläge meine Arbeitssuche betreffend. Allerdings bekomme ich leider keinen Job in einem Fast-Food-Restaurant, da ich keine Fremdsprachen kann, was aber in meiner Ecke der Stadt eine Grundvoraussetzung dafür wäre. Inzwischen haben wir einen Pitbull, ich erfülle also inzwischen tatsächlich sämtliche Anforderungen, um mit den Latin Kings abzuhängen. Aber bei der Gangmitgliedschaft will ich nichts überstürzen, man kann sich seine neuen Freunde nicht sorgfältig genug aussuchen, weißt Du. Meine Karriere als Autorin betreffend muss ich Dir allerdings in einigen Punkten widersprechen. Was beispielsweise die Finanzen angeht, verdiene ich gegenwärtig KEINEN Cent, weshalb jeder Dollar, den ich mit dem Schreiben verdiene, ein Erfolg wäre. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendjemand schmutzige Wäsche entdecken könnte, die ich nicht schon vorher selbst in aller Öffentlichkeit gewaschen hätte, siehe die Big Lebowski -Story auf meiner Homepage, in der ich en detail erzähle, wie ich einen Strip hingelegt und meine Nachbarn vollgekotzt habe.
    Sag mal, kommt es Dir auch so vor, als hätte ich Dich erst gestern bei Todds Hochzeit angeraunzt, Du sollst »verdammt noch mal die Schnauze halten«? Übrigens, bestimmt siehst Du inzwischen aus wie Richter Elihu Smails aus Wahnsinn ohne Handicap, oder? Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst Du jedenfalls auf dem besten Weg dahin. Hoffe, die Welt in Bushwood ist in Ordnung.
    Inkompetente Grüße
    Jen (Todds Schwester)

    Ich bin vor dem Haus und gieße Wasser auf den frisch verlegten Rasen vor meiner Haustür. Gerade als ich den achtundsechzigsten Eimer auf die aufkeimenden Halme geschüttet habe, damit die Wurzeln auch ganz bestimmt angehen, merke ich, dass ich beobachtet werde. Als ich aufschaue, kann ich schemenhaft zwei Gestalten ausmachen, die ich allerdings nicht richtig erkenne, weil die untergehende Sonne mich kurzzeitig blendet und mir der Schweiß in Strömen in die Augen läuft. Dann kläfft eine der Gestalten auch noch: »HEY, JEN!«, woraufhin ich zu Tode erschrocken einen Riesensatz mache und mein Eimer mehrere Purzelbäume in der Luft dreht.
    Ich kenne nur einen einzigen Menschen, der so laut brüllt, dass die Leute im Geiste die Fenster vernageln und die Türen verrammeln. »Joel! Fletch hat erzählt, du warst zum Training der Nationalgarde unterwegs. Bist du gerade erst zurückgekommen? Und Irene, wie geht es dir? Was macht ihr beiden denn hier? Wir haben uns ja seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen! Bitte, kommt doch rein!«
    Nach vielen Umarmungen und noch mehr fröhlichen Ausrufen aller Beteiligten führe ich sie durch unsere Wohnung. Fletch ist ebenfalls hocherfreut, und schließlich landen wir alle auf der Sonnenterrasse. Ich freue mich so sehr, ich merke nicht mal, dass ich eine abgeschnittene Jogginghose anhabe und ein ausgeleiertes T-Shirt, bis mir auffällt, wie komisch mich die Kindermillionäre von nebenan angucken.
    Kurz bevor Joel eingetrudelt und der Eimer durch die Luft gewirbelt ist, habe ich einen Blick auf die Millionäre erhascht, die heute ihre erste Dinnerparty unter freiem Himmel veranstalten. Der Tisch war mit einem kostspieligen Lilienarrangement geschmückt, dessen Duft man bis auf unsere Terrasse gut drei Meter weiter riechen konnte. Auf ihrem makellos gedeckten Tisch, der aussah wie aus einer teuren Fotostrecke eines Einrichtungsmagazins, funkelte exquisiter Rotwein in riesigen Kristallkelchen.
Ihr reinrassiger Cockerspaniel saß geduldig zu ihren Füßen, im festen Vertrauen, dass ein köstliches Scheibchen proscuitto später den Weg in seine Schnauze finden würde. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich gesehen habe, wie zwischen der

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