Guilty Pleasure - Heimliches Verlangen (German Edition)
den Wagen langsam auf einen verlassenen Parkplatz rollen, ehe er den Motor ausschaltete und somit auch die Musik verstummen ließ.
Stille.
Eine Zeit lang saßen sie dort und beobachteten den Ozean, direkt vor ihnen. Dice wäre nicht Dice, wenn er nicht schon nach einigen Minuten unruhig geworden wäre. Nichts konnte ihn länger auf dem Sitz halten. Hastig öffnete er die Tür, sprang aus dem Wagen und lief zum Strand.
Auf dem Weg zog er seine Schuhe aus und tänzelte über den heißen Sand, bis er knietief im Wasser stand und die Wellen am Saum seiner Shorts leckten.
Er zog die dunkle Brille ab und blinzelte zu Ceely, ein paar Meter weiter am Ufer. Dice konnte nicht sagen, ob es an dem hellen, klaren Licht lag, an der frischen, salzigen Luft oder der absoluten Einsamkeit, aber er hatte den Eindruck, als würde er seinen Begleiter zum ersten Mal richtig sehen.
Ceely war ein schöner Mann. Dunkles Haar, attraktiv, gut gebaut, mit einem extrem knackigen Hintern. Er war ein guter Liebhaber, und Dice wusste, wie man ihn verwöhnte und welche geheimen Wünsche er in sich trug. Und trotzdem kam es ihm so vor, als würde er von dem Mann, dessen Körper er in- und auswendig kannte, fast gar nichts wissen.
Dice schlenderte durch das Wasser, parallel zum Strand, bis er bei Ceely ankam, der, in der Hocke sitzend, konzentriert auf den Boden starrte. Neugierig ging er um ihn herum.
„Was machst du?“
Er kniete sich neben ihn und ließ Sandkörner durch seine Finger rieseln. Als Ceely aufstand und die Sicht freigab, stockte Dice der Atem.
Sein Name. Von Ceelys Fingern geschrieben. Tief eingedrückt, in den vom Meer befeuchteten Sand.
Dice.
Der Sänger hielt inne, ehe er sein Handy nahm und schnell ein Foto von Ceelys Kunstwerk machte, bevor eine stärkere Welle es mit sich nahm; so, als wäre es niemals dort gewesen.
Ob Dice weiß, dass er auf der Nase und den Wangen Sommersprossen bekommt?
Diese Frage beschäftigte Ceely nun schon seit ein paar Minuten. Sie saßen still nebeneinander und begnügten sich damit, den anderen gelegentlich anzuschauen. Dieser kurze Abstecher in die Sonne reichte aus und schon zierten zahlreiche kleine Punkte das Gesicht des Sängers, die jede Maskenbildnerin in den Wahnsinn treiben würden, die Ceely aber einfach nur bezaubernd fand. Auch wenn er niemals, nicht einmal unter Folter gestehen würde, das Wort bezaubernd auch nur gedacht zu haben.
Ceely ließ sich auf den Rücken fallen und schob den linken Arm unter seinen Kopf. Er sah, dass Dice wieder einmal seine Narbe am Ellenbogen betrachtete. Die Narbe, die Ceely sich für ihn geholt hatte. Natürlich war es nur ein Unfall gewesen. Bisher hatte noch keiner versucht, Dice oder den anderen Jungs ernsthaft etwas anzutun. Es war eine blöde Geschichte gewesen. Ein wenig zu viel Alkohol, ein unaufmerksamer Fan, eine zerbrochene Flasche, ein schlichtes Stolpern. Nicht der Rede wert. Doch Dice schien diese Körperstelle an ihm, unter anderem, besonders faszinierend zu finden.
Nach einer Weile drehte sich Ceely auf die Seite, Dice zugewandt. Er nahm seinen Geruch wahr, der an Honig, Flieder und Morgenluft erinnerte. Ceelys Finger begannen mit dem Sand zu spielen. Er türmte kleine Haufen auf und drückte sie wieder platt. Er zeichnete Kuhlen und Wellenlinien und strich sie wieder glatt. Stetig näherte er sich dabei Dice’ Arm.
Ceely könnte ihn berühren. Seine Finger streicheln. Die Härchen an seinem Arm zwirbeln. Mit dem Daumen über seine Armbeuge fahren, was ihn zum Kichern bringen würde. Es wäre ein Leichtes. Er müsste nur die Hand ausstrecken. Schließlich hatten sie schon weitaus mehr miteinander getan. Doch Ceely war heute seltsam schüchtern. Er schob den Gedanken beiseite. Immerhin waren sie hier an einem öffentlichen Ort, egal wie abgelegen dieser auch war. Und sie waren keine 16-jährigen, hormongebeutelten Teenies mehr. Sie hatten sich zu beherrschen gelernt. Nun ja, meistens jedenfalls …
Doch trotz all dieser vernünftigen Erklärungen rückte Ceely näher an Dice heran. Sie begannen sich leise zu unterhalten. Sprachen darüber, wen sie für den einzig wahren James Bond hielten. Welche Sportart sie auf der Highschool bevorzugt hatten. Welcher Song von Elvis am besten fürs Tanzen geeignet war. Und wie man das ultimative Chili zubereitete.
Sie waren sich in nichts einig. Ständig argumentierten sie hin und her und kabbelten sich wegen Kleinigkeiten. Doch immer lächelten sie dabei. Niemals fiel ein gemeines Wort.
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