Guilty Pleasure - Heimliches Verlangen (German Edition)
Lippen, als er sich an den salzigen Geschmack der Haut erinnerte. Seine Augen wanderten höher, verweilten auf Ceelys Hals, dann auf seinem Kinn und kamen auf dem leicht geschwungenen Mund zum Stehen, der aussah, als würde er lächeln.
Ob Ceely träumte? Wenn ja wovon? Von Dice? Von ihrer letzten Nacht? Von ihrem gemeinsamen Ausflug zum Strand? Oder vielleicht von einem anderen Kerl?
Dice drehte seinen Kopf zum Fenster. Sein Herzschlag beschleunigte sich. In seinem Bauch breitete sich ein Gefühl aus, welches er schon längst vergessen geglaubt hatte und am liebsten wie unnötigen Ballast aus dem Flugzeug werfen würde.
Eifersucht.
Eifersucht auf jeden anderen Mann, den Ceely bereits in sein Leben gelassen hatte. Eifersucht auf all seine Gedanken und Träume, die nichts mit Dice zu tun hatten. Eifersucht und auch Angst, Ceely irgendwann einmal gehen lassen zu müssen.
Hastig griff Dice in seine Hosentasche, klappte den Tisch vor sich herunter und knallte seine Würfel darauf: eine Sechs und eine Eins.
Niemand durchschaute, was Dice an den Zahlen seiner Würfel ablesen konnte. Wenn er ehrlich war, kannte er sein System manchmal selbst nicht. Es unterschied sich nach Situation und Stimmung, doch verfehlte niemals sein Ziel: Entscheidungen treffen, Verantwortung abnehmen und den richtigen Weg zeigen. So, wie sie es vor ein paar Jahren getan hatten und ihn zu dem machten, der er heute war. Ein gefragter Star, mit einer Karriere, auf die er stolz sein konnte und einem gut gefüllten Bankkonto.
Das alles verdankte er seinen Würfeln. Glaubte Dice ...
Er dachte nicht oft an den entscheidenden Abend zurück. Eigentlich verdrängte er die Erinnerungen an damals, an die Auftritte in dreckigen, verrauchten Kneipen, an das fluchende Publikum und dem ständigen Stress in der Band, weil es nicht so lief, wie die Mitglieder es sich erhofft hatten. Dice konnte noch immer das Gefühl des Versagens schmecken, das sich wie ein Film über seine Zunge legte. Seine Unfähigkeit, die Band zum Erfolg zu bringen und die Versprechen einzuhalten, die er seinen Freunden gegeben hatte.
Es war ihm noch ein Versuch, eine allerletzte Chance geblieben. Ein Band-Contest, bei dem es einen Plattenvertrag zu gewinnen gab, der ‚Guilty Pleasure’ hätte vor dem Aus bewahren können.
Die Stimmung war gereizt und angespannt gewesen. Gegen seine Kollegen hatte sich Dice für den Song ‚Come With Me‘ entschieden, mit dem er die Jury überzeugen wollte. Doch schon nach den ersten Takten hatte er gewusst, dass es ein großer Fehler gewesen war, seinen sturen Kopf durchzusetzen.
Sie scheiterten, belegten einen der letzten Plätze und Dice war schuld.
Alles, was er an diesem Abend noch gewollt hatte, war, sich besinnungslos zu trinken und sein Elend zu vergessen. In der nächsten Bar war ein Bier dem anderen gefolgt und als Dice gemerkt hatte, dass er auf leeren Magen nicht mehr viel vertragen würde, wollte er sich an einem Süßigkeiten-Automaten einen Schokoladenriegel ziehen. In seiner Trunkenheit hatte er den falschen Knopf gedrückt und ein Überraschungs-Ei erhalten, in dem sich zwei Würfel befanden. Fluchend, weil er kein Kleingeld mehr besaß, war er zurück zum Tresen gewankt und auf dem Weg in die Arme seiner heutigen Managerin, Chika, gerannt.
Sie hatte ihn gesucht, ihn gewollt, in seiner Band etwas erkannt, was für andere nicht ersichtlich gewesen war und sich Dice’ Glauben durch ein Würfelspiel erkämpft, bei dem sie gewonnen hatte. Am nächsten Tag hatte sie ‚Guilty Pleasure’ unter Vertrag genommen.
Ein plötzliches Rütteln riss Dice aus seinen Gedanken. Das Flugzeug durchquerte eine kräftige Gewitterfront. Alle schliefen weiter, nur Ceely saß plötzlich mit offenen Augen in seinem Sitz und starrte Dice an.
„Na, Schlafmütze.“
Der Sänger nickte seinem Freund zu, dann stand er auf und nahm auf dem freien Sitz neben ihm Platz. Gemeinsam sahen sie hinaus in die dunklen Wolken und staunten über grelle Blitze. Dice rückte ein Stück näher an Ceely heran, um besser aus dem Fenster blicken zu können, eigentlich jedoch nur um einen Grund zu haben, sich über den Mann neben sich zu beugen und ihn aus Versehen zu berühren.
„Unheimlich, huh?“, flüsterte er. „So gefährlich, aber gleichzeitig auch … faszinierend.“
Er wandte sich zu Ceely und erkannte, dass der verstand, was er wirklich mit seinen Worten gemeint hatte. Dice atmete tief ein und roch die Reste von Ceelys Aftershave, das sich mit dem Duft
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