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Gullivers Reisen

Gullivers Reisen

Titel: Gullivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Swift
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Fürsten ein schwaches und kurzes Gedächtniß besitzen, solle jeder, welcher zu einem ersten Minister gehe, nachdem er sein Geschäft mit der größten Kürze und Deutlichkeit vorgetragen, wann er wieder gehe, dem Minister einen Nasenstüber oder einen Schlag auf den Bauch geben, oder ihm auf einen Leichtdorn treten, oder ihn dreimal am Ohr zwicken, oder eine Nadel in seine Beinkleider stecken, oder seinen Arm braun und blau kneipen. Um ferner Vergeßlichkeit zu verhindern, müsse die Operation bei jeder Audienz wiederholt werden, bis das Gesuch erfüllt oder gänzlich abgeschlagen wäre.
    Der Doktor gab ferner den Rath: jeder Deputirte einer National-Versammlung solle, nachdem er seine Meinung ausgesprochen und vertheidigt, seine Stimme für die entgegengesetzte Behauptung übergeben. Geschehe dies, so würde das Resultat unfehlbar zum Vortheil des Publikums ausfallen. [13]

    Wenn Parteiwuth in einem Staate zu heftig wird, so sey ein wunderbares Mittel in Anwendung zu bringen, damit der Frieden wieder hergestellt werde. Die Methode ist folgende: Man nimmt ungefähr hundert Parteiführer und stellt sie paarweise, nach Aehnlichkeit ihrer Schädel, auf. Alsdann sägt ein geschickter Operator den Schädel eines jeden zu derselben Zeit und in solcher Weise ab, daß er das Gehirn auf gleiche Weise theilt. Alsdann werden die abgesägten Theile des Hirnschädels vertauscht, indem der Tory den eines Whigs erhält und umgekehrt. Allerdings scheint dies Verfahren eine große Geschicklichkeit zu erfordern. Der Professor gab uns jedoch die Versicherung, der Erfolg werde unfehlbar seyn, wenn die Operation nur auf geschickte Weise ausgeführt würde. Seine Schlußfolge war folgende: da die beiden Gehirne alsdann in einem Schädel die Sache unter sich ausmachen, werden sie sich sehr bald gegenseitig verständigen und dadurch jene Mäßigung und regelrechte Denkmethode bewirken, welche in den Köpfen derjenigen so sehr zu wünschen ist, welche einzig zu dem Zweck in die Welt gekommen zu seyn glauben, damit sie die Bewegung derselben überwachen und leiten. Was nun den Unterschied der Gehirne in Quantität und Qualität betreffe, so versicherte uns der Doktor, dies sey kein sehr wichtiger Umstand.
    Ich hörte eine heftige Debatte zweier Professoren über die bequemste und wirksamste Weise Steuern zu erheben, ohne den Unterthanen lästig zu werden. Der erste behauptete: die gerechteste Methode werde darin bestehen, wenn man Laster und Thorheit besteuere; die Summe für Jeden müsse alsdann aufrichtig durch eine Jury bestimmt werden, welche aus seinen Nachbarn zusammengesetzt würde. Der zweite war durchaus der entgegengesetzten Meinung: man müsse diejenigen Eigenschaften des Körpers und der Seele besteuern, worauf die Menschen hauptsächlich eitel wären; man müsse geringere oder höhere Abgaben nach dem Verhältniß der Eitelkeit bestimmen; einem Jeden müsse die Entscheidung in diesem Punkte überlassen bleiben. Die höchste Abgabe müsse von Männern bezahlt werden, welche große Günstlinge des andern Geschlechtes seyen, und zwar nach Verhältniß der Zahl und der Natur aller Gunstbezeugungen, die sie erhalten hätten. Hiebei solle ihnen erlaubt seyn, Zeugniß für sich selbst abzulegen. Witz, Tapferkeit und Höflichkeit solle ebenfalls hoch besteuert werden, wo dann die Abgaben in derselben Art eingezogen werden müßten; indem nämlich jeder Mann die Quantität, die er besitze, auf sein Ehrenwort angebe. Ehre, Gerechtigkeit, Weisheit und Gelehrsamkeit sollten jedoch nicht besteuert werden, weil es Eigenschaften sind, die Keiner seinem Nebenmenschen zugestehen oder bei sich selbst bedeutend schätzen wird.
    Die Weiber müßten ferner im Verhältniß ihrer Schönheit und ihrer Geschicklichkeit sich zu putzen besteuert werden, und dabei dasselbe Privilegium, wie die Männer, besitzen, d.h. sie müssen den Grad derselben selbst bestimmen; Beständigkeit, Keuschheit, Verstand und Gutmüthigkeit sollten jedoch in die Steuerliste nicht aufgenommen werden, weil sie die Kosten des Steuererhebens nicht einbringen würden.
    Damit die Parlamentsglieder stets im Interesse der Krone ihre Stimmen abgäben, wurde der Vorschlag gemacht, sie sollten um Staatsämter würfeln. Jeder müsse zuvor schwören und Bürgschaft leisten, um nach dem Willen des Hofes zu votiren, er möge gewinnen oder verlieren; dafür erhalten diejenigen, welche verlieren, auch die Freiheit, bei der nächsten Vacanz wieder zu würfeln. So würde Hoffnung und Erwartung

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