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Gullivers Reisen

Gullivers Reisen

Titel: Gullivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Swift
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Dankbarkeit für meine Mittheilungen und versprach mir, dieselben auf ehrenvolle Weise in seinem Traktate zu erwähnen. Ich sah in dem Lande nichts Weiteres, welches mich zum längeren Bleiben hätte bewegen können, und begann deßhalb an meine Rückkehr nach England zu denken.

Siebentes Kapitel.

    Der Verfasser verläßt Lagado und kommt in Maldonada an. Kein Schiff liegt dort bereit. Er macht eine kurze Reise nach Glubdubdrib. Sein Empfang beim Gouverneur.

    Landwärts dehnt sich das Festland, dessen Theil dieses Königreich bildet, nach Allem was ich bemerkt habe, gegen Osten hinaus, und zwar zu dem unbekannten, westwärts von Californien liegenden Theile Amerika's. Nördlich reicht es an den Stillen Ocean , der ungefähr nur fünfundsiebenzig Stunden von Lagado entfernt ist. Dort befindet sich ein guter Hafen, wo viel Handel mit der großen Insel Luggnagg betrieben wird, welche im neunundzwanzigsten Grad nördlicher Breite und im hundertundvierzigsten der Länge nordwestlich liegt. Diese Insel Luggnagg erhebt sich aus dem Meere südöstlich von Japan, und ist ungefähr hundert Stunden davon entfernt. Zwischen dem Kaiser von Japan und dem König von Luggnagg besteht ein genaues Bündniß, so daß man von einer Insel zur andern häufig reisen kann. Ich beschloß deßhalb, mich dorthin zu begeben, um nach Europa zurückkehren zu können. Ich miethete zwei Maulesel und einen Führer, der mir den Weg weisen und mein kleines Gepäck tragen sollte. Ich nahm Abschied von meinem edlen Beschützer, der mir so viele Gunstbezeigungen erwiesen hatte, und bei meiner Abreise mir noch ein kostbares Geschenk machte.

    Meine Reise war ohne Abenteuer oder Ereigniß, welches des Erzählens werth wäre. Als ich im Hafen von Maldonada ankam (das ist der Name), fand ich kein Schiff segelfertig, welches nach Luggnagg bestimmt war. Auch war es unwahrscheinlich, daß ein Fahrzeug bald ankommen würde. Die Stadt ist so groß wie Portsmouth. Ich machte bald einige Bekanntschaften und ward sehr gastfrei aufgenommen. Ein Herr von höherem Stande sagte mir: da Schiffe nach Luggnagg erst in einem Monate absegeln würden, mögte es mir keine unangenehme Unterhaltung gewähren, eine kleine Reise nach der Insel Glubdubdib zu machen, die ungefähr fünf Stunden entfernt südwestlich liege. Er und einer seiner Freunde machten mir den Vorschlag, mich zu begleiten und ein passendes Fahrzeug für die Reise zu verschaffen.
    Glubdubdrib bedeutet, so weit ich die Sprache verstehe, eine Insel von Hexenmeistern und Zauberern. Sie ist ungefähr um ein Drittel so groß, wie die Insel Wight, zugleich sehr fruchtbar, und wird von dem Haupte eines Stammes regiert, welcher ausschließlich aus Zauberern besteht. Die Mitglieder dieses Stammes verheirathen sich nur untereinander, und der älteste Sohn wird stets der Fürst oder Gouverneur. Er besitzt einen herrlichen Palast und einen Park von ungefähr dreihundert Morgen, welcher von einer zwanzig Fuß hohen Mauer aus gehauenem Stein umringt ist. In diesem Park befinden sich kleine Einfriedigungen für Viehweiden, Kornfelder und Gärten.
    Der Gouverneur und seine Familie werden von einem etwas sonderbaren Gesinde bedient. Durch seine Geschicklichkeit in der Zauberkunst wird er in Stand gesetzt, jede Person von den Todten zu citiren und ihren Dienst auf vierundzwanzig Stunden, jedoch nicht länger in Anspruch zu nehmen; auch darf er dieselbe Person erst nach drei Monaten wieder citiren, wenn nicht eine ganz außerordentliche Gelegenheit sich darbietet.

    Als wir gegen 11 Uhr Morgens an der Insel gelandet waren, ging einer der Herren, die mich begleiteten, zum Gouverneur, und bat um Audienz für einen Fremden, welcher zu dem Zwecke gekommen sey, um die Ehre derselben von Seiner Hoheit zu erlangen. Die Bitte ward sogleich gewährt, und wir gingen alle drei in das Hofthor durch eine Reihe von Garden, welche nach sehr alter Weise gekleidet und bewaffnet waren, und einen Schauder in mir erweckten, den ich nicht ausdrücken kann. Wir kamen durch mehrere Zimmer, wo sich Diener derselben Art befanden, welche, bis wir in den Audienzsaal gelangten, reihenweise aufgestellt waren. In letzterem ward uns nach drei tiefen Verbeugungen und einigen allgemeinen Fragen die Erlaubniß ertheilt, uns auf drei Stühle neben dem Throne Seiner Hoheit niederzusetzen.
    Dieser Fürst verstand die Sprache von Balni-barbi, ob sie gleich von der dieser Insel verschieden war. Er bat mich, ihm einen Bericht von meinen Reisen zu geben, und um mir

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