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(Gummi-) Baerenstarke Kerle

(Gummi-) Baerenstarke Kerle

Titel: (Gummi-) Baerenstarke Kerle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Krieglstein
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Abend heraus, vielleicht war ja auch was für mich dabei!
    Um sieben schon wieder in der Stadt! Es war bereits 16 Uhr. Und wieder das leidige Thema: Was zieh ich an?
    Schwarze Hose, pinkes Top und ein kurzer schwarzer Blazer. Das sollte gut genug sein, schließlich musste ich ja hinterher noch in das Katzenoutfit schlüpfen!
    Ich lümmelte mich auf der Couch, um etwas Ruhe zu tanken. Kaum möglich, L. sprang durch die Stube und jagte Alibabas Schwanz. Der fauchte und verpasste ihm einige Tatzenhiebe auf die Nase. Dann eben nicht! Dafür bereitete ich die Welpenmahlzeit und füllte den Katzennapf, was wiederum für einige Minuten Stille sorgte. Ich wusch mir die Finger, ging ins Schlafzimmer und schloss die Tür hinter mir, um die Plagegeister auszusperren. Ich ließ mich bäuchlings aufs Bett fallen.
    Mein Blick wanderte nach unten auf den Tepp ich. Unter dem Nachtschrank lugte ein Zipfel Papier hervor. Ich zog das Blatt heraus und starrte auf die Zeilen, die ich vor einigen Tagen selbst geschrieben hatte: Solche blauen Augen.
    Felix! Jammer! Die Gefühle kamen wieder hoch und ich fühlte mich so elend, dass ich das Bett und dieses Haus nie wieder verlassen wollte. Ich hatte diesem tollen Mann so wehgetan und hatte nicht den blassesten Schimmer , wie ich es wieder gradebiegen konnte!
    Den Kopf ins Kissen vergraben heulte ich mich erstmal richtig aus. Selbstmitleidig und wütend zog ich meine Nase eine Viertelstunde später wieder aus der Biberbettwäsche und schniefte. Ich besauf mich heute sinnlos!, war mein erster Gedanke. Der Zweite: Scheiße, ich muss mich neu schminken! Männer heulen nicht und Männer brauchen auch kein Make-up, gibt es denn keine Gerechtigkeit auf der Welt? - Selbstgefälliges Gewäsch!, schalt ich mich, drückte die Schultern nach hinten, schob die Brust raus und stolzierte ins Bad. Immer noch traurig putzte ich mir die Nase, schmierte mir Abdeckstift unter die Augen und tuschte die Wimpern nach.
    Alibaba kratzt e an der Haustür und Lohengrin wimmerte schwänzchenwedelnd im Flur herum.
    „Gut, ich geh noch mal mit dir raus“ , sagte ich und legte seine Leine an. Nachdem ich eine halbe Stunde durch die Nachbarschaft geturnt war und L. alles angeschnuppert hatte was im Umkreis von 20 Metern zu finden war, lud ich ihn wieder zu Hause ab und machte mich auf den Weg zur Untertrave.
    Ich kauf mir heut nen neuen Mann! , dachte ich und schulterte meine Tasche.
     
    Belladonna! Waren die aufgedonnert!
    Als ich mit Ursula beim Travehaus ankam , standen Herr Reinhardt, Herr Probst und Siegfried in ihren schicksten Armani-Anzügen, glänzenden Schuhen und den abgefahrensten Krawatten, die ich je gesehen hatte, vor der Tür. Siegfrieds Siegelring glitzerte im gedämpften Sonnenlicht und Probsts Goldarmband hing angeberisch über seinem zu stark behaarten Handrücken.
    Ich hatte keinen Schmuck angelegt. Ursula in einem weiten, tannengrünen Zweiteiler vermittelte mir mit einem Seitenblick, dass auch sie sich zu leger gekleidet vorkam.
    Herr Probst begrüßte uns mit überschwänglichen Küsschen auf die Wangen, als würden wir ihn schon ewig kennen.
    Bäh, nur weil er seinen Anwaltsjob einigermaßen gut erledigt hatte wollte ich nicht gleich mit ihm Brüderschaft trinken! Schon gar nicht in dem Proletenoutfit! Damit war Probst bei mir unten durch! Seine schüchterne Art vom Nachmittag hatte mir eher zugesagt!
    „Wir ersteigern uns richtige Kerle“ , flüsterte mir Ursula zu, als wir am Tisch saßen, in die Speisekarte vertieft, und tat dabei so als würde sie mir Putenbruströllchen im Speckmantel empfehlen.
    „Das Pfeffersteak mit Gorgonzolasauce und Brokkoliröschen soll auch sehr gut sein!“, antwortete ich gelassen und Ursula lächelte süßlich, was etwas gequält aussah, da sie krampfhaft versuchte einen Lachanfall zu unterdrücken.
    Nachdem wir bestellt hatten, ich hatte mich übrigens doch für die Putenbruströllchen entschieden, beugte Herr Reinhardt sich leicht nach vorn über den breiten Tisch und sprach mich an.
    „Fräulein Wen tland, erzählen Sie doch mal, ich bin doch sehr gespannt wie Sie mit meinem Sohn als Chef so klarkommen. Ich habe da doch schon so einiges gehört, er soll sich zu sehr mit der weiblichen Kundschaft beschäftigen und Sie stark für seine, sagen wir mal Kundenwerbung in Beschlag nehmen!“, dabei strich er sich die Krawatte glatt, die sich auf der Tischkante zusammenzurollen versuchte.
    Gut das s die Vorsuppe noch nicht serviert wurde, dachte ich bei mir, das

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