(Gummi-) Baerenstarke Kerle
hätte sonst geklappt!
Nicht schon wieder, dachte ich bei mir, das Gespräch hatten wir doch schon heute Mittag! Hatte ich ihm nicht schon versichert, dass sein einmaliger Sohnemann ein Vorbild an Strebsamkeit und Höflichkeit war, mussten wir das noch mal durchkauen?
„Ach, das ist alles halb so wild!“, winkte ich ab. „Aber wo steckt eigentlich Ihre Frau, ich hatte mich schon so gefreut sie mal wiederzusehen!“, versuchte ich vom Thema abzulenken.
„Barbara ist lieber im Hotel geblieben, sie wird wieder von ihrer Migräne geplagt. Das Wetter hier ist nicht gut für sie, ihr fehlt die sanfte Brise und die leichte Kost der Karibik . Ich weiß nicht, wie wir es hier so lange haben aushalten können. Ich rate nur jedem, der es sich leisten kann, ab in den Süden! Wesentlich angenehmeres Klima!“, antwortete er und lehnte sich entspannt zurück.
„Das war ein gutes Stichwort, Herr Reinhardt!“ , setzte Ursula an.
Ich warf ihr einen energischen Blick zu, sie würde doch wohl nicht…
Doch sie fuhr unbeeindruckt fort: „Sarahs Großtante ist leider kürzlich verstorben und hat ihr etwas Geld hinterlassen. Sarah kann sich den Süden jetzt leisten! Und so sehr ich es ihr auch gönne, so traurig bin ich auch darüber, dass sie die Firma verlässt! Ihr Sohn muss sich nach einer neuen Sekretärin umsehen!“, grinsend blickte sie in die Runde und wartete die Reaktionen ab.
Siegfried blickte mich fragend an, Herr Probst rückte ein Stück näher an mich heran, ich hätte ihr am liebsten die Augen ausgekratzt, beließ es aber bei einem Z ähneknirschen und über Herrn Reinhardts Gesicht zog eine graue Wolke.
„Stefan hat S ie doch überfordert, genervt und ausgenutzt! Ich wusste es! Er verdirbt es sich mit allen fähigen Leuten! Meine Frau sagte noch zu mir, ich solle Ihnen eine Gehaltserhöhung bieten. Wir waren so froh, ihn gut unterstützt zu wissen. Wollen Sie nicht noch mal darüber nachdenken? Ich werde mit Stefan reden, er hat Sie nicht mit seinen Weibergeschichten zu belasten!“, sagte er mürrisch.
Ich bin seine Weibergeschichten, dachte ich beschämt und suchte nach einer Ausrede.
„Aber nein. Herr Reinhardt, wo denken Sie hin! Ihren Sohn trifft wirklich keine Schuld! Ich habe mich immer in der Firma wohl gefühlt und daran hat auch ihr Sohn nichts geändert! Er war ein wunderbarer Chef. Aber wie Ursula es schon sagte, ich kann es mir leisten!“, fuhr es aus mir heraus. So flunkerte ich, dass sich die Balken bogen, um meine 800.000 Euro in Sicherheit zu wissen.
Bevor er etwas erwidern konnte , kam der Kellner mit Salaten und Vorsuppe.
Mit gerunzelter Stirn sah Herr Reinhardt auf seinen Teller und breitete die Serviette aus.
Ich sah sein Schweigen mit Erleichterung und hoffte nicht mehr zur Verteidigung vorbringen zu müssen.
Da kam m ir Siegfried zu Hilfe: „Fahren Sie eigentlich morgen schon wieder ab?“, fragte er Herrn Reinhardt, noch halb den Löffel im Mund.
Themawechsel, wunderbar, dachte ich!
In Gedanken versunken sortierte ich die Salatblätter auf meinem Teller und bekam erst bei seinem zweiten Anlauf mit, dass Herr Probst mich ansprach. Herr Reinhardt hatte ihn in freundlicher Kuppelabsicht neben mich gesetzt und ich musste ihm jetzt Rede und Antwort stehen, was mein Privatleben anging.
„Nein, ich bin noch nicht verheiratet, lebe auch mit niemandem zusammen außer Kater und Hund und habe auch in nächster Zeit nicht vor, dieses zu ändern!“, gab ich bemüht höflich Auskunft.
Ob ich das Land wirklich verlassen wolle, jetzt wo ich die finanziellen Möglichkeiten dazu hätte oder ob ich mich mit dem Kauf, bzw. Bau eines Hauses lieber an einen sicheren Platz binden wolle? Denn beim Hauskauf könnte er mich unterstützen, sein Bekannter wäre ein äußerst vertrauenswürdiger Makler , der mir bestimmt einige geeignete Objekte zeigen könnte!
„Ich möchte mir erst einmal die Welt ansehen!“ , antwortete ich knapp. „Danach komme ich gern auf Ihr Angebot zurück.“
Ihm schien klar geworden zu sein, dass ich an keiner weiteren Unterhaltung interessiert war , und er hielt endlich seine Klappe.
Siegfried sabbelte auf Herrn Reinhardt ein und Ursula bestellte sich einen Rotwein nach dem anderen. So überstand ich das Essen, ohne weitere Worte verlieren zu müssen.
Ich kaute als Letzte noch an meinem Nachtisch als Herr Reinhardt schon die erste Runde „Verdauerli“ einläutete.
Gut, einen konnte ich vertragen, aber dabei blieb es auch, im Gegensatz zu meinen
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