(Gummi-) Baerenstarke Kerle
wenn ich Ursula anrief, hatte sie entweder keine Zeit weil sie mit Jasper verabredet war oder sie war gar nicht erst zu ereichen.
Smokey war nicht ausgelastet und suchte einen Vollzeitjob als w as auch immer und wo auch immer, am liebsten natürlich in Berlin.
Sie w ollte gerne zu Karsten ziehen, nach ihren vielen Wochenendbeziehungen und heftigen Affären sehnte sie sich nach Sesshaftigkeit. Fragte sich nur wie lange?
Der Gedanke an Smokey in Berlin machte mich traurig.
„Dann komm doch mit, was hält dich hier?“ , meinte sie leichthin.
„In Berlin ist Felix und deshalb hab ich dort nichts zu such en! Außerdem habe ich doch Tim!“, argumentierte ich.
„Tim solltest du langsam mal einen Abschiedskuss geben! Die Sache im Biergarten ist doch nun schon lange her, gib Felix eine zweite Chance. Und wenn nicht? Dann ist Berlin groß genug für euch beide!“ , keifte sie unterschwellig.
Ich hatte gedacht, für alle anderen erschienen Tim und ich wie das perfekte Paar. Anscheinend hatte ich mich geirrt. Smokey hatte mich durchschaut und wer weiß wem es sonst noch aufgefallen war.
Ich hatte mir eingeredet, das mit Tim sei etwas B esonderes, eine etwas andere Beziehung, mal ohne Sex! Dabei konnte man so oder so nicht richtig denken und man hatte viel mehr Zeit für andere Dinge.
Warum ich keinen Sex mit Tim wollte? Ich wusste es nicht. Er war nett, zärtlich, sah verdammt gut aus und mit ihm konnte man Pferde stehlen.
Jedoch immer wenn die Zärtlichkeiten intensiver wurden wich einer von uns aus. Nicht nur ich zog mich durch Sätze wie „Ich bin furchtbar müde“ oder „Ich glaube der Hund müsste noch gefüttert werden“ aus der Affäre.
Wir waren schon ein sonderbares Paar.
Smokey ging die Sache allmählich auf die Nerven: „Mach Schluss, wenn du ihn nicht liebst!“, stöhnte sie.
Sogar Ursula war kurz aus ihrem Liebesrausch erwacht und meinte: „Spiel dem armen Tim doch nichts vor, das hat er nicht verdient!“
Ich versicherte beiden eindringlich, dass ich Tim nicht absichtlich zappeln lassen würde, es hatte sich nur noch nicht ergeben und außerdem liebte ich ihn! Natürlich! Was denkt ihr denn!
Der Prozess gegen Nick von Rathen stand bald an. Tim und ich sollten vor Gericht gegen ihn aussagen. Der Termin lag auf dem ersten Freitag im September und Tim hatte vorgeschlagen, am Abend nach der Verhandlung feiern zu gehen.
Feierlaune löste der Gedanke an eine Verurteilung von Nick nicht gerade in mir aus. Eher zurückhaltende Genugtuung, oder anders, Erleichterung über die Gerechtigkeit , der Genüge getan würde. Mir lag eine Terrassenplatte auf dem Brustkorb und ich hatte nicht das Gefühl sie würde sich in Luft auflösen, wenn Nick hinter Gittern wäre. Im Unterbewusstsein wusste ich, es war der Gedanke an Felix und den Abend, den Nick uns versaut hatte, der mich wirklich bedrückte. Nicht die versuchte Vergewaltigung, dazu war die Sache zu glimpflich für mich abgelaufen. Aber wäre es nicht passiert, wäre ich mit Felix jetzt zusammen? Papperlapapp! Ich werde mit Tim feiern wenn der Mistkerl fertiggemacht wurde! Dachte ich.
Aber meine gedrückte Stimmung lag nicht nur daran, es war nicht leicht , nichts zu tun. Nicht nur Smokey war nicht ausgelastet, ich litt unter zu wenig sinnvoller Beschäftigung. Ohne geregelte Arbeit wusste ich meine Freizeit nicht mehr zu schätzen!
Zwei Tage vor dem Prozess klingelte nachmittags das Telefon. Ich war gerade damit beschäftigt Lohengrin zu bürsten und war von oben bis unten befusselt. Ich wischte mir übers Gesicht und fuhr mir mit den Händen über die Ärmel, um das Gröbste auf dem Flur zu lassen. Nutzloses Unterfangen!
L. kläffte laut und stürmte im Rallyegang in die Stube. Mit lautem Wau bremste er vor der Couch und rutschte noch ein Stück bis zum Telefontischchen. Überall flogen die frischgebürsteten Hundehaare. Ich gab es für diesen Tag auf mit dem Saubermachen. „Wentland“, schnaufte ich in den Hörer.
„Rauch“ , kam es mit einer ernsten, tiefen Stimme durch die Leitung. „Bist du im Stress?“, quietschte es hinterher.
„Nein, nur bei der Hundehygiene!“ , antwortete ich.
„Hast d u Lust am Freitag mit zur Swinging Night ins Stellas zu kommen?“, plapperte sie weiter.
„Da muss ich mal Tim fragen, aber grundsätzlich spricht nichts dagegen“, meinte ich und strich mit der freien Hand über die Sitzfläche der Couch, um die frisch gefallenen Flusen zu entfernen. „Tim wollte Freitagabend sowieso feiern
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