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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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darf’s sein, Detective? Geht’s bei Ihrer Frage um Ihre Frau, Ihre Freundin oder Ihre Mutter? «
    » Ich hab Ihnen die Marke nicht gezeigt, weil ich eine Sonderbehandlung will. Ehrenwort. Ich muss mir mal eine Tabakpflanze anschauen, falls Sie so was dahaben. «
    Ihren Augen war anzusehen, dass sie über vierzig war. Doch als sie nachdenklich die Brauen zusammenzog, bildeten sich auf ihrer Stirn nur zwei dünne Linien. » Hmm. Wissen Sie was? Ich glaube, Sie haben Glück. Kommen Sie mit. «
    Tallow folgte ihr durch vier oder fünf Stadien des Pflanzenlebens in einen Gang und weiter in einen mittelgroßen Urwald aus Sträuchern. Er sah zu, wie ihre Augen drei Regalebenen von links nach rechts abklapperten und an einem kleinen Topf mit einer ärmlichen Ansammlung von Stöckchen mit weißen Flaumköpfen hängen blieben. » Frauentabak « , erklärte sie. » Die amerikanischen Ureinwohner haben die Blätter zur Linderung von Periodenschmerzen, postnatalen Erkrankungen und Magenproblemen verwendet. «
    An dem Ding hingen so wenig Blätter, dass Tallow nicht mal wagte, es anzufassen. Er wollte es ja nicht gleich umbringen.
    » Oder das hier… « Die Dame hob einen größeren Topf mit kräftigem, strahlend grünem Blattwerk hoch, aus dem weiße, trompetenförmige Blüten mit einem warmen Pink im Schlund ragten. » Nicotiana tabacum, der gewöhnliche Kulturtabak. Ein entfernter Verwandter der Tabaksamen, die die Taíno Christoph Kolumbus gaben und die schließlich von Jean Nicot an den französischen Hof gesandt wurden, wo die Leute so viel Freude an der benebelnden Wirkung der zerstoßenen Blätter hatten, dass sie die Pflanze gleich nach ihm benannten. «
    Tallow zerrieb ein Blatt zwischen Daumen und Zeigefinger und kam zu einem Ja. Ja, das war ein entfernter Verwandter dieses etwas beißenden Dufts, der ihn vage an Zigarettenrauch erinnert hatte. Des Dufts aus Apartment 3A.
    » Ja « , murmelte er. » Ich glaube, das ist es. Vielleicht müsste ich es zerkleinern und verbrennen… «
    Die Blumenhändlerin lächelte. » Wenn Sie’s zerkleinern und verbrennen, haben Sie’s gekauft. «
    » Tut mir leid « , sagte Tallow. » Aber ob Sie’s glauben oder nicht, ich brauche die Pflanze tatsächlich für die Arbeit. Sie scheinen sich ja damit auszukennen? «
    Sie verdrehte die Augen und blickte sich um. » Sollte ich auch, oder? «
    » Tut mir leid. Sorry. Bin noch nicht richtig wach. Aber dann wissen Sie vielleicht auch, ob solche Tabakpflanzen vor langer, langer Zeit hier in der Gegend heimisch waren? «
    Sie biss sich in die Wange und drehte den Topf in den erdverschmierten Händen. Ihre Nägel waren länger und kräftiger, als man es angesichts ihres Jobs erwartet hätte. » Wie gesagt, es handelt sich um eine Kulturpflanze, und manche Leute behaupten, da wären noch ein paar andere Tabakpflanzen untergemischt worden. Aber klar, etwas ganz Ähnliches wäre hier in der Gegend heimisch gewesen. Der Frauentabak auch. Man hätte ihn auf den Hängen runter zur heutigen Pearl und Water Street gefunden, damals, bevor die Eingeborenen das Land an die Niederländer verkauft haben. «
    Tallow fällte eine Entscheidung. » Die nehme ich. Die mit den, äh, mit den Blüten. «
    » Nicotiana tabacum. «
    » Genau die. «
    Skeptisch hob sie eine ihrer Augenbrauen. » Bei mir gibt’s aber keinen Polizistenrabatt. Und Frauen stehen eher auf Rosen. «
    » Da haben Sie sicher recht. Aber die Person, die ich suche, steht eher auf Nicotiana tabacum. Und Polizistenrabatt würde ich nie annehmen. «
    Das war eine verdammte Lüge. Ihm war klar, dass es da in den letzten paar Jahren so einige Fälle gegeben hatte, und so schuldbewusst, wie er sie ansah, konnte sie sich das sicher denken. Doch Tallow zahlte den vollen Preis für den Topf und eine Tüte Düngerpäckchen und fühlte sich gut dabei. Er bedankte sich und verließ den Laden, wobei er einer weiteren Gewichthebervorführung ausweichen musste.
    Bei einem Zwischenstopp im Café besorgte er einen Papphalter mit sechs grotesk großen Venti-Plus-Bechern Eiskaffee– das Morgenangebot, das einzig aus zu vielen Tassen Espresso und erbarmungslos heruntergekühlter Sahne bestand. Die Getränkebecher waren aus milchig-durchscheinendem Maisplastik gefertigt und mit einem Cartoon-Nackedei bedruckt, der seine Genitalien in die Hauptleitung stöpselte und, euphorisiert von den vielen Volts, Luftsprünge machte. Für den Papphalter buddelte Tallow eine Grube auf der Rückbank, die Tabakpflanze

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