Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
Vom Netzwerk:
retten sollen. Der an seiner Stelle hätte sterben sollen. «
    Tallow hatte sie aufgefordert, es zu sagen. Er hatte nachgebohrt. Aber deswegen gefiel es ihm noch lange nicht, dass sie es tatsächlich gesagt hatte. Und es gefiel ihm nicht, dass er sie dazu gezwungen hatte und sie nun dafür hasste. Ihm gefiel gar nichts mehr. Tallow vergrub das Gesicht in der freien Hand.
    » John? «
    » John, John, John. Hört das denn nie auf? Manchmal wäre es mir lieber, keiner würde meinen Namen kennen. «
    » John? Was? «
    » Ich war sein Partner. Sein Freund. Sagen Sie ihr… « Aber er konnte sich gerade noch davon abhalten. Wie so oft unterdrückte er alles, was in seinem Inneren hochbrodelte. » Nein. Sie sagen ihr gar nichts. Sie erwähnen mich nicht einmal. «
    » In Ordnung, John « , sagte die Lieutenant verunsichert.
    Mach nur weiter so, dachte er. Red mit mir wie mit einem Geistesgestörten. Wie mit einem hoffnungslosen Fall, der eh schon raus ist aus der Truppe. Tallow leckte sich die Lippen wie eine Eidechse. Sein Gesicht zog sich zusammen, verhärtete sich. Er genoss die Wut, die in ihm aufloderte. Auch diese Wut packte er, doch diesmal beschloss er, sie nach außen zu richten.
    » In einer Stunde müssen Sie im Büro sein « , sagte er. » Ich habe die Kanone von Son of Sam. «
    Den Anfang ihrer Reaktion hörte er sich noch an. Dann würgte er das Gespräch ab.
    Er ging zum Wagen und verließ den One Police Plaza, hielt vor einem Laden und kaufte sich zwei Feuerzeuge.
    Als Tallow am Ericsson Place eintraf, war das Morddezernat menschenleer. Alle Welt war auf Jim Rosatos Beerdigung.
    Die Lieutenant war nicht im Büro. Tallow trat trotzdem ein, stellte sich in die Mitte des Raums und wartete.
    Regungslos starrte er geradeaus und stellte sich vor, die Waffen aus der Pearl Street würden an der Rückwand des Büros hängen. Er beschwor sie herauf, um sie weiter nach Hinweisen und Fährten abzusuchen. Nach einem Sinn.
    Zehn Minuten später stakste die Lieutenant ins Zimmer, eine wütende, kantige Erscheinung in einem Hosenanzug aus schwarzer Schurwolle mit Stehkragen und einem schrägen, scharf geschnittenen Aufschlag an der Vorderseite. Tallow fragte sich, ob das schon wieder eine Neuerwerbung war, und stellte fest, dass es ihm egal war.
    » Mir gefällt nicht, wie Sie in letzter Zeit mit mir reden, Detective « , keifte sie, während sie um den Tisch herum marschierte.
    Schweigend stellte Tallow die Tasche ab, zog den Ausdruck heraus und warf ihn auf den Tisch.
    » Haben Sie mich verstanden? «
    » Lesen Sie das. «
    » Tallow. Wollen Sie rausgeschmissen werden? Soll ich Ihnen hier und jetzt Marke und Waffe abnehmen und Sie vom Gelände eskortieren lassen? «
    » Lesen. Sie. Das. «
    » Tallow, Sie… «
    » Lieutenant. Ich habe eine Menge Respekt vor Ihnen. Sie haben einen harten Job, aus tausend Gründen, und mit dem Druck, den Sie von allen Seiten zu spüren bekommen, gehen Sie besser um als praktisch jeder andere Boss, den ich je hatte. Aber jetzt haben Sie mir diesen Fall ans Bein gebunden, und seitdem zählen Sie nur noch die Tage, bis er mich in den Abgrund reißt und wir beide aus Ihren Augen verschwinden. Nicht dass ich das nicht verstehen würde. Doch solange der Fall mich noch nicht versenkt hat, behandeln Sie mich bitte wie einen Detective des New York Police Department und. Lesen. Das. «
    Lange betrachtete die Lieutenant ihn wortlos, bis sich ihre Augen auf den Ausdruck richteten– aber Tallow sah schon, wie ihr Blick verschwamm. Sie würde das Blatt nur kurz überfliegen, bevor sie es mit einem Kopfschütteln in den Müll beförderte und sich der viel dringenderen Frage nach der Zukunft von John Tallow widmete. Tallows Gedanken eilten hinauf zu allen höheren Wesen, die vielleicht am Himmel über dem Ericsson Place zuhörten.
    Die Augen der Lieutenant rutschten einmal quer über den Zettel. Dann hob sie ihn auf, um ihn zu zerknüllen, doch nach einem wütenden Blick auf Tallow schaute sie noch ein letztes Mal drauf. Ihre Hand verkrampfte sich.
    Sie hielt inne. Kniff die Augen zusammen, um irgendetwas zu entziffern. Umfasste das Blatt mit beiden Händen und hielt es reglos vor sich.
    Und legte es auf den Tisch wie eine tickende Zeitbombe.
    » John? «
    Plötzlich hieß er wieder John. Sie war sichtlich erschüttert. Jetzt konnte er nur noch abwarten, auf welche Reaktion sie nun verfallen würde. Tallow war bewusst, dass seine Karriere in ein paar Sätzen Geschichte sein könnte.
    » Ja. «
    » Sind

Weitere Kostenlose Bücher