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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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gekommen ist. «
    » Nein, Detective, Sie machen sich wieder an die Arbeit. Sie haben keine Erfahrung mit dem Captain. Man muss ihm alles in Babysprache erklären, damit er es dem Assistant Chief Süd-Manhattans erklären kann, ohne sich wie ein Rentner mit einem Kilo Vicodin im Blut anzuhören. Was er im Grunde ist. Das ist meine Aufgabe. Erledigen Sie Ihre Aufgabe. «
    » Okay « , sagte Tallow, hob seine Tasche auf und ging. Doch an der Tür hörte er eine leise Stimme im Rücken.
    » Das vorhin tut mir wirklich leid. Das mit der Beerdigung. «
    Tallows Schritte gerieten nur kurz ins Stocken. Schnell verließ er das Stockwerk und das Gebäude, ehe die gesammelten Freunde und Kollegen Jim Rosatos auftauchten, die den Verstorbenen sanft in die warme, tröstliche Erde des amerikanischen Kontinents gebettet hatten.

Zweiundzwanzig
    Der Jäger musste sich eine Waffe beschaffen.
    Auf seiner kommenden Arbeit lasteten unangenehm viele Bedingungen. Er brauchte die Waffe bis zum morgigen Tag. Ihm war klar, dass ihm in seinem nahen Zufluchtsort im Süden der Insel nur eine begrenzte Geldsumme zur Verfügung stand. Er ertrug es nicht, mit der U-Bahn zu fahren. Und seine nächste Jagd würde eine rasche, herausfordernde Reaktion nach sich ziehen.
    Als der Jäger seinen Weg nach Westen fortsetzte, war dem modernen Mann in ihm bewusst, dass er einen Teil Neu-Manhattans betrat, der meist Hell’s Kitchen genannt wurde; nur in den Schaufenstern der Immobilienmakler hieß er Clinton. Trotzdem ließ er vorübergehend das alte Manhattan vor seinen Augen aufbranden. Zufrieden folgte er dem Fluss, den die ersten Niederländer auf der Insel » Great Kill « getauft hatten.
    Seine Hand tastete in der Tasche und zog als Erstes ein Paar dünner Lederhandschuhe, als Zweites einen Ring heraus. Der Jäger kannte weitaus schönere Handarbeiten als diesen Ring, ja, er hatte selbst schönere angefertigt. Es handelte sich um einen Kranz aus aufgewickeltem Draht, gerade weit genug für den Zeigefinger seiner rechten Hand im Handschuh. Eine grobe, aber feste Fassung umschloss ein Stück Kristall, das er an der Mündung des Harlem River Ship Canal gefunden und sorgfältig bearbeitet hatte. Die scharfe, geschliffene Spitze des Kristalls ragte einige exakt bemessene Millimeter aus den Drahtklauen der Fassung – eine zweckmäßige Schlagwaffe für absolute Notfälle. Bei einer Gelegenheit hatte der Jäger damit eine Halsschlagader aufgerissen, ein andermal einen Kehlkopf zerschmettert.
    Der Jäger streifte die Handschuhe über und steckte den Ring an den Finger.
    Zögerlich filterte er Mannahatta aus seinem Blickfeld und suchte sich einen Weg durch die Lagerhallen und Autowerkstätten und den grauen Schlamm der Parkplätze. Er spürte, dass er sich durch den trostlosesten Winkel dieses Zipfels der Insel bewegte.
    Schließlich fand er sein Ziel: ein vierstöckiges Gebäude mit einer zugenagelten Pizzeria an der Vorderseite. Die Seitentür, hinter der eine Treppe zu den oberen Etagen führte, stand wie immer einen Spaltbreit offen. Vor dieser Tür musste man sich positionieren, woraufhin sie sich knarrend öffnen und den Blick auf einen fetten Mann freigeben würde, der mit einer schlecht verborgenen Waffe in ihrem Windschatten lauerte.
    Auch diesmal schwang die Tür nach außen, und im dämmrigen Licht stand ein Scheusal in einem schmuddeligen orangefarbenen Trainingsanzug. Dunkles, spärliches Haar spross aus seinem Schädel, der offenbar vor einiger Zeit in eine landwirtschaftliche Apparatur geraten oder gehalten worden war. Als wäre sein Gesicht einst flüssig gewesen, mit einem Finger verwirbelt worden und getrocknet.
    » Ich will Mr. Kutkha sprechen « , sagte der Jäger.
    » Gibt’s hier nicht « , erwiderte das Scheusal erwartungsgemäß.
    » Sag ihm, dass ein treuer Kunde und alter Stammesverwandter zu Besuch ist. «
    » Hast du auch einen Namen? «
    » Sag ihm, du hast nach meinem Namen gefragt, und ich habe gesagt: Ich bin ein menschliches Wesen. «
    Das Scheusal zuckte mit den Schultern und schob sich rückwärts die kurze Treppe hinauf, die Hand stets an der Waffe in seinem hinteren Hosensaum. Auf dem Treppenabsatz gab es die Information weiter, ohne den Jäger aus den tiefliegenden Augen zu lassen.
    Sekunden darauf hörte der Jäger ein Lachen wie klimpernde Knochen in einer Blechdose und ein scharfes Keifen: » Lass ihn rein, lass ihn rein! « Mit einer hässlichen, fetten Klaue winkte das Scheusal den Jäger nach oben. Auf dem

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