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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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Treppenabsatz angekommen, entdeckte der Jäger einen zweiten, kleineren Mann mit einem soldatischen Haarschnitt und dem übermäßig trainierten Körper der modernen Leibesnarzissten. Ein Mann, der den Großteil seiner Muskeln mit Namen kannte. Der Mann streckte die Hand aus. Widerspruchslos händigte der Jäger seine Tasche aus. Ohne ein Wort zu sagen, führten sie ihn zur Tür des größten Raums der Etage, der wie immer vom Summen der Maschinen erfüllt war. Doch nicht mal das Summen konnte die Geräuschkomposition, die plötzlich aus dem nächsten Stockwerk drang, vollständig übertönen: Schreie wie von einer Katze, die in Stücke gerissen wurde; ein tiefes Dröhnen, das die Decke beben ließ; das Wimmern einer Person, die weinen wollte, aber nicht zu Atem kam.
    Der Jäger signalisierte seinen Begleitern nicht, dass er den Lärm gehört hatte. Er ließ sich von dem Mann mit dem soldatischen Haarschnitt abtasten.
    Als der Jäger den Raum betrat, fiel ihm zuerst der Junge neben der Tür auf: ein etwa Sechzehnjähriger mit vorspringenden Augenbrauen, breiter Nase und dem Gesichtsausdruck eines gründlich geprügelten Welpen. Da der Jäger seine Hände nicht sehen konnte, ging er auf ihn zu, um ihn zu töten.
    Doch Kutkhas Stimme ließ ihn innehalten. » Junge! Du kannst nicht so herumstehen, wenn ein wahrer Mann den Raum betritt! Willst du sterben? «
    Kutkha war dünn wie Reisig und hatte ein Gesicht wie abgeblätterter Feuerstein. In der Haltung eines Königs saß er auf einem kleinen buttergelben Sofa, das von zwei großen, unermüdlich rotierenden Ventilatoren flankiert und zusätzlich von zwei kompakten Lüftern gekühlt wurde, die vor ihm auf dem Boden kauerten wie knieende Sklaven. Der Jäger kannte Kutkha seit Langem– der Mann beschwerte sich ohne Unterlass über die Hitze und war zugleich ganz versessen auf Kleidung. Diesmal trug er seltsame, lange Shorts aus feiner Baumwolle und weißer Seide, eine kunstvoll gemusterte Weste und sonst nichts, während er die peitschenden Tundrawinde der neuesten Klimatechnik genoss.
    Unter hämischem Lachen über den zur Statue gefrorenen Jungen erhob Kutkha sich und schüttelte dem Jäger die Hand. » Das menschliche Wesen persönlich! Mein entfernter Verwandter! « Und an den Jungen gewandt: » Ein menschliches Wesen! Verstehst du? Das ist ein Angehöriger der Lenni Lenape! Weißt du, was das bedeutet? ›Die Menschlichen Wesen‹! Dieser Mann und ich, wir sind vom selben Blut. Deine Familie? « Er spuckte auf den Boden. » Deine Familie ist Dreck. « Kutkha widmete sich wieder dem Jäger. » Mein Bruder hat eine Moskowitin gevögelt. Was soll man machen? Es gibt Menschen, die würden sogar das Vieh vögeln, wenn es lange genug stillhalten würde. Meine Familie! Ständig setzen sie mir diese kleinen Spermien in die Subway, um sich bei mir einzuschleimen. Damit ich runter nach Brighton Beach komme, Krakauer Würste esse, die sie aus verdammten Hunden machen, und mir anhöre, wie ich ihnen mein ganzes verdammtes Geld schenken kann! Diese Leute haben mein Volk viel zu lange gefickt. Wenn man mit einem Mikroskop in meine verfickte DNA gucken würde, würde man einen Moskauer sehen, der auf meine Gene pinkelt und seinen Urin als Sommerregen ausgibt! « Wieder ging Kutkha auf den unglücklichen Jungen los. » Kapiert? Ich bin Itelmene! Mein Volk ist nach Alaska und runter nach Amerika gelaufen und zu seinem Volk geworden! Ich teile mehr Blut mit ihm als mit dir. Du bist wie das Zeug, das aus meinem Arsch fällt, wenn ich italienisch essen war! «
    Kutkha kehrte zu seinem Sofa zurück– der einzigen Sitzgelegenheit im Raum. Der Jäger hatte nichts anderes erwartet. Er kannte Kutkha. Er musste zwischen den Lüftern stehen wie ein Bittsteller vor dem Thron. Angesichts der kommenden Entwicklungen hatte ihm bisher ein winziger Stein des Bedauerns auf dem Herzen gelegen. Doch als er wie ein Bauer zwischen den kleinen, brummenden Maschinen stand, zerfiel der Stein zu Staub.
    Mit einem hochmütigen Wink deutete der Russe auf den Jungen. » Du kannst in seiner Gegenwart sprechen. Ich bin mir nicht mal sicher, dass er unsere Sprache versteht. «
    Nach einem kurzen, abschätzigen Blick auf den Jungen beschloss der Jäger, der Aufforderung zu folgen. » Ich brauche eine Waffe. Vorzugsweise eine Waffe der Polizei. «
    » Der Polizei? «
    » Ja. Eine Waffe, die in Verbindung mit der Polizei steht. Die von der Polizei verwendet wird. «
    Kutkhas Blick richtete sich auf den bockigen

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