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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Stein steht«, lachte Albrecht Skorubski. »An der Straße in Guhro zum Milanhof raus. Aus grauem Granit mit schwarzem, gusseisernem Kreuz oben drauf. Vorne stehen die Namen der beiden.«
    »Ja genau. Marianna Kettlitz und Christian Baikow. Wir dachten zunächst, die beiden seinen erst kürzlich verunglückt und sind ausgestiegen, um nachzusehen. Und dabei haben wir festgestellt, dass sie vom Blitz erschlagen wurden. Und beide noch so jung. Ein verliebtes Paar auf dem Heimweg vom Stelldichein, vielleicht sogar einem heimlichen. Marnie fand das sehr romantisch. Tragisch natürlich auch. Ihr wisst ja, wie sie ist, sie spinnt sich innerhalb kürzester Zeit eine ganze Mär zurecht. Also, deshalb haben wir uns dort verlobt.«
    »Seid ihr sicher, dass es ein Liebespaar war?«
    Als er den seltsamen Ausdruck auf Wieners Gesicht sah, fing Nachtigall schallend an zu lachen.

58
    Johannes Gieselke traf seinen Vater wie erwartet in der Bibliothek an. Eine rasche Inspektion der inzwischen fast vollständig geleerten Karaffe überzeugte ihn davon, dass Olaf Gieselke ziemlich betrunken sein müsse.
    Deprimiert sank er in einen der bequemen Sessel. Interessiert beobachtete er, wie sein Vater zielstrebig trank, ohne seine Umgebung wahrzunehmen. Er schien nicht einmal den Besucher bemerkt zu haben. Umso mehr erschrak der Sohn, als sein Vater ihn nun direkt ansprach.
    »Es hilft nicht!«, beschwerte sich Olaf Gieselke mürrisch.
    »Ich weiß.«
    »Im Fernsehen saufen die Leute sich zu – und bei denen funktioniert es gut. Sie vergessen. Bei mir scheint es nicht zu klappen.« Seine Stimme war klar, die Sprechweise unbehindert. Offensichtlich vertrug Olaf Gieselke deutlich mehr als andere in seinem Alter. Er interpretierte den Gesichtsausdruck seines Sohnes richtig. »Das macht die jahrelange Übung.«
    »Aha. Und ich dachte immer, bei der Jagd braucht man ein gutes Auge und eine ruhige Hand.«
    »Die Hälfte des Jahres ist Schonzeit«, gab der Vater trotzig zurück.
    »Nicht für die Leber, oder?«
     
    Mehr war für den Moment nicht zu sagen. Jedenfalls nicht, wenn man vermeiden wollte, an das Schmerzliche zu rühren und eine Katastrophe heraufzubeschwören. Eine bösartige, beklemmende Ruhe machte sich breit. Wut und Hass senkten sich wie Bleigewichte auf die Brustkörbe der beiden Männer und schnürten ihnen die Luft ab.
    »Du!«, keuchte Johannes Gieselke mit großer Anstrengung. »Du hast nicht auf meinen Sohn aufgepasst. Er wurde ermordet. Auch auf deine Frau hast du nicht achtgegeben. Sie ist tot. Wenn der Mörder weiterhin so erfolgreich ist, sitzt du bald ganz allein hier in deinem großen Haus. Auf deinen widerlichen Gurken!«
    Mit staksenden Schritten verließ der Sohn den Raum. Sein Vater sah das Handy, das Johannes wohl aus der Tasche gerutscht war, im Sessel liegen. Er würde es bald vermissen. Wenig später hörte Olaf Gieselke den Wagen seines Sohnes davonpreschen. Gut möglich, dass du recht hast, Johannes, dachte er. Sehr gut möglich.

59
    Montag
     
    »Ich hab inzwische so was wie ein Motiv für den Mord an Wolfgang Maul g’funde«, begrüßte Michael Wiener die Kollegen am nächsten Morgen.
    »Und?«
    »Nun, ich hab mit Clemens Kuhn g’sproche. Das ist einer von den Wolfsfreunden. Ich wollt noch mal nachhake, irgendwie wurd ich das G’fühl nicht los, es gäb da Spannungen in der Gruppe. Clemens Kuhn hat mir erzählt, Flocke, also Sebastian Körbel, habe bei einer Gelegenheit – wann genau, wusst er nicht mehr, aber kürzlich sei es gewesen – erwähnt, er sei unglücklich. Wolfi verhalte sich in der letzten Zeit so ungewöhnlich. Flocke ging wohl davon aus, dass es einen anderen gäbe. Eifersucht!«
    »Hm«, brummte Nachtigall, »ein Klassiker also. Bei Körbel auf den Busch zu klopfen, ist sicher kein Fehler. Eifersucht ist ein starkes Motiv und jeder aus der Gruppe wusste von der geplanten Wache. Bestell ihn ein. Er soll am besten gleich kommen.«
     
    »Was machen wir mit den drei Jungs?«, wollte Skorubski wissen. »Alle zusammen? Jeder mit einem?«
    »Wir nehmen sie zusammen. Wir beide. Wenn sie sich absprechen wollten, hatten sie inzwischen alle Zeit der Welt, um das zu tun. Sitzen alle drei um den Tisch, ist es leichter zu beobachten, ob Blicke getauscht und unter dem Tisch Tritte verteilt werden«, schmunzelte Nachtigall. »Günstig wäre natürlich ein Gespräch ohne die Eltern. Wenn sich das nicht einrichten lässt, wechseln wir in einen größeren Raum.«
    »Wann sind sie bestellt? Für 9

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