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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Gieselkes Stimme überschlug sich schrill.
    »Er glaubt, jemand wolle die ganze Familie auslöschen.« Nachtigall schlug bewusst einen sachlichen, emotionslosen Ton an. »Vielleicht geht es am Ende doch um die Gurken?«
    »In dem Fall wäre es doch ausreichend, die männlichen Mitglieder der Familie zu töten, nicht wahr?«

57
    »Ich halte es für ziemlich wahrscheinlich, dass der Ehemann mit seiner Einschätzung richtig liegt. Meine Frau wäre auch suizidgefährdet, wenn ein Enkel unter unserer Aufsicht stirbt. Und gar nicht verwinden könnte sie, wenn sich obendrein auch noch unser Kind von ihr abwendet.«
    »Das will ich überhaupt nicht in Abrede stellen. Klar, das wäre sicher für jeden von uns entsetzlich.« Nach einer Pause fuhr Nachtigall fort: »Aber du weißt, es ginge ihr schlecht, also würdest du dich um sie kümmern, einen Therapeuten einschalten, dafür sorgen, dass sie vom Hausarzt stationär eingewiesen wird. Auf keinen Fall kämst du auf den Gedanken, sie allein wegfahren zu lassen.«
    Albrecht Skorubski zuckte merklich zusammen. »Das ist sicher richtig. Aber Olaf Gieselke ist nicht unbedingt ein Beschützertyp. Er hat bestimmt von ihr erwartet, dass sie die Situation meistert und gut.«
    Peter Nachtigall lachte freudlos auf. »Es ist zu ärgerlich, dass ich nicht gesehen habe, wer da durchs Haus schlich! Vielleicht war es ja tatsächlich der Mörder, der noch einmal zurückkam, um zu kontrollieren, ob er seine Spuren gut verwischt hatte.«
    »Ach, Peter. Ich glaube, es ist ganz gut, dass er dich und die Jungs nicht entdeckt hat. Stell dir nur vor, was für ein Blutbad er hätte anrichten können …« Er legte deutlichen Vorwurf in seinen Tonfall. »Du hattest nicht einmal deine Dienstwaffe dabei!«
    »Ja, ja, du hast ja recht. Aber trotzdem! Ich war nur eine Armlänge von ihm entfernt und dennoch ist er mir entkommen, schlimmer noch: Ich habe ihn nicht einmal erkannt!«
    »Morgen um 9 Uhr kommen die Jungs. Ich bin mal gespannt, was die drei so erzählen. Bestimmt bringen sie ihre Eltern mit. Was hast du denen eigentlich für eine Erklärung angeboten?«
    »Die Jungs hätten das Haus betreten, weil die Tür offen stand. Sie hatten die Absicht, den Hausbesitzer zu warnen, schließlich hätte ja jeder unbemerkt hineinkommen können. Das haben sie ganz gut geschluckt, nur die Mutter von Albert nicht. Sie hat hartnäckige Abenteuerlust als Motiv identifiziert«, lachte Nachtigall und wurde sofort wieder ernst. »Dass sie dabei eine Leiche gefunden haben, hat allerdings keinem der Elternpaare gefallen.«
    Sie schwiegen bis zum ersten Kreisverkehr brütend vor sich hin. Schimpfend durchbrach Skorubski die Stille: »Wie man es dreht und wendet: Es macht alles keinen Sinn! Maurice war der jüngste Erbe der Gieselkes, Irma Gieselke die Ehefrau des ältesten Familienmitgliedes. Mit der Erbfolge jedenfalls hat das Ganze nichts zu tun!«
    »Wenn es darum geht, die Familie auszurotten, wer stünde dann wohl als Nächster auf der Liste? Annabelle?«
    »Nein. Wenn Annabelle auch sterben sollte, hätte der Täter sie doch mit Maurice gemeinsam töten können.«
    »Wenn du so denkst, Albrecht, hätte der Mörder an jenem Nachmittag auch gleich die Großeltern erschießen können. Alle in einem Haus, Irma und Olaf Gieselke schliefen offenbar tief. Es wäre so einfach gewesen. Wenn es nur ein Täter ist, muss er mit der Reihenfolge irgendeinen Zweck verbinden.« Nachdenklich sah Nachtigall in die Dunkelheit. »Und der Mord an Wolfgang Maul? Wie passt der da hinein?«
    »Die Theorie, er könne den Flüchtenden beobachtet haben, müssen wir abhaken. Er war nicht einmal in der Nähe des Geländes. Auf der anderen Seite ist es so: Wenn diese drei Morde nichts miteinander zu tun haben, suchen wir womöglich drei Täter«, stellte Skorubski beunruhigt fest.
    »Unwahrscheinlich«, brummte Nachtigall.
    Kurz vor dem Aussteigen setzte er hinzu: »Ich fürchte, Olaf und Johannes Gieselke sind eher gefährdet als Annabelle.« Wie er zu dieser Meinung kam, ließ er offen und Skorubski vermutete, er glaube doch an die Erbfolge als Motiv.
     
    »Hallo, Michael!«, begrüßten sie den jungen Kollegen. »Was haben wir?«
    »Hallo! Na, ihr hattet ja heute jede Menge Aufregung! Bei mir war es da eher harmlos.«
    »Dr. Pankratz war am Tatort, Dr. März auch, wir haben nur noch seinen Wagen auf den Parkplatz kommen sehen, als wir zu Herrn Gieselke aufgebrochen sind.«
    »Und, wie hat er es aufgenommen?«
    »Bitterkalt.«
    »War wohl

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