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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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dachte er zunehmend verstimmt, dabei war es doch wohl nicht zu viel verlangt, ihn mit Genuss in den Morgen starten zu lassen.
    »Menschen sterben, Olaf! Wegen eines Rezeptes, wegen einer Produktbezeichnung. Wegen des Starrsinns eines alten Mannes!« Sie beobachtete seine Miene und konstatierte, dass der Schlag getroffen hatte.
    Niemand wurde gern alt, erst recht nicht ein Gieselke.
    »Rede nicht solch einen Unsinn! Maurice’ Tod hat nichts mit den Gurken zu tun! Davon, dass du etwas wieder und wieder behauptest, steigt sein Wahrheitsgehalt um keinen Millimeter«, gab er zornbebend zurück.
    »Es ist nur so, Olaf, dass ich über deine Worte von gestern inzwischen gründlich nachgedacht habe.« Sein verächtliches Schnaufen schien sie nicht zu beeindrucken, also fuhr sie fort: »Wie kannst du dir so sicher sein? Die Antwort lautet: Weil du mich belogen hast! Damals hast du behauptet, du habest das Geld in einem Mülleimer deponiert. Obwohl du lange gewartet hast, konntest du niemanden dabei beobachten, wie er das Päckchen an sich nahm. Dennoch sei es plötzlich verschwunden gewesen. Aber das war nur die Version für deine naive Frau und die Polizei, für den Fall, es gäbe Nachfragen. In Wahrheit wusstest du die ganze Zeit über sehr genau, wer hinter der Sache steckte! Und, Olaf Gieselke, mir ist jetzt auch klar geworden, dass es dabei in Wirklichkeit nie um die Gurklinge ging.«
    Nun hatte sie seine ganze Aufmerksamkeit, wenngleich das Lächeln, das er ihr schenkte, voller Geringschätzigkeit war.
    »Ach? Wie interessant, meine Liebe. Und um was genau soll es bei dieser widerlichen Erpressungsgeschichte gegangen sein?«
    »Ich bin sicher, dass ich es herausfinden werde. Vielleicht hatte es ja mit einer deiner ›nebenehelichen Freizeitvergnügungen‹ zu tun.«
    In Gieselkes unnatürlich blasses Gesicht kehrte mit einem Schlag die gewohnte, ungesunde Röte zurück.
    »Ein echter Mann, meine Liebe«, er dehnte die beiden letzten Worte verletzend sülzig, »braucht auch ein echtes Vergnügen. Er hat sozusagen ein Recht darauf. Du bist eine passable Hausfrau, eine mittelmäßige Köchin, eine durchschnittliche Mutter, aber auf keinen Fall eine Sensation im Bett.«
    Laut lachend hieb er mit einem gezielten Schlag seinem Frühstücksei den Kopf ab.
    Der Tag fing ja gut an.
     
    Richard Mühlberg brach der Schweiß aus. Er spürte, wie sein gesamter Köper unangenehm feucht wurde und lockerte nervös den Hemdkragen. Die SMS war unmissverständlich. ›Du bist für alle Folgen selbst verantwortlich‹, stand gut lesbar auf dem Display. Die Bedeutung der dürren Worte war klar. Wie sollte er das nur Nele beibringen? Es war gerade erst ein paar Wochen her, dass sie ihm gedroht hatte, ihn zu verlassen, wenn er je wieder in solch eine Situation geriete – und nun war es, all seinen Schwüren zum Trotz, doch passiert.
    Aber Nele machte es sich auch viel zu einfach! Sie hatte überhaupt keine Vorstellung davon, wie leicht man in diese Art von Schwierigkeiten hineinschliddern konnte. Es war ihm nach wie vor ein Rätsel, irgendetwas war nicht so gelaufen wie vorgesehen. Eine echte Chance. Schnell verdientes Geld, ohne jedes Risiko.
    Bis auf eines.
    Richard Mühlberg konnte bis jetzt nicht fassen, dass es nicht funktioniert hatte. Und nun steckte er bis zum Hals in der … Ein lautes Klappern der Küchentür ließ ihn hektisch zusammenfahren. Waren sie etwa bereits im Haus?
    Das Entsetzen musste sich deutlich in seinem Gesichtsausdruck widergespiegelt haben, denn Nele, die gerade mit einem großen Glas Milch ins Wohnzimmer kam, musterte ihn kritisch.
    »Geht es dir nicht gut?«
    »Doch, alles bestens«, log er schamlos und warf das Handy mit einer nachlässigen Geste auf den Couchtisch, damit Nele das Zittern seiner Hände nicht bemerken würde. »Kannst du nicht mehr schlafen?«
    »Ich habe schon mit der Station telefoniert. Annabelle spricht noch immer nicht. Aber wenn ich sie nachher besuche, darf ich sie in die Stadt mitnehmen, zum Eis essen.«
    Mühlberg entschied sich für ein undefinierbares Grunzen. Was sollte er auch dazu sagen? Ihn hatte das Mädchen von Anfang an nicht gemocht. Und wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass diese Aversion durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte. Verzogene, verwöhnte, verwünschte Göre!
    »Stell dir vor, sie hat dem Polizisten ein Bild gemalt, auf dem der Mörder zu sehen ist. Auf der Flucht durch den Garten.«
    Bildete er sich das ein, oder sah sie ihn bei diesen Worten wirklich

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