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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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auf dem Trockenen. Er könnte ein bisschen finanzielles Zubrot gut gebrauchen. Sein Büro macht Miese. Interessant wird es bei Richard Mühlberg. Regelmäßig werden etwa gleich hohe Beträge abgebucht. Manchmal bringt ihn das in Turbulenzen. 7.000 Euro an jedem ersten Freitag im Monat. Danach wird es in manchen Monaten langsam wieder aufgefüllt. Aber nicht in allen!«
    »Erpressung? Der auch? Mann, diese Familie steckt voller Überraschungen.«
    »An Erpressung glaube ich in seinem Fall eher nicht. Illegales Glücksspiel? Die übliche Abzocke. Das passt besser zu ihm«, feixte Nachtigall.
    »Wie auch immer, so richtig erkenne ich nicht, wie er den Umzug mit der Familie stemmen will. Nele Hain arbeitet als Sachverständige. Ihre Einkünfte dürften die zuverlässigste Einnahme der Mühlbergs sein«, zählte Wiener weiter auf.
    »Was genau arbeitet Richard Mühlberg? Welche beruflichen Pläne hat er für Quebec? Michael, bitte kläre das mit seiner Firma. Ist da heute überhaupt jemand, mit dem du sprechen kannst?«
    »Ja, ich bin angemeldet und bei der Gelegenheit kläre ich all das gleich mit. Ich fahre ohnehin in sein Büro, um sein Alibi zu überprüfen, danach bin ich bei Mandy Klinger und versuche herauszufinden, wo Wolfgang Maul zur Tatzeit war und wie er seine freie Zeit verbracht hat.«
    »Gut. Albrecht und ich fahren erst in die Klinik und besuchen danach die Lebenspartnerin von Johannes Gieselke. Und ein Gespräch mit Korbinian Nagel steht auch auf unserer Liste. Gegen 17 Uhr treffen wir uns wieder hier.«
    Michael Wiener nickte, zog seine Jacke von der Stuhllehne und grinste: »Den Gärtner haben wir noch nicht befragt. Wie nachlässig von uns! Wo doch der Mörder immer der Gärtner ist!«
    »Der Butler!«, korrigierte Nachtigall. »Und ausgerechnet den gibt es im Haushalt der Gieselkes nicht!«
    »Mist!«, fluchte Wiener und eilte davon.
     
    »Wir beide besuchen die Kollegen und fragen mal nach, ob Richard Mühlberg schon wegen Glücksspiels aufgefallen ist. Im Anschluss fahren wir in die Klinik und versuchen, ein Gespräch mit Frau Maul zu führen und sehen nach, ob Annabelles Zustand sich bessert.«
    »Soll ich glauben, auch Mühlberg war hinter dem Rezept her, von dem wir nicht einmal sicher wissen, dass es existiert? Weil er Geld brauchte und keinen anderen Ausweg sah? Er wurde von Maurice ertappt und erschoss ihn, ohne zu zögern.«
    »Möglich«, antwortete Nachtigall knapp.
    »Er kann nicht mit Waffen umgehen«, protestierte Skorubski.
    »Woher wissen wir das denn so genau?«, entgegnete Nachtigall und griff zum Telefon.
     
    »Großartig, dass Sie sich gleich Zeit für unser Problem genommen haben«, begrüßte Nachtigall den bulligen Kollegen, der wortlos auf zwei Besucherstühle deutete.
    »Richard Mühlberg, ja?« Der blonde Mann tippte den Namen in eine Suchmaske ein. Es erschienen ein Aktenauszug und ein Foto. »Dieser Richard Mühlberg?«
    »Nein.« Nachtigall starrte das Bild interessiert an. »Unserer ist jünger.«
    »Der? Kommt dieser hier infrage?«
    »Oh ja. Genau.«
    Der Kollege, dessen Namensschild an der Tür verkündete, er hieße Philipp Sander, lehnte sich in seinem Schreibtischstuhl so weit zurück, dass die Rückenlehne empört widersprach. Er verschränkte die muskulösen Arme vor dem breiten Brustkorb und verzog das Gesicht. Ein wenig neidisch erahnte Nachtigall den gut trainierten Körper, der sich unter Hemd und Hose verbarg. Vielleicht konnte er wieder etwas mehr Regelmäßigkeit in sein Training bringen. Die Gewichte etwas erhöhen. Er würde gleich am Montag seinen Trainer ansprechen und dann …
    »Das ist Richie!«, unterbrach Philipp Sander seine sportlichen Planungen. »Organisiertes Glücksspiel mit Abzocke.«
    »Was bedeutet das konkret?«, fragte Skorubski.
    »Es gibt Spielergruppen, die sich regelmäßig zusammenfinden, um andere arglistig zu täuschen und ihnen so ihr Geld abzuziehen. Eine Runde Spieler an einem Tisch, zum Beispiel mit Karten. Sie spielen organisiert, nur einer am Tisch weiß nichts davon. Der wird gnadenlos abgezockt. Den Gewinn teilen sich die Partner am Ende des Spiels.«
    »Unser Richard Mühlberg ist also ein Abzocker. Ich dachte, so etwas hätte der gar nicht nötig. Er erweckt den Anschein, von seinem Einkommen gut leben zu können«, meinte Skorubski verwundert. »Er betreibt es als Sport? Nur zum Spaß?«
    »Nee. Der Richie ist ständig in finanzieller Schieflage. Ist bei ihm chronisch. Eines ist aber klar, wenn du dir bei dieser Art

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