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Gurkensaat

Gurkensaat

Titel: Gurkensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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von Geschäftspartnern Geld leihst, kommst du leicht in echte Schwierigkeiten. Zimperlichkeiten beim Eintreiben der Außenstände sind dort unbekannt.«
    »Mord?«
    Philipp Sander grunzte erschrocken.
    »Mord? Wenn ich den Schuldner ermorde, zahlt er nicht mehr. Das ist nicht besonders schlau, oder? Bei den Erben muss man das ganze Programm erst wieder hochfahren, Drohungen, versteckte Hinweise darauf, dass der Tod des Angehörigen die Folge des Zahlungsrückstandes war. Und am Ende gehen die trauernden Hinterbliebenen noch zur Polizei. Nein. Unsere Klientel geht anders vor. Da ist es besser, den säumigen Zahler ein wenig zu quälen.«
    »Man könnte einen Angehörigen des Schuldners töten. Das würde seine Zahlungsmoral doch sicher heben«, stellte Nachtigall spröde fest.
    »Ja, schon. Auf der anderen Seite sind wir hier in Cottbus. Bleiben Sie mal auf dem Teppich. Natürlich weiß ich – ich sogar ganz besonders gut –, dass das organisierte Verbrechen längst auch bei uns angekommen ist, aber dennoch: Diese Gruppe, die da zockt, ist eine Gruppe von Kleinkriminellen. Es ist nicht die neapolitanische Mafia.«
    »Wir haben einen getöteten Stiefsohn im Alter von sechs Jahren. Erschossen. Drei tödliche Treffer aus einem Gewehr des Großvaters.« Nachtigall sah zu, wie das Gesicht des Kollegen zerfiel.
    »Nein. Das glaube ich nicht.«
    »Richard Mühlberg will auswandern. Wenn er Schulden bei seinen speziellen Freunden hat, müssen die sich mit dem Eintreiben beeilen«, erklärte Skorubski. »Wäre es denkbar?«
    Philipp Sander zögerte mit der Antwort und kaute an seiner Unterlippe.
    »Fällt Ihnen spontan zum ersten Freitag im Monat etwas ein?«, fragte Nachtigall unerwartet.
    »Oh ja. Klar! Pokern und Black Jack mit Hardy und seinen Jungs. Wie gesagt, der Ort wechselt, die Spieler nicht. Nur das Opfer wird natürlich neu ausgewählt.« Das Gesicht des Kollegen hatte wieder Farbe bekommen.
    »Und wie heißen die anderen Spieler?«
    »Wilhelm Baum, Hans-Herbert, genannt Hardy, Neuburg und Christof Kleinert. Brauchen Sie die Adressen?« Eifrig beugte sich Philipp Sander über die Tastatur und floh erleichtert in einen Bereich, der frei war von Morden an kleinen Kindern.
     
    »Glaubst du wirklich, dieses Spielertrio könnte etwas mit dem Mord an Maurice zu tun haben?«, fragte Skorubski zweifelnd.
    »Vielleicht nicht. Und noch wissen wir ja gar nicht, ob Mühlberg überhaupt einen Kredit bei ihnen aufgenommen hat. Wer weiß, vielleicht gibt es eine logische Erklärung für die Buchungen. Natürlich könnten wir hinfahren und nachfragen, ob sie ihren Freund Richard erpressen. Allerdings würden sie das womöglich als sehr indiskret empfinden und ungehalten reagieren«, gab Nachtigall schmunzelnd zurück.
    »Michael! Er könnte sich als Opfer ›aufreißen‹ lassen«, schlug Skorubski mit leuchtenden Augen vor.
    »Albrecht, es geht in unserem Fall nicht um Glücksspiel! Die Kollegen sind der verbrecherischen Abzockvereinigung ja schon auf der Spur. Wir haben zwei Morde zu klären!«

39
    Michael Wiener beeilte sich. Dr. Pankratz hasste es, wenn er auf jemanden warten musste. Als er durch die Tür trat, rief ihm der Rechtsmediziner aus einem der Räume ein gut gelauntes »Guten Morgen!« zu.
    »Ihnen auch!«
    Dr. Pankratz kam in den Flur hinaus und reichte Wiener die Schutzkleidung. »Sie wissen ja Bescheid.«
    Wolfgang Maul sah auf dem Edelstahltisch weniger eindrucksvoll aus als im Leben, dachte Wiener ein wenig wehmütig. Fast, als sei er geschrumpft.
    »Wir haben den Körper bereits gewaschen. Dabei habe ich noch mehr Verletzungen entdeckt, die bei einer ersten Betrachtung nicht zu erkennen waren. Unstrittig wurden ihm das Os parietale und das Os occipitale zertrümmert.« Der Mediziner klemmte eine Röntgenaufnahme vor den Schirm. »Also Scheitelbein und Hinterhauptbein. Maul muss sich vorgebeugt haben, vielleicht wollte er etwas vom Boden aufheben. Diesen Augenblick nutzte der Mörder und schlug kraftvoll zu. Aufgrund der Schlagrichtung kann ich behaupten, dass es sich um einen Rechtshänder gehandelt haben muss.«
    »Demnach hat der Täter ihn überrascht.«
    »Nicht unbedingt.« Dr. Pankratz machte eine wirkungsvolle Pause. »Es kann ebenso bedeuten, dass er den Täter gut kannte und ihm blind vertraute.«
    Michael Wiener nickte.
    »Sehen Sie hier?«
    Der junge Ermittler beugte sich über den Körper und folgte dem ausgestreckten Zeigefinger des Rechtsmediziners. »An dieser Stelle befindet sich ein

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