Gut gebrüllt Löwe
drückte zahllose Hände. Er strahlte über beide Backen. Löwe schmunzelte unter seinen Barthaaren, und der Elefant mußte ununterbrochen »Rüssel geben«. Die Nekaragier umarmten sich, tanzten auf Straßen und Plätzen miteinander. Unsere drei Helden kamen nur sehr langsam voran, deshalb erlebten sie Prinz Panjas Ankunft auf Schloß Firifalo nicht.
Er landete sanft auf der Terrasse, dicht gefolgt vom Flamingo, der wie ein rosaroter Leibwächter neben ihm hergeflogen war. Das Kamel umsprang die fliegende Wunderkugel wiehernd vor Freude. Und die Kobra wiegte den Oberkörper glücklich hin und her. Es sah aus, als ob sie einen magischen Tanz aufführte.
Das Wollknäuel stand auf seinen Stelzbeinen stumm und starr da, nachdem der Prinz herabgeklettert war.
Nein — doch nicht so ganz stumm! Als sie einen Augenblick mit der gegenseitigen Begrüßung innehielten und sich am Jubel der Stadt freuten, der wie ein gedämpftes Brausen zu ihnen heraufklang, setzte sich das Kamel plötzlich vor Staunen aufs Hinterteil, stellte die Ohren auf und drehte die Muscheln gegen den fliegenden Ball. Mit zitternder Unterlippe schaute es das seltsame Ding an.
»Pst! Seid doch mal still!« wisperte es. »Etwas redet!«
Sie lauschten.
Ganz fern, ganz dumpf klang es: »Laßt mich hinaus — laßt mich hinaus!«
»O-o-o-oh«, flüsterte das Kamel. »Es ist womöglich ein Geist, der seit Jahrtausenden eingewickelt ist. Rührt ihn nicht an. Vielleicht verzaubert er uns alle!«
Prinz Panja und der Flamingo legten trotz dieser Warnung lächelnd ihre Ohren an die Wollkugel. Deutlich hörten sie es rufen: »Ich bin die Schildkröte Kolossalis und habe mich selbst in diese Schnur verheddert.«
»Wir müssen sie auswickeln!« entschied der Prinz sofort.
»Aber wie?« fragte das Kamel.
»Sehr einfach!« sagte der Flamingo. »Die Spieße werden herausgezogen, dann kullert der Ball auf dem Boden herum. Das Kamel setzt sich aufrecht hin und hebt seine Vorderbeine, und ich nehme den Faden in meinen Schnabel und winde ihn da herum — so, wie man Wäscheleinen aufwickelt.«
Nicht, daß das Kamel Freude an diesem Vorschlag gehabt hätte, aber es fügte sich geduldig und fragte nur seufzend, wie lang die Schnur denn noch — und noch — und noch sei, wie schwer das Gewicht auf seinen Vorderbeinen denn noch — und noch — und noch — und wie dick der Wollstrang denn noch — und noch — und noch werden könnte.
Inzwischen kullerte der Ball, mehr und mehr zusammenschrumpfend, von einer Ecke der Terrasse zur anderen, und schließlich gab er klappernde Geräusche von sich.
Da wurde der Schildkrötenpanzer sichtbar. Und als der letzte Faden abgewickelt war, lag Kolossalis richtig benommen auf den Steinen und wagte es, ganz vorsichtig Füße und Maul aus ihrem Gehäuse zu strecken. »Himmelbimmelbammel!« flüsterte sie nur. Dann fiel ihr Kopf hinunter, und sie versank in einer leichten Ohnmacht, in welcher die sich drehende Welt langsam aufhörte zu kreisen.
Da erklommen auch der Sultan auf dem weißen Elefanten und Löwe die breite Treppe.
Das Kamel, mit dem unförmig dicken Wollstrang auf den Vorderbeinen, sah, wie der Sultan freudig bewegt die Hände zusammenschlug, und schrie in höchster Angst: »Nein! — Bitte! — Nicht die Handflächen gegeneinanderreiben!« Denn es fürchtete, daß es dann in die Luft steigen würde. Und das hätte es kaum überlebt.
Der Sultan kletterte in seiner Blechrüstung vom Rücken des weißen Elefanten herunter und zwängte sich aus der Röhre. »Dem Himmel sei Dank!« murmelte er, als er sich wieder richtig dehnen und bewegen konnte.
»Was machen wir jetzt?« fragte Löwe. »Der Kampf wird erst richtig beginnen!«
»So ist es«, meinte der Flamingo, der gemessen auf und ab stolzierte. »Aber, wo ist denn die Kobra?«
»Seht ihr mich nicht?« kicherte es irgendwo.
»Nein!«
»Zählt mal die Lanzen, die in dem Wollknäuel gesteckt haben!«
»Eins — zwei — drei — vier — fünf! Wieso?« fragte der Flamingo. »Es waren doch nur vier. Ich erinnere mich ganz genau!«
»Das ist es ja eben«, kicherte es da wieder. »Ich habe eben herausgefunden, daß ich fast genauso aussehe wie ein Spieß, wenn ich mich ganz starr ausstrecke. Ich liege dazwischen!«
»Tatsächlich«, sagte der Sultan. »Aber was nützt uns das?«
»Ich weiß es auch noch nicht — aber vielleicht werde ich es einmal wissen.« Die Kobra hatte sich wieder zu ihrer normalen Gestalt zusammengeringelt.
»Vielleicht überlegt ihr
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