Gut gebrüllt Löwe
Pferdes, und rief hinab: »Nun — traust du dich, das Feuer brennen zu lassen?«
»Hoheit, das können wir nicht wagen«, zischte der Gibbon Rao zu. Alles stand wie erstarrt.
Aber Rao rief: »Du schreckst mich nicht, Prahlhans! Wenn dich der Qualm erst zum Husten bringt, wirst du uns anflehen, dich herunterzuheben!«
Dichter Rauch verbreitete sich und hüllte den Prinzen ein.
Festhalten, Panja
Der Flamingo ließ sich vom Sims fallen und schoß mit ausgebreiteten Schwingen zu den drei Getreuen vor der Burg. Kaum hatte Löwe erfahren, was sich im Hof zutrug, sprang er auf den Rücken des Elefanten, und dieser trabte zur Burgmauer. Der Sultan stolperte, seine hinderliche Rüstung verfluchend, hinterher.
»Alarm«, blies der Wächter in sein Horn.
Jedoch war Löwe bereits mit einem übermächtigen Satz, wie abgeschnellt von der Angst um seinen Freund, vom Rücken des weißen Elefanten über den Wassergraben gesprungen. Nur mit den Vorderpfoten faßte er die Mauer, aber sich in die Steine krallend, gelang es ihm, sie zu erklimmen.
Schon wollte er sich mit einem zweiten Satz hinunter durch die Flammen und zwischen die Soldaten stürzen, die gar nicht so schnell begreifen konnten, was geschah, als der Flamingo wieder in den Hof flog, den Prinzen umflatterte und mit weiten Flügelschlägen den Rauch und die Flammen zu Boden drückte.
Da erkannte Löwe mit seinen scharfen Augen die Farbe dessen, worauf der Prinz saß. »Sultan«, rief er diesem zu, »Sultan — jetzt weiß ich: Es ist der Teppich!«
Wie ein Blitz durchzuckte es da den Ritter ohne Gegner in seiner tonnenrunden Rüstung. Er warf sein Schwert zu Boden, richtete all seine Gedanken wie ein Strahlenbündel auf das Teppichknäuel im Hof, klatschte in die Hände, rieb ihre Innenflächen dreimal gegeneinander und flüsterte: »Teppich, erhebe dich!«
Da geschah das Wunder!
»Halte dich fest, Panja!« brüllte Löwe noch, denn schon hob sich die Kugel mit den vier seltsam abgespreizten Lanzenbeinen in die Höhe und schwebte über die Mauer.
Der Flamingo folgte in schönem Schwung. Löwe drehte sich um und sprang von der Mauer wieder hinab auf die Wiese.
»Hurra!« riefen der Sultan und Löwe und fielen dem Elefanten vor Freude — nein, nicht um den Hals, sondern um den Rüssel. Und der Elefant umschlang sie gerührt. »Obwohl die Rüstung des Sultans wirklich sehr gestochen hat«, wie er später berichtete.
Im Burghof erhob sich ein Wutschrei. Rao und der Gibbon waren als erste auf der Mauer. Der Korporal und die Soldaten folgten. Wie um sie zu äffen, schwebte die Kugel fast zum Greifen nahe vor ihnen her.
»Einfangen! Einfangen!« kreischte Rao.
Da kommandierte der Korporal: »Blechbüchsen! Die Stunde der Bewährung ist gekommen! Achtung! — Springen! — Flug!! — Fluug!!!«
Und die Blechbüchsen sprangen, wie es befohlen war. Nur fliegen konnten sie nicht. Sie klatschten, eine nach der anderen, in den Burggraben. Kaum vermochten sie wieder an Land zu klettern.
Dort aber wurden die Triefenden, vor Kälte und Nässe Bibbernden, wie überfüllte Eimer Schwappenden von Löwe, dem Elefanten und dem Sultan erwartet, die sich einen Spaß daraus machten, sie mehrmals im Kreis um die Burgmauer herum zu jagen. Der Sultan schwenkte sein Schwert — aber, um die Wahrheit zu sagen, die Rüstung hinderte ihn so am Laufen, daß er, der zunächst der letzte war, plötzlich vor den Blechbüchsen einherstürmte, als sei er ihr Anführer. Da schlug er einen Haken — und weil der Korporal gerade geistesgegenwärtig die Zugbrücke herunterließ, konnte sich die fluguntüchtige Armee wieder hinter die schützende Mauer retten.
Der Prinz aber schwebte auf der Kugel langsam über die Hauptstadt Burugel. Ein Kind, das sich auf die Straße gewagt hatte, um zu spielen, sah ihn als erstes. Strahlend klang seine Stimme: »Seht nur, seht!«
Und die Nekaragier verließen ihre Häuser. Sie drängten sich durch die Straßen, über die ihr Prinz dahinflog; sie jubelten, lachten und schwenkten bunte Tücher!
Und der Prinz winkte von oben glücklich zurück. Sein weißes Gewand flatterte. Später erzählte man den Kindern, die es nicht gesehen hatten, er habe ausgesehen wie ein überirdisches Wesen.
Löwe aber — auf der Höhe über der Stadt und gegenüber dem Schloß Firifalo — rief, so laut er konnte, damit die Freunde die frohe Botschaft auch hörten: »Der Prinz ist gerettet!«
Und das Kamel fing die gute Nachricht mit seinen feinen Ohren auf und wisperte
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