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Gut gebrüllt Löwe

Gut gebrüllt Löwe

Titel: Gut gebrüllt Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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zufrieden mit leicht zitternder Unterlippe: »Gut gebrüllt, Löwe!«

Du bist schuld!

    Die Blechbüchsensoldaten saßen, hockten oder lagen mit zerschlagenen Gliedern und schmerzenden Knochen im Hof der Burg Machatofel. Auf Steinen, Treppenstufen oder Brunnenrändern hatten sich die unglücklichen Gestalten niedergelassen. Ihre Lanzen und Bogen lagen kreuz und quer: ein wirres Durcheinander! Die Männer stöhnten und halfen sich, so gut es ging, gegenseitig aus den Rüstungen, rieben sich die Schienbeine und streckten die Arme.
    Und immer wieder hörte man es klatschen und platschen, wenn das Wasser aus einer Rüstung oder einem Helm ausgeschüttet wurde.
    Die Blechbüchsen murrten innerlich und beredeten ängstlich das Wunder, das sich vor ihren Augen zugetragen hatte, als der Prinz — scheinbar dem sicheren Untergang geweiht — so mir nichts, dir nichts in die Freiheit schwebte.
    Der Burgschmied wußte kaum noch, wo er beginnen sollte. Vor der Werkstatt und in dem dunklen Gewölbe türmten sich die Rüstungen, Helme und Waffen, die ausgebeult, geradegebogen oder geflickt werden mußten.
    Der erste Ameisenbär wurde dazu abkommandiert, den Blasebalg zu bedienen. Das Feuer loderte, Eisen glühte, und pausenlos ertönten helle Hammerschläge.
    In der übelsten Laune saßen Rao und Burgrat Gibbon in der steingrauen Halle. Immer wieder schweifte ihr finsterer Blick aus dem Fenster über die Stadt Burugel, über die Prinz Panja ihnen entflogen war, bis hin zum Schloß Firifalo, wo er sich nun wieder bei seinen Freunden befand. Und sie hörten die Jubelrufe der Nekaragier. Rao zauste voller Wut seinen Bart, so, als ob er sich alle Haare ausreißen wollte, und schließlich schüttelte er seine Fäuste vor der Nase des Gibbon und schrie: »Nur du bist schuld daran, nur du — du — du! Du Affe!«
    Der Gibbon zog seine Augen zu ganz kleinen Schlitzen zusammen und fauchte grimmig. Er reckte seine mächtigen Arme in die Luft.
    Rao sprang erschrocken drei Schritt zurück, denn sein Rat hätte ihn leicht vor lauter Wut an die Brust drücken und zerquetschen können.
    »Ihr seid schuld, Ihr allein!« antwortete der Gibbon. »Denn Ihr habt nie auf meinen Rat gehört, sondern immer das Gegenteil getan.«
    »Du bist schuld!«
    »Nein, Ihr!«
    »Nur du allein, weil...«
    »Nein, Ihr, denn...«
    So ging es eine ganze Weile. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wären sich gegenseitig an die Gurgel gesprungen. Schließlich waren sie so erschöpft von dieser Redeschlacht, daß sie sich auf die Bank niedersetzten und aus dem Keller Wein holen ließen. Dann leerten sie die großen Humpen auf einen Zug.
    »Also«, sagte Rao schließlich und wischte sich den Mund ab. »Was ist nun dein Rat?«
    »Überdenken wir unsere Lage!« meinte der Gibbon. »Sie ist im Grunde nicht so schlecht. Wir verloren zwar General Blech, aber dafür haben wir den Korporal, aus dem wir jederzeit einen General machen können. Unsere Armee ist zwar verbeult, aber noch vollzählig und unbesiegt und dem Feind weit überlegen, denn er hat nicht einen einzigen Soldaten. Also schließe ich daraus, daß wir mit dieser Armee unter Führung des Korporals zum offenen Kampf antreten können und siegen werden. Daß der Prinz uns nur durch Zauberei entkommen ist, das hängt bestimmt irgendwie mit dem Teppich zusammen, auf dem die Fremden hierhergeflogen sind. Wenn wir diesen Teppich in unseren Besitz bringen, kann uns so etwas nicht noch einmal passieren.«
    »Und wie willst du das machen?« fragte Rao.
    »Indem ich wiederum scharf nachdenke!« antwortete der Gibbon. »Wenn dieses Knäuel der Teppich war, dann ist er irgendwie aufgeribbelt worden. Vielleicht hat das die Schildkröte getan. Damit ihn der Sultan wieder verwenden kann, muß er ihn neu zusammenweben lassen. In Burugel gibt es nur einen Teppichweber. An ihn wird er sich wenden. Aber ich werde vorher bei ihm gewesen sein! Mit Gold und Drohungen erreicht man alles!«
    Der Gibbon lachte; so sicher war er seiner Sache. Und Rao stieß den frischgefüllten Humpen krachend gegen den seines Burgrates.

Etwas redet

    Der Sultan, Löwe und der Elefant bahnten sich mühsam einen Weg durch die jubelnde Stadt. Der weiße Elefant war so nett gewesen, niederzuknien und den Sultan auf seinen Nacken zu heben, damit er mit seiner bleischweren Rüstung nicht dahinkeuchen mußte. Die Leute umdrängten sie, und der Sultan lehnte sich so vorsichtig wie möglich vor, um den Elefanten nicht mit den Eisenstacheln zu verletzen, und

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