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Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)

Titel: Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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bezahlt hatte.
    »War jemand bei ihm?«
    »Eine Frau.«
    Das war das erste Mal, dass jemand eine Frau mit den Opfern in Zusammenhang brachte. »Wie sah sie aus?«, fragte Quinn, während er sich Notizen machte.
    »Ich hab sie nur von hinten gesehen, als sie die Treppe hoch sind. Ich erinnere mich noch, weil sie mir nicht vorkam wie eins von den Mädchen.«
    »Mädchen? Meinen Sie Nutten?« Dennis antwortete nicht, und Quinn sah von seinem Bericht auf. »Ich bin nicht
von der Sitte. Mir ist schnurz, ob Sie an Huren vermieten oder an Kerle, die auf Esel stehen. Ich versuche bloß, eine Frau zu finden, die die abscheuliche Angewohnheit hat, die Männer umzubringen, mit denen sie ausgeht.«
    Dennis zündete sich eine No-Name-Zigarette an und blies den Rauch an die Decke. »Sie sah nicht aus wie eine von unseren Stammkundinnen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil sie so ’nen langen Mantel trug, der verflucht teuer aussah. Aus Wolle oder so. Die Mädels, die zum Arbeiten herkommen, tragen nicht ihre guten Klamotten.«
    Quinn unterdrückte ein Lächeln. Bei Dennis klang das, als würden die Mädchen Beton gießen oder Häuser anstreichen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. »Farbe des Mantels?«
    »Rot.«
    »Wie groß war sie?«
    »Ich kann sowas nicht gut schätzen. Sie reichte ihm etwa bis zur Schulter.«
    Quinn schätzte sie auf 1,55 Meter. Sobald der Gerichtsmediziner die Leiche gemessen hätte, wären sie schlauer. »Haarfarbe?«
    »Sie trug einen Hut. In Türkis.« Er umkreiste seinen Kopf mit den Händen. »Und er hatte so’n breites Teil.«
    »Eine breite Krempe?«
    »Ja, aber die hing irgendwie runter, und an einer Seite war was, das aussah wie eine große Pfauenfeder.«
    Quinn unterbrach seine Befragung kurz, um das alles aufzuschreiben. Dann fragte er: »Hat sie irgendwas gesagt?«
    »Nein, aber sie hat gelacht.«
    Quinn sah erstaunt auf. »Gelacht?«
    »Ja. Als hätte er etwas Lustiges gesagt. Sie wissen schon. Als hätte er einen Witz gerissen, und sie hat ihn geknufft. Irgendwie neckisch.«
    Eine lachende, neckische Serienkillerin. Na, das war echt pervers. »Haben Sie noch etwas gesehen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.« Quinn überreichte ihm seine Visitenkarte. »Ich melde mich sicher noch mit weiteren Fragen bei Ihnen.«
    Als Quinn das Büro verließ, informierte ihn ein Polizist, dass das Paar in Zimmer fünfunddreißig eventuell etwas gehört hatte. Abgesehen von der Leiche, schaute Zimmer fünfunddreißig genauso aus wie sechsunddreißig. Eine Prostituierte im schmuddeligen weißen Pullover saß auf dem Bett und pulte an ihren Armen herum, ihr Blick leer, glasig, gelangweilt. Der Mann neben ihr blinzelte durch eine dicke Brille. Seine Haare waren schmierig und nach hinten gekämmt, und er hatte die Arme vor der schmächtigen Brust verschränkt.
    »Darf ich eine rauchen?«, fragte die Frau.
    »Meinetwegen.«
    Quinn notierte sich ihre Namen und ihre Ankunftszeit im Motel. Der Mann stand auf und lief unruhig hin und her. »Ich muss hier weg. Ich wollte nur schnell Papierhandtücher und Hundefutter besorgen. Meine Frau darf nichts von meiner Verabredung wissen.«
    Quinn sah den Mann und seine »Verabredung« an und empfand keinen Funken Mitleid. Die Frau dieses Dreckskerls sollte Bescheid darüber wissen, mit wem sie sich jeden Abend
ins Bett legte. Aber das war nicht Quinns Aufgabe. Jetzt nicht mehr. »Sie gehen erst, wenn ich überzeugt bin, dass Sie mir alles gesagt haben, was Sie gehört oder gesehen haben.«
    »Ich hab’s doch schon den anderen Polizisten gesagt. Ich hab ein Hämmern gehört, als würde ein Bett an die Wand knallen, aber ich dachte … da hätte jemand wilden Sex.« Er zuckte mit den Achseln. »Gesehen hab ich nichts.«
    »Und Sie?«, fragte Quinn die Prostituierte, die jetzt an ihrer Nagelhaut herumpulte. Nett.
    »Ich hab nix gesehen«, sagte sie und mahlte mit dem Unterkiefer wie alle Süchtigen. »Die waren vor uns hier.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich hab sie gehört. Wie er schon gesagt hat.« Sie zog an ihrer Zigarette und fügte hinzu: »Bloß ein Hämmern. Aber das hört man hier oft.«
    Quinn gab ihnen beiden seine Karte und bat sie, ihn anzurufen, wenn ihnen noch etwas einfiel. Als er den Raum verließ, traf der Gerichtsmediziner ein, und sie betraten gemeinsam den Tatort. Ein Ermittler kniete in der Tür und bestäubte den Türpfosten mit schwarzem Puder. »Hier gibt’s Dutzende sich überlappender

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