Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
reden müssen.«
Das klang nicht gut. »In Ordnung.« Sie ging zu ihrem Küchentischchen und setzte sich. Quinn nahm ihr gegenüber Platz, und das Licht, das durch die Fenster strömte, hob einzelne Strähnen seines dunklen Haars hervor. Es beleuchtete sein weißes Hemd von hinten und betonte seine breiten Schultern.
»Weißt du noch, als du mir gebeichtet hast, dass du keine Krankenschwester bist?«
War er deshalb doch sauer? Sie hatte geglaubt, das sei gegessen. »Klar.«
»Ich muss dir ebenfalls was beichten.« Seine dunklen Augen fixierten ihre, müde, aber so intensiv wie immer. »Ich bin kein Klempner.«
Entgeistert beugte sie sich vor. »Was?«
»Ich bin Polizist.« Er griff nach etwas, das seitlich an seinem Gürtel hing, und schob es ihr über den Tisch zu. Es war seine Dienstmarke. Tatsache, er war Polizist. Ein Detective. Er hatte sie angelogen. »Warum hast du gelogen?« Und warum hatte er es ihr nicht noch am selben Abend gestanden, als sie ihre Beichte abgelegt hatte?
»Weil ich mich als verdeckter Ermittler online mit Frauen
verabredet habe, als ich dich kennen lernte.« Als sie schwieg, erklärte er es genauer. »Ich habe mich als Klempner ausgegeben, um Breathless zu schnappen.«
»Wen?«
»Breathless. Das ist der Name, den die Polizei der Frau gegeben hat, die in der Stadt Männer tötet. Wir glauben, sie trifft ihre Opfer online.«
Lucy trank einen Schluck Kaffee, um diese Information sacken zu lassen. »Dann ermitteln also Polizisten als verdeckte Vermittler online, um die Frau zu schnappen, von der wir in den Nachrichten gehört haben?«
»Ja.«
Okay, soweit hatte sie es verstanden, auch wenn es bizarr klang.
»Gestern Nacht hat sie ihr viertes Opfer umgebracht.«
»Oh nein!«
»Während du bei mir warst, hat sie in einem Motel in Chinden Robert D. Patterson erstickt. Deshalb hab ich dich auch so schnell vor die Tür gesetzt.«
Der Name kam ihr bekannt vor. Sie lehnte sich zurück und dachte an alle Männer, die ihr in den letzten Monaten E-Mails geschrieben hatten. »Throbbinbob?«
»Kanntest du ihn?«
»Eigentlich nicht. Er hat mir nur ein paar E-Mails geschrieben.« Er war zwar eine ganz schöne Nervensäge gewesen, aber den Tod hatte er nun wirklich nicht verdient. »Habt ihr Breathless gestern Nacht geschnappt?«
Er schüttelte den Kopf und lehnte sich ebenfalls zurück. »Nein, aber wir haben ein paar gute Anhaltspunkte.«
»Dann bist du also bei der Mordkommission«, sagte sie,
um zu testen, wie es klang. Wenn sie so darüber nachdachte, passte es viel besser zu ihm als der Klempnerberuf. Es erklärte seinen intensiven Blick und sein Auge für Details.
»Ja.«
Sie glaubte zu verstehen, warum er gelogen hatte. Es gefiel ihr zwar nicht, aber eigentlich konnte sie deshalb nicht sauer sein. Das wäre scheinheilig. Sie beobachtete, wie er einen Schluck Kaffee trank, und nahm sich einen Moment Zeit, um zu verarbeiten, was er ihr gerade erzählt hatte. Er hatte sie also im Rahmen seiner verdeckten Ermittlungen kennen gelernt. In gewisser Weise hatte auch sie verdeckt ermittelt. Das war vielleicht nicht der beste Start für eine Beziehung, aber auch nichts Unüberwindliches. Daran konnten sie arbeiten. Vielleicht sogar irgendwann darüber lachen. »Du hast dich also mit mir bei Starbucks getroffen, um herauszufinden, ob ich eine Serienmörderin bin?«
Er sah ihr fest in die Augen und nickte kurz.
Okay, dann war ihr Kennenlernen eben unkonventionell gewesen. Aber viele Leute lernten sich unter unkonventionellen Umständen kennen. Wen interessierte es schon, wie und warum sie sich getroffen hatten. »Wenn man so drüber nachdenkt, ist es irgendwie lustig.« Leider lachte er nicht. »Wie lange hast du mich denn für eine Mörderin gehalten? Eine Minute? Zwei?«
Er stellte den Becher auf den Tisch. »Ein bisschen länger als ein paar Minuten.«
Irgendwas stimmte nicht. Etwas, das ihr entging. Sie hatte das Gefühl, als würde sie sich ein Bild falsch herum ansehen und nicht erkennen, was direkt vor ihrer Nase war. Dann fiel bei ihr der Groschen. »Warte.« Sie hob die Hand
wie ein Verkehrspolizist. »Du dachtest, ich könnte Breathless sein?«
»Ja.«
Großer Gott. Der Mann, in den sie verliebt war, hatte sie für eine Serienmörderin gehalten! »Aber du hast doch bestimmt sofort gemerkt, dass es lächerlich war. Oder?«
Er schüttelte langsam den Kopf. »Nicht sofort.«
»Nicht sofort? Wie konntest du mich auch nur eine Sekunde für eine Serienmörderin halten? Seh ich
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