Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
Abdrücke«, beschwerte er sich, als Quinn sich an ihm vorbeiquetschte. »Es wird Monate dauern, sie zu analysieren.«
Jammerschade, dass sie nicht monatelang Zeit hatten.
»Noch so ein armes Schwein«, meinte der Gerichtsmediziner, während er und Quinn sich neue Handschuhe überzogen, »das nur mal wieder vögeln wollte.« Der Gerichtsmediziner schätzte den Zeitpunkt des Todes und die wahrscheinliche Todesursache, und Quinn fotografierte den Strick, der am Bettrahmen festgebunden war.
Eine Stunde nach Ankunft des Gerichtsmediziners am Tatort wurde die Leiche freigegeben, und Quinn setzte Kurt darüber in Kenntnis, was der Night Manager gesehen hatte. Das war zugegebenermaßen nicht viel, aber mehr, als sie bisher vorzuweisen hatten. Er war schlau genug, wegen einer Frau mit türkisfarbenem Hut und rotem Mantel nicht total aus dem Häuschen zu geraten. Was Kurt ihm als Nächstes mitteilte, ließ ihn die Richtung des Falls neu überdenken.
»Heutzutage laufen viele Frauen mit türkisfarbenen Hüten rum. Das hat was mit dieser Peacock Society zu tun.«
Quinn holte ein Maßband aus seinem Matchbeutel. »Peacock Society?« Er schaute Kurt fragend an. Was, zum Teufel, war die Peacock Society?
»Ja. Heutzutage sind alle älteren Frauen in dem Club und tragen große Hüte und leuchtende Farben.« Kurt stellte die Beweisfahne neben einen schwarzen Knopf auf den Teppich. »Ich glaube, die halten Sitzungen ab und so.«
»Es ist wegen dem Buch«, erklärte der Ermittler, der die Fingerabdrücke von der Tür abnahm. »Eine Frau hat ein Buch über Frauen geschrieben, die Pfauenfedern tragen, weil sie keine Männer brauchen.«
Quinn entrollte das Maßband quer durch das kleine Zimmer und notierte sich die Maße. »Haben Sie das Buch gelesen?« , fragte er den Ermittlungsbeamten.
»Nö, aber ich hab’s bei ›Walden’s‹ im Einkaufszentrum gesehen«, antwortete der Typ, während er durchsichtiges Klebeband auf die schwarzen Abdrücke legte und sie auf die Fingerabdruckkarte übertrug.
Quinn verzichtete auf den Hinweis, dass ein Buch zu sehen nicht ganz dasselbe war, wie es zu lesen. Stattdessen
nahm er weitere Messungen vor und zeichnete eine grobe Skizze des Raumes. Morgen würde er sich über die Peacock Society informieren. Wenn es in der Stadt so einen Club gab, würde er ihn sich mal ansehen.
»Warum hat Breathless diesmal im Motel zugeschlagen?«, dachte Kurt laut nach, während er den Schmuddelteppich nach weiteren Beweisen absuchte. »Wozu das Risiko?«
»Wahrscheinlich, weil die Männer Schiss haben und keine Frauen mehr mit nach Hause nehmen«, spekulierte Quinn.
»Vielleicht wird sie einfach dreister.«
»Das passiert normalerweise.« Quinn sah sich am Tatort um und schaute auf die Uhr. Vermutlich wären sie rechtzeitig zum Frühstück fertig.
Lucy schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und strich sich das nasse Haar hinter die Ohren. Sie hatte in der Nacht nur wenig geschlafen, sich hin und her gewälzt und über den Abend bei Quinn nachgegrübelt, bis sie entnervt aufgestanden war, um zu arbeiten. Der Vorteil bestand darin, dass sie zehn Seiten geschrieben hatte. Der Nachteil, dass sie heute Morgen hundemüde war.
Gegen drei war sie endlich eingenickt, um acht aber schon wieder aufgewacht. Das konnte nur eins bedeuten. Etwas sehr Beängstigendes.
Sie war in Quinn verliebt. Sie wusste nicht, wie es passiert war. In einer Sekunde hatte sie noch die Fragen der Krimifrauen beantwortet, aufgeschaut und bemerkt, dass er sie beobachtete. Peng – da hatte sie es gespürt, und danach gab es kein Zurück mehr. Kein Zurück mehr zu dem Punkt, als sie sich ihrer Gefühle für ihn noch nicht sicher war.
Sie kannte ihn doch erst eine gute Woche! Man verliebte sich nicht in einer Woche. Normalerweise sollte sowas länger dauern. Sie wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. Oder beides zusammen.
Lucy nahm ihren Kaffee mit ins Schlafzimmer und zog einen rosafarbenen Slip mit passendem BH an. Quinn hatte nicht mal angerufen, nachdem er sie aus der Tür gescheucht hatte. Sie hatte ihn nur noch von hinten gesehen, als er zurück ins Haus eilte. Etwas Schreckliches war passiert, doch er hatte ihr nur erklärt, dass es mit seiner Arbeit zu tun hatte. Wie schrecklich konnte es also sein? Klar, verstopfte Toiletten und kaputte Rohre waren lästig, aber keine Frage von Leben und Tod.
Sie zerrte eine Jeans und ein Frauenmarathon-T-Shirt aus dem Schrank, das sie noch von damals hatte, als sie sich zwar
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