Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
telefonischen Umfrage bei 15 000 Deutschen aus dem Jahr 2004 – steht »Spaß« in der Liste dessen, was Freiwillige von ihrem Engagement erwarten, deutlich an erster Stelle.
Ist der Schweinehund immer noch skeptisch? Geben Sie ihm ein wenig Recht – das gehört zu jeder guten Argumentation dazu. Richten Sie ihm aus, dass Philosophen die Frage »Macht Tugend glücklich?« vorsichtiger beantworten. Otfried Höffe etwa sagt, dies sei »meistens« der Fall, und er begründet seine Antwort so: Auch wenn es in der Hand des Menschen liegt, sich zu einem tugendhaften Zeitgenossen zu entwickeln und im Sinne der Tugend zu handeln, ist er für das volle Gelingen seines Lebens nicht vollständig selbst verantwortlich. Bei bestem Willen nicht. Denn ein glückliches Leben braucht immer auch glückliche Umstände, also ein Geschenk von außen. »Böse Widerfahrnisse tragen weder einen Detektor an sich, der die Redlichen von den Schurken trennt, noch haben sie den Willen und die Macht, die Bösen heimzusuchen und die Guten zu verschonen«, schreibt Höffe. Die Tugend sei weder ein Amulett noch ein Impfstoff, um vor Kummer und Leid zu schützen.
Das gilt nicht zuletzt für die Sekundärtugenden, die dem Schweinehund ein Graus sind. Es braucht Disziplin und Durchhaltevermögen, um die eigenen Ziele zu erreichen – was durchaus glücklich machen kann.
Tugend führt nicht geradewegs ins Glück, sie gibt dem Glück aber eine Chance.
2. Argument: Tugend macht erfolgreich
Vor allem die Kardinaltugenden helfen dabei, eigene Ziele zu verwirklichen und erfolgreich zu sein. Ihr Sinn für Gerechtigkeit unterstützt |131| Sie dabei, ein sinnvolles Ziel auszuwählen. Die Klugheit ermöglicht es Ihnen, die richtigen Mittel zu wählen und den richtigen Weg zum Ziel einzuschlagen. Tapferkeit und Maß sorgen dafür, dass Sie Disziplin aufbringen und bis zum Ziel durchhalten.
Ist der Schweinehund überzeugt? Wenn nicht, erklären Sie ihm den Zusammenhang noch einmal umgekehrt: Wer unklug handelt, feige und unbeherrscht ist, hat wenig Aussicht auf Erfolg.
»Erfolg allein darf nicht der Maßstab sein für die Güte einer Tat«, soll Shakespeare bereits gesagt haben, und das könnte auch der Schweinehund einwenden. Und wer abseits des Pfades der Tugend wandelt, ist nicht automatisch erfolglos. Es ist nicht einmal ausgeschlossen, dass er vielleicht besonders viel Erfolg hat. Zum Beispiel finanziellen Erfolg: Immer wieder kursieren Nachrichten darüber, wie sich unredliche Manager persönlich bereichern. Oder Erfolg im Sinne einer erfolgreichen Karriere: Es ist bekannt, dass Spitzenführungskräfte nicht unbedingt zimperlich mit ihren Konkurrenten umgehen, wenn es um die Besetzung begehrter Positionen geht. Doch Punktsiege auf Kosten der Tugend garantieren noch lange keinen langfristigen Erfolg. Vielmehr scheint gerade das kontinuierliche Wandeln auf dem Tugendpfad zu dauerhaftem Erfolg zu führen.
Die Strategie- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton (BAH) und das Aspen Institut konnten mit einer Befragung von 365 Unternehmen aus 30 Ländern nachweisen, dass sich eine an ethischen Werten orientierte Unternehmensführung auszahlt: Fast alle überdurchschnittlich erfolgreichen Firmen gaben ethisches Handeln beziehungsweise Integrität als wichtigsten Wert an, während unter weniger erfolgreichen Unternehmen nur eine viel geringere Anzahl dieser Einschätzung zustimmte. Bei finanzstarken Unternehmen sind Wertvorstellungen und operatives Geschäft auch besser verzahnt: 94 Prozent der Befragten dieser Gruppe stimmen ihre Wertvorstellungen mit Zulieferern, Händlern und Partnern systematisch ab. Bei den weniger erfolgreichen Unternehmen gehen nur |132| zwei von dreien so vor. Laut Christian Burger, Partner bei Booz Allen Hamilton und einer der Autoren der Studie, ist es einfach zu erklären, warum werteorientiert geführte Unternehmen so erfolgreich sind: »Je wertorientierter sich ein Konzern aufstellt, umso weniger benötigt er einen bürokratischen Unterbau, weil Werte dem Einzelnen als praktische Orientierungshilfe in komplexen Situationen dienen«, so Burger gegenüber der Financial Times Deutschland . 18
Tugend kann also erfolgreich machen. Andererseits: Verdirbt Erfolg nicht auch den Charakter eines Menschen? Ist es nicht so, dass Erfolg eitel, egoistisch und selbstverliebt macht? Nicht zwangsläufig. Wenn ein Mensch über die Tugenden des Maßhaltens und der Klugheit verfügt, dann müsste er vor solchen Nebenwirkungen des Erfolgs
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