Gute Beziehungen
Gefühle von Mutter oder Vater.
Und wer hatte in diesem Szenario ein Problem? Doch nicht die Tochter, oder? Jedenfalls nicht, bis sie es mit mir zu tun bekam, einem wütenden Vater, der das Problem hatte. Oben haben wir gesagt, dass Problembesitzer ihre Probleme selbst lösen müssen, und zur Lösung dieses Problems musste ich sprechen, was ich auch tat. Doch leider in einer Art, die geeignet ist, neue und möglicherweise schlimmere Probleme zu schaffen. Ich hätte eine andere – direktere und genauere – Ansprache verwenden sollen. Genau darum geht es in diesem Kapitel.
Kehren wir noch einmal zum Verhaltensfenster zurück und betrachten wir die Begriffe des Problembesitzes und des angemessenen Verhaltens. Verhaltensweisen, die ich im oberen Teil des Fensters sehe, sind akzeptabel. Gibt es Probleme, so gehören sie jemand anders. Doch Verhaltensweisen, die im unteren Teil des Fensters erscheinen,sind nicht akzeptabel für mich. Ich besitze sie und bin derjenige, der ihretwegen etwas unternehmen muss. Das mittlere Drittel ist der problemfreie Bereich, wo die Beteiligten fast alles tun können, ohne Probleme zu bekommen.
Auf der rechten Seite habe ich die situationsangemessenen Fertigkeiten notiert. Assistenz-Fertigkeiten für das obere Drittel und konfrontative Fertigkeiten für das untere Drittel.
»Das hilft uns«, hat man uns gesagt. »Je nachdem, was passiert und wie ich mich dabei fühle, weiß ich, wie ich zu reagieren habe. Wenn ein Kollege einen schlechten Tag hat, gehört das in den oberen Teil meines Fensters. Der Kollege »besitzt« seinen schlechten Tag. Dann bin ich am nützlichsten, wenn ich zuhöre. Doch wenn er sich auf meinen reservierten Parkplatz stellt, muss ich umherfahren und nach einem anderen Platz suchen, mit dem Ergebnis, dass ich wahrscheinlich zu spät komme. Das ist nicht okay. Das gehört in das Ich-besitze-Feld. Dann höre ich nicht zu, sondern rede selbst. Ich konfrontiere ihn, weil er sich auf meinen Parkplatz gestellt hat.«
Konfrontation
Theoretisch ist die Konfrontation einfach. In der Praxis sieht es etwas anders aus. Um wirklich erfolgreich zu sein, müssen der Inhalt der konfrontativen Botschaft und ihre besondere Sprache vier Kriterien erfüllen.
1. Zunächst einmal muss sehr wahrscheinlich sein, dass die Botschaft eine hilfreiche Veränderung hervorruft.
2. Sie darf die Selbstachtung des anderen nicht beeinträchtigen.
3. Sie darf die Beziehung nicht beschädigen.
4. Sie muss die Lösung – also wie das Problem zu bewältigen ist – offen lassen.
Ich kenne nur eine einzige Art zu sprechen, die diese Kriterien erfüllt, und sie setzt voraus, dass wir von der kulturellen Norm der gängelnden, vorwurfsvollen, kritisierenden Du- oder Sie-Sprache auf eine ganz andere Redeweise umschalten.
Wie ich, als ich meine »saumselige Tochter« zur Rede stellte, spricht fast jeder in nichtakzeptabler Form, indem er die »ungehörige« Person anspricht. Er sagt Dinge wie
Du bist unverschämt.
Hör damit auf (das »du« ist impliziert).
Du nimmst keine Rücksicht auf mich.
Du wirst es nie zu etwas bringen.
Du bist gedankenlos.
… und so weiter und so weiter.
Solche Botschaften sind besonders kränkend, weil sie sich gegen den Menschen richten, gegen seine Motive oder seinen Charakter, nicht gegen das, was er getan oder gesagt hat, also das unerwünschte Verhalten.
Ein Wechsel des Personalpronomens
So trivial es auch erscheinen mag, eine Veränderung der Anrede, der Perspektive – vor allem bei Menschen, mit denen Sie Schwierigkeiten haben –, kann Ihre Beziehungen erheblich verbessern. Der Anfang ist einfach: Ersetzen Sie die Du-Botschaften über den anderen durch die Besitz-Sprache. Sprechen Sie in der ersten Person, also über sich selbst. Verwenden Sie das Pronomen »Ich«.
Einige der wichtigsten Äußerungen unseres Lebens beginnen mit »ich«. So der schlichte Aussagesatz Ich liebe dich , der uns bekanntlich Tränen in die Augen treiben kann … ganz im Gegensatz zu der wertenden Du-Botschaft »Du bist liebenswert«, die in der Regel keinen besonderen Eindruck hinterlässt.Wenn ich möchte, dass andere Menschen mich verstehen, muss ich über mich selbst sprechen. Ich möchte, ich denke, ich fühle, ich weiß und so fort. Was könnte einfacher sein?
Schlichte Ich-Aussagesätze sind ein guter Anfang, doch sie werden kaum genügen, um nichtakzeptable Verhaltensweisen zu konfrontieren. Dazu brauche ich zwei- oder dreiteilige Botschaften.
Erstens muss ich dem anderen
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