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Gute Beziehungen

Gute Beziehungen

Titel: Gute Beziehungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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konfrontiere, bin ich bemüht, einer Videokamera nachzueifern: nicht zu urteilen, sondern das beanstandete Verhalten so neutral wie möglich zu beschreiben,indem ich mich auf das beschränke, was ich sehen und hören kann. Beispielsweise kann jemand ziemlich leicht damit aufhören zu schreien, während es für ihn fast unmöglich ist, damit aufzuhören, rücksichtslos zu sein. Sage ich also »Wenn du so laut schreist, kann ich mich nicht konzentrieren«, wird die lärmende Person weit eher mit dem Schreien aufhören, als wenn ich sage »Du bist unhöflich und rücksichtslos« und ihn raten lasse, was an seinem Verhalten denn unhöflich und rücksichtslos ist.
    Nach meiner Erfahrung wehren sich Menschen in der Regel gegen Annahmen, Schlussfolgerungen, Urteile und Interpretationen. Möchten Sie einen Streit vom Zaun brechen, gibt es nichts Geeigneteres als Annahmen, Schlussfolgerungen, Urteile und Ähnliches zu äußern. Doch wenn Sie das Verhalten des anderen ändern wollen, müssen Sie über das Verhalten sprechen, also über das, was der andere tut oder sagt.
Ärger
    Wenn ich genügend Zeit habe, schreibe ich meine dreiteiligen Konfrontationsbotschaften gerne auf, bevor ich sie übermittle. So kann ich sie überarbeiten, präziser formulieren und ihnen den letzten Schliff geben, damit sie genau das zum Ausdruck bringen, was ich sagen möchte. Ich möchte Ihnen diese Art der Vorbereitung ans Herz legen, besonders, wenn Sie den Umgang mit Ich-Botschaften noch lernen.
    Einige Kursteilnehmer, die sich auf diese Art vorbereiteten, merkten, dass viele ihrer Botschaften mit Ich bin ärgerlich endeten, und sie fragten sich, ob das in Ordnung sei, ob mit ihnen alles in Ordnung sei oder ob sie lieber gleich sagen sollten Ich ärgere mich über fast alles. Diese Teilnehmer hatten entdeckt, dass der Ärger ein besonderer Fall ist.
    Vorab: Ärger ist in manchen Situationen eine vollkommen normale Reaktion, daher lautet die Antwort auf die Frage, ob es in Ordnung sei, ja. Es ist in Ordnung, ärgerlich zu sein, und es ist in Ordnung, Ich-Äußerungen mit der Feststellung zu beenden, man sei ärgerlich. Doch wenn Sie häufig ärgerlich sind, sollten Sie Folgendes bedenken:
    Ärger ist keine primäre Emotion, sondern eine sekundäre, und entsteht erst durch die Interpretation unseres Verstandes. Niemand wird sofort ärgerlich, irgendeine andere Emotion ist zuvor da. Stellen Sie sich beispielsweise vor, ich fahre an eine Mautschranke, da drängelt sich ein anderer Fahrer so an mir vorbei, dass er fast einen Unfall verursacht. Was wäre in diesem Fall meine primäre Emotion, welche käme zuerst?
    Wie wäre es mit Furcht? Ich würde doch einen Heidenschreck bekommen. Ich hätte umkommen können! Erst dann werde ich wütend .
    Wenn Sie zu den Menschen gehören, die häufig Ärger empfinden, fragen Sie sich das nächste Mal beim emotionalen Teil einer Ich-Botschaft: Was war, bevor ich ärgerlich wurde? War ich verlegen? Erschreckt, enttäuscht, verletzt? Wenn Sie ein primäres Gefühl erkennen können, senden Sie das anstelle des Ärgers, weil konfrontierte Menschen schlecht mit Ärger umgehen können. Auch wenn Sie es nicht so meinen, Ärger wird im Allgemeinen als feindselige, vorwurfsvolle, kritische Du-Botschaft gedeutet, und Menschen neigen dazu, defensiv zu reagieren, wenn sie sich angegriffen fühlen.
Ungeeignete Botschaften
    Oben haben wir gesagt, dass sich Menschen, wenn sie mit dreiteiligen Ich-Botschaften konfrontiert werden statt mit Du-Botschaften, häufig einfach so ändern! Allerdings nicht immer, und dafür kann es einige gute Gründe geben. Erstensbesteht die Möglichkeit, dass sie nicht verstehen, wie sich ihr Verhalten konkret auf mich auswirkt, oder dass sie es nicht glauben. Vielleicht meinen sie, ich würde sie auf den Arm nehmen. Zweitens könnte das beanstandete Verhalten für sie ein Bedürfnis befriedigen, das ihnen wichtiger ist als meine Belange, weshalb sie sich weigern, ihr Verhalten zu ändern. Drittens besteht die Möglichkeit, dass meine Botschaft unangemessen ist, sodass sie nicht meinen wirklichen Gefühlen entspricht. Das ist der Fall, wenn ich »nett« sein möchte und eine abgemilderte Botschaft sende, obwohl meine Körpersprache verrät: Ich bin tierisch wütend! Es kann sich auch umgekehrt verhalten – etwa wenn ich laute, ärgerlich klingende Botschaften über geringfügige Ereignisse sende, weil ich hoffe, die Heftigkeit meiner Gefühle werde den anderen veranlassen, sich augenblicklich zu

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