Gute Beziehungen
kleine Schwester und meine hatten Streit, und sie war es, die sie eine Schlampe genannt hat, als sie gestern Abend telefoniert haben. Ich war das gar nicht.«
Schulrektor: »Schauen wir mal, ob ich das richtig verstehe. Deine kleine Schwester hat bei Denise angerufen und sie eine Schlampe genannt.«
Kim: »Genau.«
Denise: »Es hat sich aber angehört, als wärst du es gewesen, Kim.«
Kim: »Ich war es aber nicht. Schade, dass sie nicht hier ist. Ich würde schon dafür sorgen, dass sie mit der Wahrheit herausrückt. Sie soll mich nicht immer in ihre Probleme hineinziehen.«
Schulrektor: »Du möchtest, dass deine Schwester ihre Probleme selbst löst.«
Kim: »Und ob! Ich habe genug eigene.«
Denise: »Wenn du das nicht am Telefon warst, tut es mir leid.«
Kim: »Schon gut. Sie hätte dich nicht Schlampe nennen dürfen.«
Schulrektor: »Ich habe den Eindruck, euch beiden tut leid, was geschehen ist, und ihr habt eure Entschuldigungen angenommen.«
Kim: »Was für ein blöder Grund, sich zu prügeln.«
Schulrektor: »Es war kein vernünftiger Grund für eine Prügelei.«
Denise: »Wissen Sie was? Ich bin froh, dass es vorbei ist.«
Schulrektor: »Du bist erleichtert, dass die Angelegenheit aus der Welt geschafft ist.«
Denise: »Genau.«
Kim: »Ich auch.«
Schulrektor: »Könnten wir eine Vereinbarung treffen, bevor ich euch in den Unterricht zurückschicke?«
Denise: »Mehr tun Sie nicht?«
Schulrektor: »Du denkst, ich sollte mehr tun?«
Denise: »Eigentlich nicht. Doch bisher habe ich jedes Mal Ärger gekriegt oder bin vom Unterricht ausgeschlossen worden, wenn ich mich geprügelt habe.«
Schulrektor: »Das ist neu für dich.«
Denise: »Das können Sie laut sagen. Aber ich finde es gut.«
Schulrektor: »Du bist einverstanden mit der Art und Weise, wie wir das Problem gelöst haben?«
Denise: »Klar.«
Schulrektor: »Okay, kommen wir nun zu dieser anderen Vereinbarung. Wärt ihr beide damit einverstanden, dass ihr das nächste Mal, wenn ihr den Wunsch verspürt, euch mit jemandem zu prügeln, zu mir kommt und wir erst einmal versuchen, darüber zu sprechen und das Problem gerecht zu lösen? Ist das in Ordnung?«
Beide: »Ja.«
Schulrektor: »Gut, dann könnt ihr wieder in den Unterricht gehen.«
Der Direktor verließ sich fast ausschließlich auf das »Aktive Zuhören«, um den Mädchen zu helfen, sich über ihre Gefühle klar zu werden, einander zu verstehen und zu einer Einigung zu kommen. Wie er berichtete, sind die Mädchen später gute Freundinnen geworden.
Es folgt ein Gedicht von einem unbekannten Autor über das Zuhören. Diese Zeilen bringen Erwartungen zum Ausdruck, die wir an Partner und Freunde stellen.
8. KAPITEL
So sprechen, dass mich andere verstehen können
Ein Grundpfeiler intakter Beziehungen ist Ehrlichkeit. Kürzlich fragte ich eine Gruppe von Freunden und Nachbarn, für wie ehrlich sie sich hielten. Ich sagte: »Stuft euch auf einer Skala von 1 bis 10 ein, wobei 10 heißt ›fast immer ehrlich‹ und 1 ›fast nie ehrlich‹.« Nahezu alle Teilnehmer an meiner unwissenschaftlichen Erhebung stuften sich bei 8 oder höher ein. Ich glaube, so würde sich wohl die große Mehrheit der Bevölkerung beurteilen.
Die meisten Menschen sind ehrlich, schummeln nicht bei der Einkommenssteuer, begehen keine Ladendiebstähle, halten ihre Versprechen, sind korrekt in ihren Geschäften und auch sonst vertrauenswürdig. Doch so ehrlich diese Menschen auch sind, sie gehen höchst nachlässig mit der Wahrheit um, sobald sie ärgerlich sind oder sich nicht akzeptiert fühlen. Nehmen wir beispielsweise an, meine halbwüchsige Tochter kommt nach Mitternacht – mehr als eine Stunde nach der vereinbarten Zeit – von einer Party nach Hause und sagt: »Hi, tut mir leid, dass ich zu spät komme.« Ich bin unruhig hin und her gelaufen, habe mir Sorgen gemacht und mich gefragt, was passiert sein könnte. Warum ruft sie nicht an? Hat sie einen Unfall gehabt? Was soll ich ihr sagen? Kommt Ihnen eine der folgenden Äußerungen vertraut vor?
1. Weißt du eigentlich, dass du mehr als eine Stunde zu spät kommst? Wo bist du die ganze Zeit gewesen?
2. Warum hast du nicht angerufen? Wie gedankenlos.
3. Geh sofort auf dein Zimmer. Du hast Stubenarrest.
Erkennen Sie diese Elternbotschaften wieder? Sie sollten es. Es handelt sich um Kommunikationssperren, genauer gesagt, um verhören, beschimpfen und befehlen … lauter Botschaften, die die Tochter betreffen, keine über die Sorgen und
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