Gute Beziehungen
ändern oder um ihm »eine Lektion zu erteilen«. Solche »Kriegslisten« werden im Allgemeinen durchschaut und sind schon von daher ungeeignet, Veränderungen zu bewirken. Der vierte Grund, warum sich der andere nicht ändert, könnte darin liegen, dass ich eine miserable Botschaft gesendet habe, in der ein Teil fehlt oder ein Vorwurf, Kritik beziehungsweise andere Kommunikationssperren enthalten sind. Der häufigste Fehler solcher Botschaften besteht darin, dass sie dem anderen mitteilen, was er zu tun hat; zum Beispiel: »Wenn du die Tür offen lässt, wird es kalt im Zimmer, also mach sie zu!« Lösungs-Botschaften nehmen dem anderen die Möglichkeit, Ihnen etwas zu schenken, nämlich sein Verhalten zu ändern. Manchmal ist das alles, was er Ihnen geben kann. Lassen Sie ihm diese Freude.
Mit Widerstand umgehen
Aus Gründen, die uns nicht ganz klar sind, glauben einige Menschen, Ich-Botschaften müssten immer funktionieren, müssten ausnahmslos die konfrontierte Person dazuveranlassen, nicht akzeptable Verhaltensweisen zu ändern. Das ist ein Missverständnis. Ich-Botschaften sind keine Zaubersprüche, sie sind einfach das beste mir bekannte Mittel, jemanden darüber zu informieren, dass sein Verhalten ein Problem hervorruft. Es verringert die Wahrscheinlichkeit, dass der andere sich missverstanden, schuldig und herabgesetzt fühlt und deshalb grollt. Doch Ich-Botschaften sind keine Garantie dafür, dass jemand sein Verhalten auf der Stelle und bereitwillig ändert, um meinen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Menschliche Beziehungen sind nicht so einfach und menschliches Verhalten nicht leicht vorhersehbar.
Die Mitteilung, das eigene Verhalten sei nicht akzeptabel, kann ziemlich unerfreulich sein. Selbst die beste Konfrontations-Botschaft der Welt kann den Adressaten auf die Palme bringen. Die Gefühle geraten in Wallung und die Wahrscheinlichkeit einer Verhaltensänderung nimmt ab.
In diesem Fall muss ich einen schwierigen Wechsel meiner Haltung vornehmen – es darf mir nicht mehr darum gehen, mir selbst zu helfen, indem ich den anderen konfrontiere, sondern darum, dem anderen zu helfen, mit der Konfrontation umzugehen. Nehmen wir an, ein Freund leiht sich ein paar Werkzeuge von mir, um eine Reparatur vorzunehmen. Er verspricht mir, die Sachen nach zwei, drei Tagen zurückzugeben, doch eine Woche vergeht und ich brauche das eine oder andere Werkzeug selbst. Also beschließe ich, mit meinem Freund zu reden und ihm beispielsweise zu sagen: »Du hast mir meine Werkzeuge nicht zurückgegeben, und jetzt brauche ich einige davon. Ich bin etwas befremdet.«
Er sagt: »Ich dachte, es eilt nicht so sehr, aber wenn du dich so aufregst, hol ich sie dir auf der Stelle.«
Und nun? Schauen wir uns im Verhaltensfenster an, was geschehen ist.
Das nichtakzeptable Verhalten – das Werkzeug wird nicht zurückgegeben – befindet sich im unteren Ich-besitze-Abschnitt des Fensters. Die defensive Reaktion auf meine Konfrontation liegt im oberen Teil des Der-andere-besitzt-Abschnitts. Dann wird meine konfrontative Botschaft zum Problem für meinen Freund. Wenn ich Hilfe von ihm will, muss ich mich zunächst um ihn kümmern, indem ich empathisch zuhöre, bis sich seine emotionale Temperatur etwas abgekühlt hat. Wir nennen das umschalten. Wenn es mir schwerfällt, von Konfrontation auf Zuhören umzuschalten, gehöre ich zur großen Mehrheit derer, denen es genauso geht. Doch mag es auch noch so schwer sein, es führt kein Weg daran vorbei: Wenn ich Hilfe haben will, muss ich auch bereit sein, Hilfe zu leisten.
Schauen wir, wie unsere Geschichte weitergeht. Ich bemerke, dass mein Nachbar über meine Äußerung verärgert ist, und sage, auf Zuhören umschaltend: »Du denkst, ich bin ungeduldig, und nimmst mir das übel.«
»Na ja«, sagt er, »ich wollte dir dein Zeug gerade bringen, aber nun fühle ich mich gedrängt, als hätte es überhaupt keine Zeit mehr.«
(Zuhören) »Du hast das Gefühl, ich zwinge dich zu etwas, was du sowieso tun wolltest.« »Genau.«
(Konfrontation) »Erst als ich eine kaputte Rohrleitung reparieren wollte, habe ich die Sachen gebraucht, die ichdir geliehen habe. Und da habe ich mich gewundert, dass du sie mir noch nicht zurückgegeben hattest.«
»Na ja, um ehrlich zu sein, ich hab die letzten Tage so viel um die Ohren gehabt, dass es mir glatt entfallen ist.«
(Zuhören) »Das verstehe ich. Wenn man so viel zu tun hat, kann das leicht passieren.«
»Okay! Ich geh sie holen. In zehn Minuten
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