Gute Beziehungen
hast du sie.«
»Danke.«
Im Diagramm könnte die Unterhaltung über das geborgte Werkzeug folgendermaßen aussehen:
Am Ende eines solchen Prozesses steht entweder eine Verhaltensänderung – so wie im Fall des Werkzeugproblems –, oder Sie entdecken, dass Sie sich in einem Konflikt befinden und neue Fertigkeiten benötigen. Dazu kommen wir später.
Lob
Wenn ich in mich hineinblicke, wenn ich meine momentanen Gedanken und Gefühle, meine Abneigungen und Vorurteile, Ängste und Freuden entdecke, dann kann ich sie, wenn ich möchte, anderen mitteilen – egal, ob siepositiv oder negativ sind. Wenn ich über mich spreche, über den einzigen Menschen, zu dem ich wirklich Zugang habe, entsteht ein Klima der Sicherheit, das fehlt, wenn ich über jemand anderen spreche. Die Ich-Sprache entwickelt eine besondere Kraft. Wenn ich meine Gedanken und Gefühle besitze, kann ich unbedenklich positive, vorbeugende und nicht nur konfrontative Botschaften senden. Durch positive Ich-Botschaften lassen sich die wertenden, häufig manipulativen Du-Botschaften ersetzen, die wir Lob nennen.
Das Loben ist so fest verankert in uns, im sozialen Geschehen, dass wir selten, wenn überhaupt, seine Nachteile bedenken. Doch wie alle Kommunikationssperren birgt es Risiken. Irrtümlicherweise meinen viele, jeder sei jederzeit für Lob empfänglich. Keineswegs. Oft fühlen wir uns unbehaglich oder verlegen, wenn man uns lobt. Haben Sie einmal auf die Körpersprache von Menschen geachtet, die gelobt werden? Sie werden rot, schauen betreten zu Boden, treten von einem Fuß auf den anderen oder winden sich. Oft wehren sie das Lob ab oder relativieren es. Manchmal begegnen sie dem Lobenden mit Misstrauen und stellen seine Motive in Frage. Was will er von mir? Was bezweckt er? Was soll diese Lobhudelei?
Lob ist ein Urteil (du hast gute Arbeit geleistet etc.), der Akt des Urteilens unterstellt Sachverstand und Überlegenheit beim Urteilenden. Folglich impliziert Lob eine Ungleichheit zwischen dem, der urteilt, und dem, der beurteilt wird.
Wenn mir Lob nicht dazu dienen soll, andere zu manipulieren oder zu beeinflussen, soll es eine positive Rückmeldung geben, soll es angesichts positiver Verhaltensweisen Freude, Erleichterung, Glück und viele andere freundliche Gefühle zum Ausdruck bringen, was sich auch ohne die Risiken des Lobs bewerkstelligen lässt, indem ich positive Ich-Botschaften sende – »Ich mag es, wenn …« oder »Mir gefällt es«.
Vorbeugende Botschaften
Wäre es nicht wunderbar, wenn Sie Ärgernisse und Probleme schon im Entstehen verhindern könnten? Manchmal ist das durchaus möglich. Ein Lehrer, der an einem unserer Trainingsprogramme für Erzieher teilgenommen hatte, schickte uns folgendes Beispiel für eine vorbeugende Ich-Botschaft:
»Als ich neulich in die Schule kam, fand ich in meiner Mailbox eine Nachricht von der Schulleiterin, in der es hieß, es sei wieder eine Schülerversammlung anberaumt, und sie erwarte, dass ich meine Klasse ›besser im Griff‹ habe. Ich unterrichte eine sechste Klasse, die eigentlich nichts gegen Schülerversammlungen hat, sind sie doch eine willkommene Abwechslung, allerdings reißen einen die Vorträge manchmal nicht gerade vom Hocker. Neulich, bei einer besonders langweiligen Veranstaltung, war meine Klasse ›eine Schande für die ganze Schule‹, um die Chefin zu zitieren. Ich beschloss, es mit einer vorbeugenden Ich-Botschaft zu versuchen. Also erklärte ich der Klasse: ›Wir haben heute wieder eine Schülerversammlung, und ich habe ein bisschen Angst vor dem, was kommen könnte. Heute habe ich eine Nachricht von der Direktorin bekommen, darin droht sie mit Konsequenzen für den Fall, dass ihr wieder rumschreit und mit Sachen schmeißt. Ich weiß nicht genau, was sie mit mir vorhat, möchte es aber, ehrlich gesagt, auch nicht herausfinden. Ich muss sie mir, weiß Gott, nicht zur Feindin machen.‹
Die Kinder saßen da und starrten mich verdutzt an. Schließlich sagte eines: ›Keine Sorge, das kriegen wir schon hin.‹ Alle nickten, und während der Versammlung verblüfften sie alle Welt damit, dass sie die ruhigste und wohlerzogenste Gruppe in der ganzen Aula waren. Natürlich glaubte die Schulleiterin, dieser erstaunliche Wandel sei ihr Verdienst – ich aber wusste, dass es meiner vorbeugenden Ich-Botschaft zu verdanken war.«
Erstaunliche Belohnungen
Wenn Sie jemandem zuhören, der ärgerlich ist oder einen schlechten Tag hat, wird sich Ihre Beziehung zu ihm verändern.
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