gute freunde - boese freunde
eine konkrete Person, ein Mitschüler zum Beispiel, und nicht derjenige, der mir zufällig über den Weg läuft, wenn ich schlechte Laune und Lust auf Randale habe.
… findet wiederholt und über einen längeren Zeitraum statt. Eine einmalige Beleidigung voller Wut im Streit ist noch kein Mobbing.
… ist ein Gruppenphänomen. Die TäterInnen, auch als »Bullies« bezeichnet, haben meistens einen Kreis von Getreuen um sich herum. Sie bestätigen die TäterInnen, die wiederum Anerkennung aus der Gruppe erfahren.
… ist gekennzeichnet durch ein extremes Machtungleichgewicht. Wer körperliche oder auch verbale Gewalt ausübt von Angesicht zu Angesicht, ist – logischerweise – stärker als sein Gegenüber.
… lässt dem Betroffenen kaum eine Möglichkeit, sich aus eigener Kraft aus dieser Situation zu befreien. Dieser Punkt wird oft vernachlässigt, denn die Mobbing-Situation ist so kräfteraubend und an den Nerven zehrend, lässt so wenig übrig vom Selbstwertgefühl, dass es Hilfe von außen braucht, um sich daraus zu befreien.
Ist Cyber-Mobbing schlimmer als »normales« Mobbing?
So schlimm das (herkömmliche, normale, analoge) Mobbing ist, Cyber-Mobbing kann noch schlimmer sein.
|101| Eva (16) traut sich kaum mehr an ihr Handy, ICQ und E-Mail schaltet sie gar nicht mehr ein. Seit Wochen erhält sie Beleidigungen von Unbekannten.
Hier erfährt Mobbing tatsächlich noch eine Steigerung, denn plötzlich erhält der Täter/die Täterin rund um die Uhr Zugriff auf das Opfer. Während Mobbing früher auf einen Bereich wie Schule, Arbeitsplatz oder auch nur den Nachhause-Weg oder die Pause beschränkt blieb, so ist das Opfer nun per Handy und per Internet 24 Stunden am Tag erreichbar. Nicht mehr nur das Klassenzimmer – »überall« wird zur Qual.
Wenn Florian, genannt »Flo« (13), morgens in den Bus steigt, dann weiß er, warum die anderen lachen. Nach dem Ausschluss aus seiner World-of-Warcraft-Gilde stehen jeden Tag neue Witze über ihn im Blog. Die Jokes sind eigentlich altbekannt und nur umbenannt, sein Name ist in »Laus« geändert worden. Trotzdem weiß jeder, wer gemeint ist.
Das Internet erhöht auch die Reichweite in Form möglicher Zuschauer. Das Publikum ist im wahrsten Sinne des Wortes plötzlich unüberschaubar groß. Das Opfer weiß nicht, wer alles das Video auf YouTube, die Schmähungen im SchülerVZ oder die Website gesehen hat, anders als früher, als die Zuschauerzahl meist begrenzt blieb, schon aus Angst des Täters vor Entdeckung. Nicht nur die Nachrichten aus Politik und Sport, auch die bösen Dinge wie neue Mobbing-Foreneinträge verbreiten sich rasend schnell. Als Opfer hat man kaum eine Chance, diese Dinge aufzuhalten.
|102| Gerrit ist 14, in der Klasse 9 und sauer auf die Jungs aus der 10, vor allem auf das Sport-Ass. Sie haben ihn und seine Mannschaft im Fußball geradezu deklassiert. Er rächt sich, indem er an seine Freunde E-Mails verschickt mit einem Foto des Älteren, Größeren, Stärkeren, im rosa Trikot und mit »FC Schwul« als Vereinslogo.
Wer früher in der Schule mobbte, der musste körperlich – oder zumindest mithilfe seiner Freunde – stärker sein: Es macht keinen Spaß, wenn das Opfer sich erfolgreich wehren kann. Muskeln aber spielen beim Mobbing per Mausklick keine Rolle mehr.
Hanna (17) steht kurz vor dem Abi. Seit Wochen schon kann sie ihr Postfach und ihren IC Q-Account nicht mehr benutzen. Sie wird von Spam-Nachrichten so bombardiert, dass es einfach sinnlos ist, die blöden von den guten Meldungen auszusortieren. Sie hat keine Ahnung, wer das tut. Schließlich hat sie keine Feinde und organisiert sogar den Abi-Abschluss-Ball, den Abi-Scherz und hilft anderen bei der Abi-Vorbereitung.
Zum Mobbing gehört auch die scheinbare Anonymität des Täters/der Täterin – erinnert sei an das Verbreiten von Gerüchten. Das Internet vereinfacht es, anonym zu bleiben. So ganz anonym allerdings dann doch nicht, denn bei jedem Zugang wird eine Nummer, die I P-Adresse des Computers, ermittelt. Die Zuordnung dieser Nummer zu einer Person ist schwierig und wird von der Polizei nur in Ausnahmefällen ermittelt.
Medien sind nicht die Ursache für Mobbing. Die Ursachen liegen tiefer, digitale Medien sind hier nur ein Werkzeug. Aber ein mächtiges Werkzeug!
|103| Damit kein Missverständnis entsteht: Gemobbt wurde schon immer. Schon bevor es dieses Wort gab, das übrigens von dem Biologen Konrad Lorenz erstmals in diesem Zusammenhang verwendet wurde. Er bezeichnete so
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