gute freunde - boese freunde
Video, Foto oder auch Sprachaufnahmen möglich ist, ist auch per Handy möglich. Das Verschicken manipulierter Fotos zum Beispiel oder »Happy Slapping« – ein Phänomen der besonderen Art: Schlägereien werden absichtlich begonnen, mit dem Ziel, sie per Handy zu filmen und ins Netz zu stellen.
Instant Messenger (von denen ICQ sicherlich der bekannteste ist) und E-Mailing . Mithilfe dieser Kommunikationsformen können gemeine Nachrichten, Bilder und Videos verschickt werden. Wie bei anderen Techniken auch, kann man sich hier als jemand anderes ausgeben. »Impersonation« nennt man diese Form von Identitätsklau.
Chatrooms. Sie gehören schon zu den Klassikern der Netzkommunikation; die neueste Variation sind Chatrooms mit einem Zufallsgenerator – ich logge mich ein und bekomme zufällig Kontakt mit jemand Fremden. Hier ist mit Sprache alles erdenklich Gemeine möglich. Aber ebenso der Ausschluss (»Exclusion« genannt) aus einer Gruppe. Oder das vermeintliche Interesse an einer Person, die dann später mit privaten Details gemobbt wird. Oder zunächst heftig umworben und dann fallen gelassen wird. In der Literatur wurde ein Fall bekannt, wo sich ein Mädchen im Chat als Junge ausgab und ihre Ex-Freundin in den Suizid trieb.
Web-Cams ermöglichen die Videoaufnahme am heimischen Computer. Vor allem junge Leute können dazu überredet oder gezwungen werden, unangebrachte Bilder oder Aktionen (»Zieh dein T-Shirt hoch!«) von sich aufzunehmen und zu verschicken.
Social Communities wie SchülerVZ oder Facebook ermöglichen vielfältige Kommunikationsmöglichkeiten wie Kommentare zu Bildern oder auf »Pinnwänden«. Im eigenen Account können Bilder von anderen veröffentlicht werden. Sicherlich, die größte Bedeutung für das Mobbing |107| haben hier die Gruppen (Diskussionsforen), die gegründet werden können. In diesen Gruppen kann jeder eigene Beiträge einstellen. Wie auch beim E-Mailing ist die »Impersonation« mit »Fake-Profilen« ein Problem: Ich kann mich als jemand anderes ausgeben und in dessen Namen fiese Dinge verbreiten.
Video-Portale wie YouTube ermöglichen – fast anonym – die Veröffentlichung von Videos mit z. B. beschämenden oder demütigenden Inhalten über eine Person. Auch private Inhalte, z. B. über Ex-Partner, finden sich nicht selten dort.
Online-Rollenspiele/Online-Games. Auch in den vermeintlich Spaß bringenden Spielen kann ich gezielt mobben, indem ich einen bestimmten Charakter immer wieder eliminiere oder in den dazugehörenden Diskussionsforen oder in der direkten Kommunikation im Spiel beleidige/ verleumde.
Und – um das Schreckensszenario zu vervollständigen: Es gibt auch Websites, die das Mobbing institutionalisieren. So wie früher bei www.uglypeople.com oder www.rottenneighbor . com. Zwar gibt es die Seiten in dieser Form nicht mehr, aber wenn man wollte, würde man sicherlich leicht neue Beispiele finden.
Katie (13) ist Fan von Tokio Hotel. In einem Video offenbart sie diese Leidenschaft, in dem sie, still am Schreibtisch sitzend, davon erzählt. Völlig unspektakulär, vielleicht ein wenig naiv. Dieses Video erlangt Kult-Status auf YouTube und wird ständig neu überarbeitet, Katie wird lächerlich gemacht. Die Zahl der Downloads beträgt über eine Million.
Nach diesem Katalog der Grausamkeiten könnte man sich |108| wie nach einem Vortrag über Händeschütteln und Infektionskrankheiten fühlen und am liebsten gar nicht mehr aus dem Haus gehen. Doch die aller-aller-allermeisten Jugendlichen gehen sehr verantwortungsvoll, sehr rücksichtsvoll, geradezu liebevoll im Internet miteinander um. Sie pflegen Freundschaften, üben sich in sinnvoller oder sinnfreier, auf jeden Fall aber in Kommunikation und nutzen die Chancen, die ihnen digitale Medien bieten. Und das, obwohl sie es nicht von uns Erwachsenen lernen konnten, sondern einfach, weil sie grundlegende Dinge über das menschliche Miteinander auf Online übertragen haben.
Ursachen für Mobbing
Und trotzdem ist Cyber-Mobbing ein noch viel zu häufiges Problem, das wir nie werden beseitigen, aber vielleicht durch Prävention eindämmen können. Fragen wir zunächst nach den Ursachen für Mobbing und seiner digitalen Ausprägung Cyber-Mobbing.
Lena (16) war im Schüleraustausch in England. Sie verkrachte sich mit ihren Gasteltern und deren Tochter. Zurück in Deutschland führten sie einen regelrechten Krieg gegeneinander, mit übelsten Beschimpfungen und Verleumdungen im Internet und per ICQ.
Je nachdem, welche
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