gute freunde - boese freunde
ist es, auf der eigenen Webseite allzu viele Links und inhaltlich minderwertige Verknüpfungen zu verbreiten. Niemand schätzt Beiträge wie »Habe jetzt nicht alles dazu gelesen, aber schaut doch mal auf meiner Seite vorbei (Link)«, egal ob im Kommentarbereich eines Blogs oder auf der »Wall« eines Facebook-Profils.
Orientierung bieten in der Regel die Administratoren oder Besitzer einer Webseite. Wenn der Hausherr duzt, duzen sich in der Regel alle. Unterzeichnet er mit seinem vollen und klaren Namen, freut er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit, falls Sie das auch tun. Ein Forum oder einen Blog zu betreiben, ist oft mit juristischen Risiken verbunden. Die Frage, wer im Falle von (anonymen) Kommentatoren mit strafbarem Inhalt haftet, wird seit Jahren vor Gerichten ausgefochten. Auch deshalb sind Klarnamen in manchen Blogs erwünscht.
Prinzipiell gilt: Wo professionell gearbeitet wird, ist im Netz oft keine Zeit, dieselben Fragen tausendmal zu klären. RTFM (Read the fucking manual) ist ein Akronym aus der Netzkultur, eine genervte Empfehlung an all jene, die lieber andere mit ihren Fragen belästigen, statt selber mal nach einer Antwort zu suchen. Je länger das Netz besteht und je alltäglicher sein Gebrauch ist, umso mehr wird vorausgesetzt, dass man |92| wenigstens die Grundregeln der elektronischen Kommunikation beherrscht.
8. Geben Sie sich nicht zufrieden. Warum es nie einfacher war, für eine bessere Welt zu kämpfen.
Zum Abschluss eine Empfehlung. Nichts, was Ihr Leben im Netz sicherer machen würde. Nichts, ohne das Sie nicht denselben Spaß haben könnten – und dennoch etwas Wichtiges. Damals, in den Achtzigern, war es natürlich ein gewaltiges Zeichen von Umweltbewusstsein, wenn man im Becker-Radio des Mercedes-Benz’ »Mein Freund der Baum« hörte oder auch »Karl der Käfer«, und wenn man den Achtzylinder beim sonntäglichen Waschen des Autos ausschaltete. Alle vier Jahre ging man wählen und zwischendrin konnte man erst im Dritte- später dann im Eine-Welt-Laden Schulhefte auf zum zwanzigsten Mal recyceltem Papier kaufen. Nicht zu vergessen die 100-D M-Spende , die an Weihnachten an »Brot für die Welt« ging, damit die armen Menschen im Süden auch mal was zu essen bekommen konnten.
Die Welt hat sich – zum Glück – gewandelt. Afrikanische Staaten sind im virtuellen Raum nur einen Mausklick entfernt, nicht weiter als die Webseite von McDonald’s. Und auch die Möglichkeiten zur Hilfe haben sich vereinfacht. Zum Beispiel organisieren nach Katastrophen Blogger Spendenkampagnen, an denen man als verantwortungsbewusster Mensch teilnehmen kann. Viel wichtiger sind aber die niedrigeren Hürden, die man heute nehmen muss, um sein Geld an Hilfsorganisationen loszuwerden. Die Auswahl derselben ist schier unendlich, die Informationsmöglichkeiten dazu, wer Geld bekommen sollte, und wer es veruntreuen könnte, auch. Wer heute nicht spendet, kann kaum den Aufwand einer Spende |93| als Rechtfertigung anbringen – im Netz dauert sie nicht länger als einige wenige Sekunden.
Auch an basisdemokratischen Prozessen und an der politischen Willensbildung kann man im Netz mit wenig Aufwand und hoher Effizienz mitwirken. Bürger- und Graswurzelprojekte wie zum Beispiel politische Blogs oder die Webseite abgeordnetenwatch. de haben die Debattenkultur auf ein technischen Level gebracht, auf dem jeder mit einem Internetzugang teilhaben kann. Nie war es leichter, die eigene Stimme zu erheben. Das größte Volksbegehren der Bundesrepublik wurde im Jahr 2009 von der 2 9-jährigen Schwerinerin Franziska Heine durchgeführt – auf dem Petitionsserver des Bundestages. Die Mediengestalterin Heine war vor der Petition nicht bekannt, sie war und ist kein Parteimitglied und spielte im politischen Berlin keine Rolle. Doch ihre Petition trug maßgeblich dazu bei, die Anwendung des von der damaligen Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen geplanten Netzsperren-Gesetzes zu verhindern. Zwischen dem 4. Mai und dem 16. Juni 2009 hatte Heine 134.015 Unterstützer hinter sich versammelt. Es war niemals einfacher, als einzelner Mensch Mehrheiten zu organisieren. Auch als Privatperson genießt der Netzbürger also eine erhebliche Macht. Mit dieser Macht kommt Verantwortung, auch jene, die Macht im Sinne einer besseren Welt zu nutzen. Das Schöne dabei: Sie müssen sich nicht diktieren lassen, was eine »bessere Welt« ist. Sie entscheiden, wofür Sie sich einsetzen. Sie benötigen keine Organisation, keine Infrastruktur,
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