gute freunde - boese freunde
deren Besitzer Ihr Anliegen unterstützen möchte. Ihre Infrastruktur – ein Computer oder Handy und ein Internetanschluss – ist vollkommen ausreichend.
Natürlich: Man lebt auch ohne Mitarbeit, ohne Bürgerpartizipation und Verantwortungsbewusstsein im Netz gut und sicher. Aber man schläft dann nicht so gut.
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marco fileccia
|95| Falsche Freunde:
»Ich klick dich in die Fresse!« – Mobbing updated
Anne (15) hat eine Ex-Beste-Freundin, die ihr den Freund ausgespannt hat. Im SchülerVZ meldete sie sich unter deren Namen an und erstellt ein halbwahres Profil voller Zweideutigkeiten, mit privaten Fotos und sexuellen Anspielungen, die Rückschlüsse auf eine fragwürdige Moral erlauben. Was einmal eine echte Mädchenfreundschaft war, voller ewiger Geheimnisse, Gekicher und Getuschel über süße Jungs, ist umgeschlagen in Wut und Hass und Frustration. Öffentlich ausgelebt im Internet.
Für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen von heute, die Digital Natives, ist online kein technischer Zustand, sondern ein Lebensgefühl. Sie sind »on«. Selbstverständlich. Sie organisieren Kommunikation anders, ja, sie haben ein völlig anderes Verständnis davon. Die Bedeutung von Freundschaft, davon bin ich überzeugt, wird nicht leiden. Aber ihre Definition und die Definition dessen, was davon öffentlich ausgetragen wird, hat sich schon geändert – siehe Anne im ersten Fallbeispiel. Online ist Teil des normalen Lebens geworden, im Guten wie im Schlechten. Und eben deshalb werden Wut, Hass und Frustration auch im Netz ausgelebt. Wo es keine Trennung gibt, wo Digitales ebenso real ist wie die physische Welt, ist dies nur konsequent. Aber ist dies auch gut?
Wie immer in Zeiten großer Umbrüche ist die erste Generation |96| von »Natives« auch in besonderer Weise gefordert. Sie müssen den Umgang mit dem Neuen lernen, ohne sich auf die Kompetenz der Älteren stützen zu können, ohne Orientierung zu haben. Selbstverständlich gehört es auch zur Aufgabe jeder neuen Generation, sich abzusetzen von den Eltern, eigene Wege zu gehen, sich selbst ein Bild von der Welt zu machen oder eigene Lebensentwürfe zu entwickeln. Aber das Internet in seiner jetzigen Form ist so neu, dass es keinerlei Muster, Vorlagen, Modelle gibt. Gar nichts, dem man nacheifern oder das man ablehnen könnte. Zum Beispiel das, was wir fälschlicherweise »Social Communities« nennen, aber besser »Social Networks« nennen sollten. Facebook und SchülerVZ sind eben keine Poesie- oder Fotoalben früherer Zeiten, keine Kontaktanzeigen in der Lokalzeitung und erst recht kein virtuelles Treffen unter Freunden, wie es gerne erklärt wird, wenn verzweifelt nach Analogien aus der analogen Welt gesucht wird. Und es gibt sie erst seit wenigen Jahren: So kam die Wii-Spielekonsole Ende 2006 auf den Markt und ist damit älter als SchülerVZ, das drei Monate später online ging.
Das Neue bringt logischerweise auch neue Herausforderungen, und es lohnt sich die Frage an die Gesellschaft, was ein Digital Native heute denn wissen, fühlen oder können sollte. Fühlen zum Beispiel, wo die Grenzen zwischen privat und öffentlich verlaufen, was echte Freunde sind und was Netz-Kontakte. Wissen, wie mit anderen umgegangen werden soll und wie Kommunikationsformen nicht nur technisch beherrscht werden.
Ganz schön viel verlangt von 1 2-Jährigen , oder? Ab 12 darf man nämlich laut Gesetz am SchülerVZ teilnehmen.
Das öffentliche Schulsystem hat noch nicht mal annähernd darauf reagiert und das, obwohl einst aus genau einer solchen |97| gesellschaftlichen Herausforderung Bildungsmöglichkeiten auch für Arbeiterkinder und Bauernsöhne entstanden: Jugendliche waren im 19. Jahrhundert ohne Schulbildung nicht fit für die zunehmend technisierte Welt mit Eisenbahn, Telekommunikation und Dampfmaschinen. Sie benötigten grundlegende Kompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen. Es lohnt eine Diskussion darüber, welche Kompetenzen in digitalen Online-Zeiten nötig sind.
Was ist Cyber-Mobbing?
In dieser stark veränderten Welt erfahren altbekannte Phänomene ein »Update«. Aus Mobbing wurde Cyber-Mobbing, denn so könnte man das nennen, was Anne im ersten Beispiel gemacht hat. Der Begriff »Cyber-Mobbing« hat sich in Deutschland durchgesetzt, in anderen Ländern spricht man vom »Cyber-Bullying«, gemeint ist stets dasselbe.
Cyber-Mobbing, definiert als Mobbing mithilfe digitaler Medien, ist wenig greifbar und scheint doch allgegenwärtig. Dabei geht es
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