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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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in der Spüle stand eine Kaffeetasse. Nicht schlecht. „Komm rein.“
    Sie ließ sich tatsächlich dazu herab, mein Haus zu betreten, schweigend, in tadelloser Haltung. Ihr volles, gewelltes Haar fiel ihr auf die Schultern.
    „Was macht das Leben?“, erkundigte ich mich und fuhr mir ein wenig unsicher durch meine verschwitzten Haare.
    „Großartig“, erwiderte sie geistesabwesend, wobei sie mich kurz musterte, um sich dann schleunigst erfreulicheren Dingen zuzuwenden. „Es hat sich hier wirklich viel verändert.“
    „Gefällt es dir?“ Sofort ärgerte ich mich über meine Frage, denn es hatte gar keinen Sinn, bei meiner Schwester nach Komplimenten zu betteln.
    „Hm“, meinte sie vollkommen unbeeindruckt. „Es ist sehr … hübsch.“
    „Sieh dich ruhig um“, forderte ich sie resigniert auf, doch sie war bereits im Wohnzimmer, wo sie die Familienfotos an den Wänden betrachtete.
    „Wer sind diese Kinder?“, fragte sie, auf eines der Bilder zeigend.
    „Das sind die von Katie, meine Patenkinder!“
    „Ach ja.“
    Kein Lob kam Trish über die perfekt geschminkten Lippen bei ihrem Rundgang durch mein kleines Domizil. Feindselig war sie allerdings auch nicht, das war also schon mal ein Plus. Auch wenn sie es nicht zeigte, war sie bestimmt beeindruckt, und ich konnte mir nicht helfen – ich wollte vor ihr angeben. Ich beobachtete diese zierliche Person mit Kleidergröße zweiunddreißig, wie sie von Zimmer zu Zimmer ging. Diggers Schwanz klopfte hoffnungsvoll gegen die Schlafzimmertür, und im Stillen versprach ich ihm ausgiebiges Bauchkraulen, nachdem Trish gegangen war.
    „Möchtest du Tee?“, bot ich an, mehr um überhaupt etwas zu sagen.
    „Gern“, rief sie, was ich perplex zur Kenntnis nahm, weil es das erste Mal war, dass ich für meine Schwester die Gastgeberin spielte. Sehr merkwürdig. Sie kam zurück in die Küche und sagte: „Es ist schöner als zu Grans Zeiten.“
    „Oh, danke.“ Ich setzte Wasser auf.
    „Gern geschehen.“ Trish wischte den Stuhl ab, bevor sie sich setzte.
    Zähneknirschend nahm ich die letzten beiden Tassen von Grans Hochzeitsporzellan aus dem Schrank, stellte sie auf die fast transparenten Unterteller und warf zwei Teebeutel hinein. Ich wählte dieses Porzellan nicht, um Trish zu beeindrucken, denn das war ohnehin nicht möglich. Nein, ich wollte ihr nur beweisen, dass wir vom Cape auch ein bisschen Klasse besaßen. Ich nahm die Zuckerdose aus dem Schrank – Trish verzichtete selbstverständlich auf Zucker, wegen der Kalorien – und gab einen gehäuften Teelöffel voll in meine Tasse.
    „Du könntest einiges machen mit diesem Haus“, meinte sie und tippte mit einem perfekt manikürten Fingernagel auf die Tischplatte.
    „Habe ich doch schon.“ Ich setzte mich ihr gegenüber.
    Trish stutzte. „Oh, ja, sicher. Hast du das alles selbst renoviert?“
    „Katie hat mir geholfen, und Curtis und Mitch haben mir Tipps gegeben. Die Hauptarbeit habe ich geleistet, würde ich sagen. Ich habe die Holzfußböden abgeschliffen, gestrichen und so.“
    „Hm, ah ja. Nun, ich hoffe, du kennst den Wert des Hauses.“
    „Ja, kenne ich.“
    „Wir müssten uns wegen Dannys Studiengebühren keine Sorgen machen, wenn Gran das Haus uns beiden hinterlassen hätte“, sagte Trish und schob einen goldenen Armreif an ihrem schmalen Handgelenk gerade.
    Da war sie wieder, ihre Trumpfkarte: Danny. Dazu gab es von meiner Seite nichts zu sagen. Es stimmte schon, ich fühlte mich ein wenig schuldig, dass ich dieses Haus geerbt und Trish nur ein paar Tausend Dollar bekommen hatte, nur war das nicht meine Entscheidung gewesen. Gran hatte mir ihr hübsches kleines Haus hinterlassen, denn sie hatte gewusst, dass ich es liebte und mich darum kümmern würde. Zu der Zeit, als unsere Großmutter ihr Testament machte, besaß Trish ihr eigenes Haus, und Gran war sicher davon ausgegangen, dass zwischen meiner Schwester und Sam alles in Ordnung war. Natürlich kam es Trish überhaupt nicht in den Sinn, einen Job anzunehmen, um Dannys Studiengebühren aufzubringen … Ich holte tief Luft, um nicht die Geduld zu verlieren.
    Eine Minute lang herrschte peinliches Schweigen zwischen uns, nur Diggers Winseln war aus dem Schlafzimmer zu hören. Ich wäre auch lieber bei ihm gewesen.
    „Wie ist New Jersey?“, fragte ich.
    „Wundervoll“, lautete ihre prompte Antwort. „Avery ist fantastisch, und in der Stadt kann man so viel unternehmen. Sein Haus dort, ach, so etwas findet man hier auf Cape Cod gar

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