Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
Vom Netzwerk:
nicht.“
    Jetzt war ich an der Reihe „hm, ah ja“ zu murmeln. Avery – was für ein blöder Name.
    „Versteht dein … Avery sich mit Danny?“
    „Selbstverständlich.“ Die Frage schien sie zu empören. „Er liebt ihn wie einen Sohn.“
    Na, dann kann er ja ein bisschen was für die Studiengebühren springen lassen, dachte ich. Schließlich war Avery reich. „Wie schön“, sagte ich stattdessen. Zum Glück pfiff der Wasserkessel, sodass ich aufstehen und Trish hinter ihrem Rücken eine Fratze ziehen konnte. Ich goss heißes Wasser in unsere Tassen und stellte sie auf den Tisch.
    „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“, fragte ich meine Schwester. „Ich meine, Avery verbringt tägliche viele Stunden an der Wall Street. Was treibst du so, wenn er weg ist?“
    Trish tauchte ihren Teebeutel vornehm mehrmals in die Tasse, bis ihr Tee die richtige Stärke hatte. Dann ließ sie den Beutel über der Tasse baumeln und warf mir einen fragenden Blick zu. Mist, ich hatte Löffel vergessen. Genervt nahm ich den Teebeutel in die bloße Hand und schmiss ihn in die Spüle, ohne von meinem Platz aufzustehen.
    „Wir haben so oft Gäste, und es gibt immer tausend Dinge zu erledigen, Reservierungen, die neuesten Restaurants in Erfahrung bringen, Tickets für den Broadway besorgen, falls Avery Klienten beeindrucken muss. Außerdem mache ich jeden Tag Fitnesstraining in unserem Club und muss die Hausangestellten anleiten.“
    „Wow, du hast aber viel um die Ohren.“
    „Das kann man wohl sagen“, meinte sie. „Du machst dir keine Vorstellung, was dieser Lebensstil erfordert. Mir gefällt das. Ich will nicht die Ehefrau eines Polizisten sein und jede Woche Sand aus meinem Wagen saugen müssen. Ich fahre lieber in die Stadt, wo ich Museen besuche oder mir Theaterstücke ansehe. Die Welt ist größer als Cape Cod, weißt du.“
    „Oh, das weiß ich. Es gibt nur nichts Besseres als Cape Cod. Und keinen besseren Mann als Sam! Wie ist es nur möglich, dass er dir nicht fehlt? Wünschst du dir nie dein altes Leben zurück?“
    „Nicht wirklich. Natürlich vermisse ich Danny und Mom und Dad. Aber warte, bis du noch zehn Jahre hier gelebt hast“, meinte sie bitter. „Dann sprechen wir uns wieder.“
    „Wenn es hier so trist ist, warum besitzt Avery dann ein Haus in Wellfleet?“
    Ihm gehörte eine dieser Monstrositäten mit Blick auf Wellfleet Harbor, ein massives, demonstrativ modernes Haus aus Glas und Chrom. Dort hatten meine Schwester und Mister New Jersey sich kennengelernt, denn Trish hatte im letzten Frühjahr eine Häuserbesichtigungstour organisiert, und offenbar fand sie Averys Schlafzimmer besonders interessant.
    „Ach das.“ Sie winkte ab und trank einen Schluck Tee. „Das haben wir verkauft.“
    Digger fing an, herzzerreißend zu winseln.
    „Ich kann nicht glauben, dass du dir einen Hund angeschafft hast“, sagte Trish mit säuerlicher Miene.
    „Warum bist du eigentlich hier?“, fragte ich unverblümt.
    „Wie bitte?“
    „Warum bist du hergekommen? Für ein Gespräch unter Schwestern?“
    „Nein, eigentlich nicht“, gestand sie. „Ich bin hier, um Danny abzuholen, aber er und Sam sind anscheinend irgendwo unterwegs. Mom war nicht zu Hause, also bin ich zu dir gefahren, um die Zeit totzuschlagen.“
    Diggers Jaulen wurde einen Ton tiefer und klang jetzt mehr wie ein Stöhnen. Ich hätte gern eingestimmt.
    „Trish“, begann ich, wurde aber vom Klingeln des Telefons unterbrochen. Dankbar stand ich auf und meldete mich, während Digger wie verrückt an der Tür kratzte, weil er meine Schritte hörte. „Aus, Killer“, befahl ich, bevor ich den Hörer abnahm.
    „Hallo Millie.“
    Hurra, es war Joe!
    „Hallo Joe“, sagte ich und ging ins Wohnzimmer, damit Trish das doofe Grinsen nicht sah, das sich auf meinem Gesicht ausbreitete.
    „Wie geht es dir?“, erkundigte er sich.
    „Großartig“, log ich. „Was gibt’s?“
    „Oh, ich habe gerade ein paar Minuten Zeit und wollte mich nur mal melden.“
    Ah, ich liebte ihn! „Wie geht es dir?“, fragte ich ihn und errötete angesichts des neu entdeckten Vergnügens, am Telefon einfach zu quatschen.
    „Na ja, jetzt geht es mir gut.“
    Ich gab unwillkürlich einen behaglichen Laut von mir. In der Küche stellte Trish klappernd ihre Tasse auf die Untertasse, damit ich nicht vergaß, dass sie bereits seit dreißig Sekunden nicht mehr im Mittelpunkt stand. „Hör zu, Joe, es tut mir leid, aber es passt im Augenblick nicht so gut … Meine

Weitere Kostenlose Bücher