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Gute liegt so nah...

Gute liegt so nah...

Titel: Gute liegt so nah... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Higgins
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willen, ich war nicht der Typ, der ein Abendessen zauberte, um seine Freunde zu beeindrucken. „Tut mir leid, heute habe ich schon etwas vor. Aber wie wäre es Freitag?“ Das sollte genügend Vorlaufzeit sein.
    „Freitag? Gern.“ Oh Joe, du bist so liebenswürdig und süß. Überdies küsst du auch noch unglaublich gut.
    „Sagen wir gegen sieben?“, schlug ich vor.
    „Abgemacht.“
    „Gut.“ Wir schwiegen.
    „Millie?“
    „Ja?“
    „Ich kann es nicht er war ten.“
    Ich platzte fast vor Glück. „Du bist süß“, sagte ich mit sanfter Stimme.
    „Nein, du“, erwiderte er.
    „Gute Nacht“, sagte ich.
    „Bis Freitag.“ Er legte auf.
    Äußerst vorsichtig steckte ich das Telefon wieder in die Ladestation und starrte es an. Digger kam freudig wedelnd zu mir. Aus der Küche konnte ich seine Ausscheidungen riechen, was das einzig Reale an diesem unwirklichen Abend zu sein schien.
    Joe Carpenter fand mich süß und konnte es kaum erwarten bis Freitag. „Ich wusste, dass es klappen würde“, sagte ich zu meinem Hund. „Ich wusste, er würde sich in mich verlieben. Ich wusste es einfach.“ Joe Carpenter würde mich in meinem sauberen, hübschen, gemütlichen Haus besuchen, um ein köstliches Dinner mit der süßen, attraktiven Millie einzunehmen und meinen wunderbaren Hund kennenzulernen und … war das vielleicht noch zu früh? Ich gab mich noch weitere fünfzehn Minuten meinem lüsternen Glückstaumel hin, ehe ich mich zusammenriss. Es gab zu tun.
    Um das Medizinstudium erfolgreich zu überstehen, musste man sehr ordentlich sein („pingelig“ könnte man auch sagen). Zum Beispiel musste man Listen lieben, und das tat ich.
    Mittwochnachmittag (also jetzt)
    1. Kühlschrank reinigen. Hefe wegwerfen
    2. Ofen reinigen
    3. Badezimmer gründlich putzen, damit es Freitag frisch duftet
    4. Staub wischen
    5. Einkaufsliste für das Abendessen erstellen
    Donners tag
    1. Lebensmittel, Bier und Wein einkaufen
    2. Nachmittags Fußböden wischen, falls es regnet erst Freitagmittag
    3. Bett beziehen, für alle Fälle
    4. Film aus der Videothek ausleihen, falls es mit Punkt 3 nichts wird
    5. Curtis/Mitch anrufen wegen Garderobe
    Freitag
    1. Digger waschen und aufpassen, dass er sich anschließend nicht in Aas wälzt
    2. Kochen
    3. Falls nötig, Küchenfußboden wischen
    4. Tisch decken
    5. Duschen/Haare/Make-up/Klamotten
    Was sollte ich bloß kochen? Schließlich ging es um das allererste Essen, das ich meinem Freund vorsetzte. Denn nach Freitagabend würde ich mich getrost als Joes Freundin betrachten können.
    Da ich viele schmerzliche Lektionen über das Austauschen bestimmter Zutaten gelernt hatte, wusste ich, dass ich die Anweisungen eines Rezepts genauestens befolgen musste. Es sollte etwas Köstliches sein, aber nicht so schwierig, dass es mich in Chaos und in Verzweiflung stürzte, allerdings kompliziert genug, um meinen Gast dezent zu beeindrucken. Nicht zu viel Knoblauch, also kamen alle italienischen Gerichte nicht infrage. Vielleicht ein Gericht aus dem Ofen, ein Auflauf zum Beispiel. Nein, kein Auflauf in dem Sinne, das sah nach bemuttern aus. Hm, was nur? Zu klischeehaft durfte es auch nicht sein, zu gediegen, zu scharf, zu farblos, zu durcheinander.
    Nachdem ich stundenlang meine drei Kochbücher gewälzt hatte, entschied ich mich für folgendes Menü, um Joes Herz über den Umweg seines Magens zu gewinnen: Gemischter grüner Salat mit Himbeervinaigrette, Shrimp-Étouffée an Reis, gegrillter Sommer kür bis und Zucchini mit Parmesan, zum Dessert Blaubeerkuchen.
    Joe liebte Shrimps, wie ich im Lauf der Jahre in verschiedenen Restaurants hatte beobachten können. Das mit dem Sommerkürbis und der Zucchini war eine hübsche Idee, denn es handelte sich um das Gemüse der Saison und war bunt. Tja, und welcher Mann liebte keinen Blaubeerkuchen? Alles in allem dürften die Gerichte nicht allzu schwer zuzubereiten sein. Nachdem ich die Rezepte mehrmals gelesen hatte, war ich der Meinung, dass ich höchstens mit der Kruste des Kuchens Probleme bekommen könnte.
    Aber dem Mutigen gehört die Welt. Meine Mom war eine Meisterbäckerin und würde mir bestimmt liebend gern beim Kuchen helfen. Ich rief sie an, und natürlich freute sie sich, gebraucht zu werden.
    Obwohl es schon nach acht war, legte ich eine Tom-Petty-CD ein und machte mich an die Arbeit, indem ich die Reste eines schon lange zurückliegenden Abendessens aus meinem Ofen kratzte und schrubbte. Ich warf die Gardinen in die Waschmaschine und sah meinen

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