Gute Maedchen tuns im Bett, boese ueberall
jeder wurde schon gefragt, wie viele Männer oder Frauen er/sie hatte. Und nach wahrheitsgemäßer Beantwortung dieser Frage herrschte meist eine seltsame Stimmung. Natürlich sagt uns die Vernunft: Klar hatte der andere ein Vorleben. Wir auch. Aber. Und dann kommt das aber. Aber ob die Vorgänger besser waren. Im Bett, natürlich. Oder besser aussahen. Oder ob deroder diejenige ihnen nicht vielleic ht hinterhertrauert, weil der andere sie verlassen hat.
Wer weiß? Vielleicht sind sie ja zusammen glücklich. Plötzlich kommt die Sprache auf ihren Ex-Mann. Und daß er die Scheidung wollte. Und sie nicht. Kommt da nicht der Gedanke hoch, daß sie ihrem Ex noch nachweint, manchmal, oder sich wünscht, ihr jetziger Freund wäre mehr so wie er? Oder andersherum. Sie ist, sagen wir mal, 25. Und eines Tages stellt er ihr die Frage, mit wie vielen Männern sie schon geschlafen hat. Sie nennt eine Zahl, die über dem Durchschnitt liegt. Er schluckt. Warum hat sie das getan? Hat sie ihre Beziehungen nie monogam gelebt? Hat sie all diese Männer geliebt? Wird sie dieses Bedürfnis noch immer haben, mit vielen Männern zu schlafen (wobei »viel« jeder einzelne für sich definiert. Für die einen sind drei in 10 Jahren viel, für andere 30 in drei Jahren). Und der Mann wird eifersüchtig. Nicht nur die Angst vor den Zukünftigen macht ihn mißtrauisch, sondern auch die Tatsache, daß viel mehr bei ihr waren, als er sich vorstellte, als er sich in sie verliebte.
Vergangenheitseifersucht ist zwar das unlogischste, an dem man leiden kann, aber sie ist normal. Junge Menschen leiden eher darunter, aber als Hauptursache liegt die Vergleichsangst dahinter, die ich schon beschrieben habe. Trotzdem: Stellen Sie sich vor, Sie unterhalten sich mit Ihrem Partner über seine Beziehungen, und er erzählt frei Schnauze: Klar, wir hatten eine schöne Zeit. Sie war toll. Ich konnte mit ihr jede Menge Spaß haben. Und dann folgt noch eine persönliche Anekdote. Nach dem Motto: Ich weiß noch... wie wir...
Zweischneidig ist auch, wenn man in den Urlaub fahren möchte und es heißt: Ach, da in der Nähe bin ich mit X auf den Berg gestiegen. Das war wirklich schön.
Wie schön, daß es schön war. Gift und Galle kommen hoch. Schön! Warum sind die beiden nicht zusammengeblieben, wenn es ach so schön war. Und überhaupt, warum wird das jetzt breitgetreten?
Also Vorsicht: Wenn Sie tatsächlich eine schöne Zeit mit jemandem hatten, sollten Sie das nicht dauernd erzählen. Auch nicht einmal im Monat. Fast gar nicht. Es sei denn, Ihr Partner kann es wegstecken, daß es nicht mit ihm die absolute Superklasse ist, sondern, daß Sie ähnliche Gefühle schon mal jemandem entgegengebracht haben.
Ich rate auch jedem jungen Paar (jung heißt hie r frisch verliebt), sich nicht gleich am Anfang zu gestehen, wie viele da vorher waren. Oder wie sie aussahen, was sie toll konnten und was man zusammen erlebt hat. Das kann, obwohl längst getauter Schnee von vorgestern, zu mysteriösen Spannungen führen, die man kaum analysieren kann. Nur, daß sie lästig sind.
Und nun, werden Sie sich jetzt fragen? Soll ich etwa lügen, wenn mein Partner fragt? Soll ich ihm etwa nicht sagen, daß meine Ex-Freundin den kleinen Unterschied der Geschlechter kannte und auch, wie man ihn größer macht? Oder daß der ExFreund tatsächlich dafür sorgte, daß man gute Bekanntschaft mit seinem besten Stück machte? Namen vermeiden, Zahlen unterschlagen, sagen, daß alles Scheiße war?
Nee. Nur ein bißchen schweigen. Oder schwindeln. Schweigen ist besser. Sonst verplappern Sie sich noch. Zu was sich jeder überwinden sollte, ist Verständnis für Vergangenheitseifersucht. In den Arm nehmen, sagen: Hey, was soll's, ich liebe dich, ich bin glücklich mit dir, und ich hoffe, daß ich das nie jemandem erzählen muß. Weil wir beide zusammenbleiben. Okay. Küß mich.
Oder so. Und, liebe Eifersüchtler: Laßt es sein, Fragen zu stellen. Lernt, tief durchzuatmen und selbstironischer zu werden. Denn: Was habt ihr nicht alles in der Vergangenheit getrieben? Na?
24. Kapitel
Und bist du nicht willig, so brauch' ich Gewalt
»Frauen wollen vergewaltigt werden.« Soso.
Und Kinder auch? Und Ehefrauen? Und Jungfrauen? Alle? Diese Feststellung ist dermaßen widerlich, daß ich pausenlos auf jeden draufschlagen könnte, der so etwas verbreitet. Ich frage mich, wer sich das ausgedacht hat. Kaum denke ich ein bißchen darüber nach, so fällt mir das Wort Erziehung ein. Eine Tradition, die
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