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Gute Nacht Jakob

Gute Nacht Jakob

Titel: Gute Nacht Jakob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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zum Beispiel seine Suppe mit dem >Geräusch eines verendenden Büffels< schlürfe.
    Nach dem Abendessen wurde Franz total stumpfsinnig. Er legte sich in meinem Zimmer auf das Sofa und massierte seinen Magen. Mir war das nur recht, denn so konnte ich in Ruhe an Harras denken. Meine Phantasie ging wie üblich auf Hochtouren, und ich sah mich mit allen erdenklichen Hunderassen durch Wälder streifen, jagen und Seite an Seite mit ihnen am Lagerfeuer rasten.
    »Neun Uhr!« sagte die Mama, den Kopf zur Tür hereinsteckend. »Was ist denn hier los? Man hört euch ja gar nicht!«
    Franz richtete sich auf und erklärte, nun ginge es schon wieder. Ich verabschiedete ihn zerstreut.
    Beim Gutenachtkuß hielt ich die Mama fest: »Kost’ ‘n Hund viel?«
    »Wieso, willst du etwa einen haben?«
    »Ach, Mammi, er hat ganz runde braune Augen und gibt die Pfote, und wenn Einbrecher kommen, bringt er sie einfach um. Du fürchtest dich doch immer so!«
    »Ja, wer denn?«
    »Na, der Harras, den Franz jetzt in Pension hat.«
    »Aber der gehört doch einem anderen. Den kann man doch nicht kaufen!«
    »Natürlich nicht. Aber so ‘nen ähnlichen. Vielleicht noch ‘n bißchen größer.«
    Sie strich mir über den Kopf: »Du glaubst doch nicht, daß Opapa das erlaubt.«
    »Und wenn ich ihn nun richtig bitte?«
    »Laß das, du ärgerst ihn nur.«
    Den ganzen nächsten Tag dachte ich nach. Am Abend, als Opapa in der Sofaecke saß und eine Zigarre rauchte, kletterte ich ihm wie vor langer Zeit, als ich noch ein kleiner Junge war, auf die Knie.
    »Na, Herr General«, sagte er, »worum handelt sich’s denn?«
    »Du, Opapa... ich muß dich mal was fragen.«
    »??«
    »Du hast doch gesagt, Onkel Gustl (Tante Jennys Mann und Oberförster, mit dem sich Opapa sehr gut verstand) ist ‘n feiner Kerl.«
    »Ja — natürlich.«
    »Ich finde auch, daß Onkel Gustl ‘n feiner Kerl is. Ich möchte eigentlich lieber Förster werden als Offizier.«
    »Nanu?«
    »Ach, weißt du, im Wald ist es eigentlich viel schöner als auf dem Kasernenhof. Und außerdem, wenn ich so viel im Wald ‘rumgehen muß wie Onkel Gustl, kriege ich vielleicht auch so schöne dicke Waden wie er, und es sagt niemand mehr >Storchbein< zu mir.«
    Opapa räusperte sich: »Natürlich nicht, mein Junge, natürlich nicht.«
    Die Mama stopfte Strümpfe und schnitt einen Faden ab. Sie machte einen schuldbewußten Eindruck, vielleicht, weil ich von ihr die dünnen Beine geerbt hatte. Die Omama hatte die Zeitung sinken lassen und sagte: »Wenn du erst lange Hosen trägst, Hänschen, sieht man’s nicht mehr.«
    Diese Bemerkung paßte gar nicht in meinen Feldzugsplan, und ich ignorierte sie deshalb. »Ein Förster«, sagte ich und schmiegte mich an Opapas Stoppelbart, »muß natürlich auch einen Hund haben.«
    »Natürlich...«, sagte Opapa vorsichtig, »...wenn er erst Förster ist!«
    »Ich könnte mich ja schon immer üben. Opa... ich... ich... möchte einen Hund!«
    Opapa lachte: »Das war aber ein erstklassiges Umgehungsmanöver, Herr General. Schlag dir das aus dem Kopf. Ein Hund bedeutet Unordnung, Unsauberkeit und Aufregung. Außerdem soll man ihn nicht in einer Stadtwohnung halten. Erst wenn du Förster bist...«
    Ich fühlte, wie mir die Tränen in die Augen traten, verabschiedete mich und ging zu Bett, zum Bersten voll von Unverstandenheit. Ach, war das schön, sich selbst so furchtbar leid zu hm.
    Nebenan hörte ich Omama sagen: »Das Kind ist einsam, Max!«
    »Aber Paulchen... ein Hund!«
    »Es muß ja nicht ein Hund sein...«
    Dann sprachen sie leiser, und ich konnte nichts mehr verstehen. Es interessierte mich auch nicht. Wenn es nicht ein Hund war, so einer wie Harras, war mir alles egal.
    Als ich auch in den nächsten Tagen Zeichen tiefer Melancholie zeigte, kam der Familienrat zu einer Kompromißlösung. Es war eine Schildkröte, die ich mir in der Tierhandlung aussuchen durfte. Ich nahm sie gehorsam an und versuchte, meine unbenutzte Liebe zur Kreatur auf sie zu übertragen. Das Ergebnis war kümmerlich. Wilhelmine, wie sie getauft wurde, gab sich meist im Inneren ihres Gehäuses Meditationen hin. Ab und zu wandelte sie mal ein paar Meter oder sie schob auch ihren Schlangenkopf mit dem Faltenhals heraus und fraß gnädig ein Salatblatt. Sehr bald aber wurde sie gänzlich trübsinnig, und eines Tages kroch ihr eine dicke Made aus dem Leib. Das Gehäuse wurde in dem kleinen, schwindsüchtigen Garten auf dem Hof beigesetzt, und ich bemühte mich vergeblich, eine Träne zu

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